Tayisiya und Yana Morderger: Westfälisches „Doppel”
Sie gelten als größte deutsche Nachwuchshoffnungen in ihrer Altersklasse: Die Zwillinge Yana und Tayisiya Morderger, 14, wollen schon bald auf der Profitour spielen. tennis MAGAZIN traf die jungen Talente beim Junioren-ITF-Turnier in Hamburg.
Aus der tennis MAGAZIN-Ausgabe April 2011
Durch die Hamburger Verbandshalle im Stadtteil Horn weht ein Hauch von Profiatmosphäre. Die Hauptsprache ist Englisch. Manche unterhalten sich auf Russisch, andere auf Kroatisch. Nur wenige sprechen Deutsch. Gerade finden die Qualifikationsspiele für das Junioren-ITF-Turnier statt, das zum achten Mal in Hamburg ausgetragen wird. Auf den Plätzen peitschen sich die Stars von Morgen die Bälle um die Ohren. In der Gastronomie sitzen rund 50 Nachwuchstalente im Alter von 13 bis 18 Jahren, die auf ihren Einsatz warten. Die 13- und 14-jährigen Mädchen wirken schon wie gestandene Profispielerinnen – selbstbewusst, aufgeschlossen, schlagfertig. Fast alle haben lackierte Fingernägel, passend zum Outfit und der Farbe der Ohrringe. So, wie man es von Caroline Wozniacki kennt.
Täglich vier Stunden Tennis
Zwei Mädchen gehen in dieser Masse der von Kopf bis Fuß durchgestylten Jugendlichen unter: Yana und Tayisiya Morderger. Die 14-jährigen Mädchen aus Kamen in Nordrhein-Westfalen sind eineiige Zwillinge und äußerlich kaum auseinanderzuhalten. Eingeschüchtert von der turbulenten Atmosphäre sitzen sie mit ihrer Mutter abseits des Geschehens. „Yana und Tayisiya stehen nicht so gern im Mittelpunkt. Sie möchten lieber durch ihr Spiel auffallen“, erzählt Mutter Yulia. Wie zwei überdurchschnittlich gute Tennisspielerinnen sehen Yana und Tayisiya, die Taya genannt wird, nicht aus – dafür wirken sie zu zierlich. Doch der Eindruck täuscht: In der deutschen U14-Rangliste stehen sie auf Platz eins und zwei (Taya vor Yana). Yana ist mehrfache Deutsche Meisterin, hat zweimal im Endspiel ihre Schwester besiegt. Auch in der Rangliste des Westfälischen Tennisverbandes stehen beide ganz oben. Bei ITF-Jugendturnieren erreichte Taya schon mehrfach das Halbfinale.
Kürzlich wurden die Mädchen in die U14-Nationalmannschaft berufen und führten das deutsche Team beim Tennis Europe Wintercup, der Europameisterschaft der Juniorinnen, auf Platz drei. „Beide Mädchen sind extrem fokussiert und ernsthaft für ihr Alter. Man merkt, dass sie genau wissen, was sie wollen. Das sind gute Voraussetzungen, wenn man es weit bringen will“, sagt Fed Cup-Teamchefin Barbara Rittner. Yana und Taya gehören zu den hoffnungsvollsten Talenten in Deutschland und haben nur ein Ziel: eines Tages auf der WTA-Tour um die großen Titel zu kämpfen. Für ihren Traum trainieren sie täglich vier Stunden. Hinzu kommt eine Stunde Konditionstraining.
Tayisiya ist die Wildere der Morderger-Schwestern
Bei der Veranstaltung in Hamburg stehen beide im Hauptfeld und sind nur für das Gespräch mit tennis MAGAZIN einen Tag vor dem ersten Match in die Halle gekommen. Die Mädchen lächeln freundlich, bringen aber kaum ein Wort heraus. Dabei mussten sie schon oft Interviews geben: „Wir haben schon häufig mit der Presse gesprochen, aber Routine ist es noch nicht“, sagt Taya. Mehr kann man den Mädchen zunächst nicht entlocken. Und so redet hauptsächlich die Mutter, die gebrochen Deutsch spricht. Familie Morderger stammt aus der Ukraine. Auch Yana und Taya sind dort geboren. „Als die Kinder drei Jahre alt waren, sind wir nach Deutschland gezogen, weil die Möglichkeiten für Tennisspieler hier besser sind“, erzählt Yulia Morderger. Sie begleitet ihre Töchter zu allen Turnieren. Vater Vitalii ist nur selten dabei. Er fährt nachts LKW, um Geld für die Familie und die Karriere seiner Töchter zu verdienen. Tagsüber trainiert der gelernte Lehrer und ausgebildete Tenniscoach Yana und Taya. Vier Tage in der Woche übernimmt er im TC Kamen-Methler, dem Heimatverein von Familie Morderger, das Kommando auf dem Platz – die restlichen drei Tage spielen die Zwillinge im Westfälischen Tennisverband (WTV).
