TENNIS-OPEN-AUS

Petkovic dank Williams-Aufgabe im Achtelfinale

Das Ende kam aprupt. Venus Williams stand von ihrem Stuhl auf, gab der Schiedsrichterin die Hand und umarmte Andrea Petkovic. Diese stand in der Night Session nur vier Minuten auf dem Platz, sieben Punkte wurden gespielt, dann gab ihre prominente Gegnerin aus den USA die Partie beim Stand von 0:1, 0:30 verletzt auf. Die extrovertierte Darmstädterin Petkovic hatte damit das Achtelfinale der Australian Open in Melbourne erreicht.

Julia Görges leider nicht. Die 22-Jährige unterlag der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Maria Scharapowa zuvor in einem Klassematch mit 6:4, 4:6, 4:6. Das erhoffte Duell der beiden deutschen Powerfrauen ist damit gescheitert. Petkovic muss nun am Sonntag gegen Scharapowa versuchen, erstmals in das Viertelfinale einzuziehen und kann dabei Revanche für Görges üben.

„Jule hat wirklich super gespielt. Eigentlich muss ich ein bisschen sauer auf sie sein, denn Scharapowa ist jetzt richtig im Turnier drin“, meinte Petkovic. Görges forderte der dreimaligen Grand-Slam-Siegerin 2:29 Stunden lang alles ab. „Das war eines der besten Matches, das ich je gespielt habe“, sagte die Verliererin, „ich muss mir nichts vorwerfen.“

Dass Venus Williams unter einer Verletzung litt, war bekannt. Sie hatte sich am Mittwoch im Match gegen Sandra Zahlavova eine schwere Zerrung des Hüftbeugers zuzgezogen. „Ich habe auf ein Wunder gehofft, dass ich irgendwie durchkomme“, sagte Williams, die erstmals in ihrer Karriere ein Match bei einem Grand-Slam-Turnier aufgab, „aber ich konnte mich nicht bewegen, es war zu schmerzvoll.“

Komisches Gefühl bei Petkovic

Petkovic zog so mit gemischten Gefühlen in die nächste Runde ein. „Es ist komisch jetzt“, sagte sie: „Einerseits freue ich mich sehr über das Weiterkommen, andererseits habe ich mich super gefühlt und hätte gerne gespielt. Nur wenn man sich scheiße fühlt, ist man glücklich, wenn die andere aufgibt.“

Gleich der erste Ball machte schon jedem der fast 15.000 Besucher in der Rod-Laver-Arena klar, dass es eine schnelle Angelegenheit werden könnte. Williams schlug auf, Petkovic returnierte, die Amerikanerin machte aber keine Anstalten den Ball zu erreichen. Das Ende kam schließlich, als Williams versuchte, einen Aufschlag der Darmstädterin zurückzubringen. Sie streckte sich, schrie auf, zuckte zusammen. Sie ließ sich noch kurz behandeln und gab das Spiel schließlich auf.

Petkovic hat damit zum zweitenmal in Folge in der dritten Runde bei einem Grand-Slam-Turnier von der Verletzung einer Gegnerin profitiert. Bei den US Open im September konnte ihre Gegnerin Peng Shuai (China) gar nicht erst antreten. „Ich hoffe, ich bedeute für die anderen Mädels nicht einen Fluch“, scherzte sie, erinnert aber auch an New York: „Ich habe durch diese Pause damals innerlich die Spannung verloren.“

Den Beweis, dass sie auch ohne verletzte Gegnerinnen in die Runde der letzten 16 bei einem der vier Major-Turniere vorrücken kann, muss die 23-Jährige also noch antreten. Dennoch bestätigt ihr Erfolg den Aufwärtstrend der deutschen Damen, den auch Julia Görges trotz ihres Scheiterns beeindruckend untermauert hat. Die Holsteinerin hat mit ihrem Match gegen Scharapowa ein Versprechen für die Zukunft gegeben.

Beherzter Kampf

Sie lieferte der ehemaligen Weltranglisten einen beherzten Kampf, der die Zuschauer begeisterte. Auch die Siegerin war voll des Lobes: „Sie scheint in der Lage zu sein, aus jeder Ecke des Platz Winner zu schlagen.“

Für Görges hat es noch nicht ganz für das Achtelfinale bei einem Major gereicht, aber man kann fast sicher davon ausgehen, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Die 38. der Weltrangliste zeigte keinerlei Respekt vor der Kulisse, dem Stadion, den Umständen und der Gegnerin: „Früher“, sagte sie, „früher habe ich gegen Namen verloren, aber ich habe gelernt, dass ich auch gegen solche Gegnerinnen aktiv sein muss und meine Chancen suchen.“

Bis zuletzt demonstrierte sie mit geballter Faust und aggressiver Körpersprache den Glauben an sich und die Wende. „Man ist immer enttäuscht wenn man verliert“, sagte Görges anschließend, „aber das Match hat mir gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, es hat gezeigt, dass ich Spielerinnen wie sie wirklich schlagen kann.“

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