Der Star ist das Team – manchmal

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Wieso Tennis mehr ist als eine Einzelsportart – die Sandplatzgötter über das zwiespältige Verhältnis der Profis zu den Teamwettbewerben.

Roger Federer und seine Vermarktungsagentur „Team8“ haben eine uneigennützige Idee. Ab 2017 soll es im September den „Laver Cup“ geben, ein Event bei dem – angelehnt an den Ryder Cup im Golf – europäische Top-Profis gegen den Rest der Welt antreten. Juhu, endlich noch ein Mannschaftswettbewerb!

Die Nachricht dokumentiert die Schizophrenie des Tennissports in Bezug auf seinen Status, sein Wesen. Schon die Benennung des Spielgeräts und des Equipments macht es deutlich: Tennisbälle heißen nicht „Teamgeist“, sondern „No.1“ oder „Tournament“. Team-Versionen von Schuhen und Schlägern sind keine Spitzenmodelle im Sortiment der Hersteller. Tennis wird als Einzelsport wahrgenommen und entsprechend von den Tour-Organisationen ATP und WTA positioniert.

Das Doppel, die kleinste Form des Teams, fristet ein Schattendasein. Regeländerungen wie der Match-Tiebreak als dritten Satz dienen nur vordergründig der Attraktivitätssteigerung. Tatsächlich sollen sie die Matches auf „Teufel-komm-raus“ abkürzen. Den klassischen Teamwettbewerben Davis Cup und Fed Cup droht immer wieder ähnliches: An Regeln und Modus wird rumgeschraubt mit dem Argument, Spieler und Publikum weiter für diese Mannschaftswettbewerbe interessieren zu wollen.

Tennis ist Mannschaftssport – vor allem in Deutschland

Dabei ist Tennis, gerade in Deutschland, für den Großteil der aktiven Tennisspieler vor allen Dingen ein Mannschaftssport. Für alle, die wie die Sandplatzgötter unterhalb irgendwelcher DTB-Ranglisten im Wettkampf Spaß am Tennis haben wollen, besteht „die Saison“ aus den Punktspielen mit der eigenen Medenmannschaft. Das Teamerlebnis an fünf, sechs Wochenenden im Jahr hält viele Leute überhaupt beim Tennis.

Auch einen Mangel an Zuschauerinteresse und Begeisterung kann man in den meisten Ländern, die im Fed- und Davis Cup ins Finale vorstoßen, eher nicht feststellen, ganz im Gegenteil. Ach ja, wenn die deutschen Nationalteams spielen, sind die TV-Quoten bei Sat.1 Gold ziemlich schlecht. Aber: Die TV-Quoten welcher Sportart würden in diesem Sendeumfeld, eingequetscht im Resteverwertungs-Kanal zwischen „ Mord ist ihr Hobby“ und „Richterin Barbara Salesch“, eigentlich ungeahnte Höhen erreichen?

Roger Federer (2.v.l.) und sein Schweizer Team mit der "hässlichsten Salatschüssel der Welt".

Roger Federer (2.v.l.) und sein Schweizer Team mit der „hässlichsten Salatschüssel der Welt“.

Und die Haltung der Profis? Da herrscht die oben angesprochene Schizophrenie vor. Murray, Federer, Djokovic – mit der hässlichsten Salatschüssel der Welt über den Kopf gereckt und mit Tränen in den Augen sind alle schnell dabei, den Sieg im Team als einen der schönsten, wenn nicht den schönsten Triumph ihrer Karriere zu deklarieren. Was im Fall der Fälle aber schnell vergessen ist, wenn vor der nächsten Saison „aus Termingründen“ der Davis Cup abgesagt wird. Um dann später im Jahr bei der Asien-Showliga IPTL aufzulaufen. Und demnächst auch beim „Laver Cup“. Weil ein Teamwettbewerb so attraktiv für Spieler und Publikum ist. Manchmal.

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