Rittner: „Viele starke Pferdchen“
Köln (SID) – Das deutsche Damentennis schreibt endlich wieder positive Schlagzeilen. Im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) äußert sich Barbara Rittner als Teamchefin des Deutschen Tennis Bundes zu den jüngsten Erfolgen, den mittelfristigen Aussichten und der generellen Situation um die Williams-Schwestern und die umstrittene Nummer eins Caroline Wozniacki.
SID: „Hat Andrea Petkovic in Melbourne eigentlich eine große Chance vertan oder genutzt?“
Barbara Rittner: „Ganz sicher genutzt, sie hat im Achtelfinale eine absolute Weltklasse-Leistung gegen Maria Scharapowa gezeigt. Li Na war dann schon ein harter Brocken, die war spätestens nach ihrem Erfolg in Sydney eine große Favoritin auf den Turniersieg in Melbourne. Mehr war für Andrea in dieser Konstellation noch nicht drin. Die Betonung liegt auf noch.“
SID: „Was trauen Sie ihr in diesem Jahr noch zu?“
Rittner: „Die Top 20 sind in Reichweite. Andrea wird nun immer öfter bei großen Turnieren gesetzt sein, was auch immer ein kleiner Vorteil ist. Wenn sie gesund bleibt und so weitermacht, traue ich ihr in diesem Jahr durchaus auch die Top 15 zu.“
SID: „Was kann sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere erreichen? Sind die Top Ten ein realistisches Ziel?“
Rittner: „Wenn man mit 23 Jahren stetig nach vorne gekommen ist, nun an die Top 20 klopft und so hart arbeitet, wie Petko es tagein, tagaus tut, sind die Top Ten ganz bestimmt ein realistisches Ziel. Wenn man die dann mal erreicht hat, spielen auf dem Weg nach ganz oben ganz viele kleine Dinge entscheidende Rollen.“
SID: „Erleben wir gerade den Beginn einer neuen Blüte im deutschen Damentennis?“
Rittner: „In gewisser Weise schon. Nach einer längeren Durststrecke sieht es so aus, als könnten sich mit Petko, Julia Görges und auch Angelique Kerber drei Spielerinnen in dem Bereich Top 50 nicht nur etablieren, sondern vor allem weiterentwickeln. Nicht zu vergessen Sabine Lisicki, die vor gerade mal einem Jahr die Nummer 22 der Welt war und aufgrund von Verletzung wieder neu anfangen muss. Auch Anna-Lena Grönefeld sollte man als ehemalige Nr. 14 der Welt noch nicht abschreiben.“
SID: „Wie stark kann sich Julia Görges noch positionieren?“
Rittner: „Jule hat Riesenpotenzial und wird dies auch ausschöpfen. Sie ist auf dem Sprung in die Top 30. Auch Jule traue ich, wenn sie so weiter arbeitet, die Top Ten zu. Etwas Geduld sollte man aber mit den Mädels haben, sie sind ja alle erst Anfang 20.“
SID: „Ist die Hackordnung im deutschen Damentennis jetzt erstmal zementiert?“
Rittner: „Nein. Am Beispiel Lisicki sieht man, wie schnell alles plötzlich wieder ganz neu gemischt werden kann. Eine Verletzung, private Probleme, Krankheiten – viele Dinge können eine Entwicklung unterbrechen. Deshalb ist es ein schönes Gefühl, viele starke Pferdchen im Stall stehen zu haben.“
SID: „Wo sehen Sie kurz- bis mittelfristig die Entwicklung von Anna-Lena Grönefeld?“
Rittner: „Sie hat ein schwieriges Jahr mit einem Ermüdungsbruch im Fuß hinter sich. Sie muss fit werden und für Tennis leben. Wenn sie das tut, wird sie wieder zurückkommen.“
SID: „Und was ist Sabine Lisicki noch zuzutrauen?“
Rittner: „Sabine wird zurückkommen, daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Man muss eben etwas Geduld mit ihr haben, bzw. Sabine vor allem mit sich selbst. Und sie muss weiter hart arbeiten.“
SID: „Ist die Ära der Williams-Schwestern im Welttennis vorbei?“
Rittner: „Vorbei ist sie erst, wenn die beiden aufhören, und das ist mir zumindest noch nicht zu Ohren gekommen. Ansonsten sind sie trotz Verletzungen und anderer Interessen immer Mitfavoritinnen, wenn sie irgendwo auftauchen.“
SID: „Ist Caroline Wozniacki eine starke Nummer eins?“
Rittner: „Sie ist momentan die Nummer eins der Welt, und das spricht für sich. Caro ist eine sehr harte Arbeiterin, die vielen vormacht, wie weit man mit dieser harten Arbeit kommen kann. Trotzdem hat sie noch kein Grand-Slam-Turnier gewonnen, das wird sie immer wieder zu hören kriegen.“
SID: „Und die neuen Namen in den nächsten Jahren?“
Rittner: „Neue Namen, das ist ja immer relativ. Petkovic, Görges zählen sicher dazu. Außerdem habe ich Petra Kvitova, Yanina Wickmayer, Jarmila Groth, Jaroslawa Schwedowa, Polona Hercog, Anastasija Sevastova und auch Sabine Lisicki auf dem Zettel.“
SID: „Wie stehen die Chancen des Fed-Cup-Teams am Wochenende gegen Slowenien?“
Rittner: „Es ist eine gefährliche Partie, aber wenn wir an die Leistungen von Australien anknüpfen können, sind wir leicht im Vorteil, obwohl wir auswärts spielen. Wir sind jedenfalls hier, um zu gewinnen.“
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