Und dort werden sie behütet wie kleine Prinzessinnen. Kurz vor Beginn des Interviews mit tennis MAGAZIN versuchte der WTV telefonisch, das Gespräch zu verhindern. Man hatte Bedenken, die Zwillinge könnten die Unterstützungen des Verbandes unerwähnt lassen. Vizepräsidentin Gerti Straub formulierte es so: Frau Morderger habe sie um Hilfe gebeten, da sie und ihre Töchter sich einem Interview nicht gewachsen fühlen. Yulia Morderger selbst wusste von einer solchen Bitte nichts und es macht auch nicht den Eindruck, als sei der Pressetermin eine Last für die Familie. Sogar die anfangs schüchternen Mädchen tauen auf und kichern, als sie von ihrem Leben als Zwillingspärchen erzählen. Die Klischees der typischen Zwillingsschwestern mögen sie nicht. „Nur weil wir gleich aussehen, müssen wir nicht die gleichen Sachen tragen“, sagt Taya. „Wir sind total unterschiedlich, Taya hat ganz andere Hobbys als ich“, fügt Yana hinzu. Sie ist zwei Minuten älter als ihre Schwester. Den Ton gibt sie deswegen nicht an: „Taya ist die Wildere von uns beiden. Sie liest gern, ich shoppe lieber“, erzählt Yana. Viel Zeit für weitere Aktivitäten bleibt den 14-Jährigen nicht. Ihr Tagesablauf ist komplett auf das Training abgestimmt.
„Wer gewinnt, interessiert uns nicht”
Seit Februar dieses Jahres besuchen die Mädchen eine Fernschule in Mannheim. Dort müssen sie nicht regelmäßig im Unterricht anwesend sein, sind so flexibler bei Trainingszeiten und Turnierreisen. Das Ziel ist der Realschulabschluss. Danach wollen sich die Zwillinge ganz auf die Profikarriere konzentrieren. Etwa 3.500 Euro kostet die Schule für jedes Mädchen pro Jahr. Hinzu kommen immense Belastungen durch die vielen Reisen. „Die Kosten für zwei Kinder, die international Turniere spielen, liegen in den ersten zwei Jahren bei rund 60.000 Euro“, erzählt Andreas Dütting von der Firma Head, dem Ausrüster der Mädchen, der seine Schützlinge auch während der Tage in Hamburg betreut. Etwa fünf Turnierreisen im Jahr werden vom WTV bezahlt. Alle anderen Reisen (2011 sind es 13 ITF-Veranstaltungen, drei kleinere WTA-Turniere und diverse nationale Wettkämpfe) müssen von der Familie getragen werden.
Finanzielle Hilfe kommt von ihrem Verein. „Sogar fremde Mitglieder unterstützen uns, sonst könnten wir die vielen Reisen nicht bezahlen“, erzählt Mutter Yulia. Auch wenn die Kosten hoch sind – es ist ein Vorteil, dass beide die Turniere gemeinsam bestreiten: Sie können zusammen trainieren, müssen sich keine Trainingspartnerinnen vor Ort suchen. Konkurrenz untereinander kennen Yana und Taya nicht. „Wenn eine von uns ausscheidet, feuert sie die andere an“, erzählt Yana und Taya fügt hinzu: „Die Bilanz in unseren Trainingsmatches ist ausgeglichen. Wer gewinnt, interessiert uns nicht.“
In Hamburg reichte es für keine von beiden zum großen Coup. Yana scheiterte in der zweiten Runde, Taya erreichte das Viertel-finale. Ein Ergebnis, mit dem Taya auf internationaler Ebene zufrieden sein kann – zunächst noch. Aber beide wollen mehr. Air Jordan 1 Outlet Store online | Sneaker Petun & Release Dates – FitforhealthShops – Sandals INBLU VO173F01 Cobalt Blue