Rom-Siegerin Martinez Sanchez: Mit Stopps & Serve-And-Volley
Am Ende machte sie das, was auch ihr berühmter Landsmann Rafael Nadal so gerne unternimmt im Moment großer Triumphe: Die Spanierin Maria Jose Martinez Sanchez ließ sich auf den Sandplatz von Rom fallen und streckte alle Viere von sich. Später, nach der Siegerehrung, biss sie in den frisch überreichten, silbern glänzenden Pokal. Auch das muss sie sich bei Nadal abgeguckt haben.
Martinez Sanchez gelang eine der größten Überraschungen der Saison im Damentennis: In Rom holte sie, 27 Jahre alt und als 26. der Weltrangliste, den bisher größten Titel ihrer Karriere. Im Finale bezwang sie die ehemalige Weltranglisten-Erste, Jelena Jankovic, die zuvor die beiden Williams-Schwestern ausgeschaltet hatte. Es war ein unglaubliches Turnier für mich. Ich bin sprachlos, sagte sie, sichtlich geplättet und übermannt vom Glücksgefühl.
Jede Menge Spielwitz
Überraschungserfolge gibt es bei den Damen immer wieder. Was den Triumph von Martinez Sanchez so ungewöhnlich macht, ist die Art und Weise, wie er zu Stande kam. Denn: Ihre Spielweise ist alles andere als typisch für das derzeitige Damentennis. Wer das Tennis auf der WTA-Tour schnell als uninspiriert, gleichförmig und wenig variantenreich abtut, hat Martinez Sanchez noch nicht spielen sehen. Sie ballert nicht wild von der Grundlinie, sondern quillt vor Spielwitz fast über. Die Spezialität der Linkshänderin sind butterweiche Stopps aus den unmöglichsten Lagen; gerne kombiniert mit urplötzlichen Serve-And-Volley-Attacken, selbst auf langsamen Sandplätzen.
Dort, auf Sand, ist Martinez Sanchez am gefährlichsten. Auf Hartplätzen wird sie vom allgegenwärtigen Powertennis ihrer Gegnerinnen meist überrollt. Sandplätze kommen ihrem Spiel entgegen und so feierte sie auf diesem Belag auch ihre größten Erfolge. Aber: Was sind schon Turniersiege in Bogota und Bastad (Preisgeld: je 220.000 Dollar), wo sie 2009 gewann, im Vergleich zum jüngsten Titel in Rom (2 Millionen Dollar)?
Sie ist so schwer zu spielen, jammerte Jankovic nach der Finalpleite. Sie spielt ganz anders als die Mehrheit der Mädels. Sie mixt ihre Schläge gut. Und sie hat nicht nur eine Waffe, was es eben so schwer macht. Tatsächlich: Neben ihrem trickreichen Angriffsspiel versteht es Martinez Sanchez auch von der Grundlinie zu punkten. Genau diese Mischung macht sie ziemlich unberechenbar. Und zeigt: Es geht im Damentennis auch anders. Raffinesse und ungewöhnliche Spielzüge sind nicht von vorn herein zum Scheitern verurteilt.
Spielverständnis durch Doppel-Einsätze
Martinez Sanchez hat ihr komplettes Spielverständnis vor allem durch etliche Doppel geschult. In der Doppel-Weltrangliste ist sie die Nummer fünf der Welt. Im Spiel zu zweit gilt sie als ausgewiesene Expertin. Bei fast allen Turnieren meldet sie in beiden Konkurrenzen.
Seit über zehn Jahren ist die Spanierin schon als Profi unterwegs. Jetzt, nach ihrem Lauf von Rom, steht sie erstmals in den Top 20. Es würde dem Damentennis gut tun, wenn sie sich dort noch einige Zeit halten könnte.
Tim BöselerThe Global Destination For Modern Luxury | air jordan outlet app