US Open-Stories: Kohlis Trainingstage mit Roger Federer
Herr Kohlschreiber, Sie haben sich auf die US-Hartplatz-Turniere gemeinsam mit Roger Federer in Zürich vorbereitet wie war´s?
Die zehn Tage mit Roger haben mir definitiv einen Push gegeben. Das war für mich das beste Trainingslager überhaupt. Das Niveau war, wie man sich vorstellen kann, unglaublich hoch. Außerdem habe ich bei der Gelegenheit Roger und seine Familie näher kennengelernt.
Wie ist er denn so?
Sehr freundlich und unkompliziert. Zwischen uns entwickelte sich eine gute Harmonie. Beim Training, aber auch abseits des Platzes.
Warum hat er ausgerechnet Sie zu diesem Training eingeladen?
Gute Frage. Ich weiß es nicht.
Sie haben ihn nicht danach gefragt?
Nein. Wäre eigentlich interessant gewesen. Ich kann es nur aus meiner Sicht wiedergeben: Ich bin ein idealer Trainingspartner, kann viel Rhythmus geben und bin natürlich sehr sympathisch (lacht).
Wie liefen die Tage ab?
Wir haben bis zu zwei Trainingseinheiten am Tag absolviert, aßen zusammen und bauten auch ein paar Fitnessblöcke ein. Zwischendurch waren einige von Rogers Freunden da. Es war eine sehr familiäre Atmosphäre.
Haben Sie den Einfluss von Paul Annacone schon gespürt, den neuen Coach von Federer?
Definitiv. Er drängt ihn dazu, aggressiver zu spielen. Annacone will, dass Federer variabler wird. Mit mehr Netzangriffen und Serve-And-Volley-Attacken.
Kamen Sie sich nicht wie ein besserer Sparingspartner vor?
Ich habe für Roger nicht den Kasper gemacht, keine Angst. Die Übungen waren sehr ausgeglichen. Manchmal musste er auch etwas für mich machen.
Haben Sie die Trainingsspiele gegen Federer gewonnen?
Darauf kommt es ja nicht an.
Aber einen Satz haben Sie gegen ihn schon geholt?
Ja, das kam schon vor, gerade am Ende der zehn Tage. Da war ich sehr gut drauf.
Ein richtiges Match gegen Federer mussten sie in der dritten Runde von Cincinnati wegen Schulterbeschwerden absagen. Wie geht es der Schulter jetzt?
Sie fühlt sich schmerzfrei an. Ich bin aber noch nicht bei 100 Prozent.
Sie suchen per Anzeige einen neuen Trainer. Schon fündig geworden?
Noch nicht endgültig. Es gibt aber Kontakt zu ein paar Kandidaten.
Brad Gilbert, der Ex-Coach von Andre Agassi, soll dabei sein?
Bestimmt nicht. Der macht es nicht für unter eine Million Dollar Gage pro Jahr. Das ist nicht meine Preisklasse.
Wie muss Ihr neuer Coach sein?
Grundsätzlich bin ich für jeden offen. Einzige Einschränkung: Es sollte kein Deutscher sein. Letztlich ist es eine Frage des Vertrauens. Es muss eben passen.
Soll es ein Schleifer werden oder eher jemand, der Sie an der langen Leine lässt?
Ich habe ein Problem mit Trainern, der zu viel Autorität ausstrahlen. Ein Mitspracherecht will ich schon haben. Das heißt jetzt nicht, dass ich mir nichts sagen lassen will. Mir geht es darum, ein richtig gutes Team mit dem neuen Coach zu bilden.
Sie treffen hier in der zweiten Runde auf Gilles Simon. Wie sind die Aussichten?
Er ist einer der Besseren unter den ungesetzten Spielern, das wird ein harter Brocken. Im Vergleich zur ersten Runde muss ich mich steigern. Aber ich will weiterkommen und meine Chancen sind bestimmt nicht schlecht.
Wenn Sie gewinnen, könnte Rafael Nadal folgen.
Ich habe in Toronto vor wenigen Wochen ein gutes Match gegen ihn gehabt – auch wenn in drei Sätzen verlor. Hoffentlich kann hier in New York wieder gegen ihn antreten.
Aufgezeichnet von Tim Böseler
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