New York rüstet sich für das Traumfinale
Der Big Apple rüstet sich für das ersehnte Traumfinale auf der größten Tennis-Bühne der Welt: Rafael Nadal gegen Roger Federer, Nummer eins gegen Nummer zwei, wilder Draufgänger gegen smarter Gentleman. Der eine will bei den US Open seine Grand-Slam-Sammlung komplettieren, der andere eine weitgehend verkorkste Saison retten. Beide sind in bestechender Form und erreichten in New York jeweils ohne Satzverlust ihre Halbfinals, die heute gespielt werden.
Seit über anderthalb Jahren hat es das ultimative Duell der beiden besten Spieler Nadal und Federer in einem Grand-Slam-Finale nicht mehr gegeben. Allerdings würden sich ihre nächsten Gegner in der Rolle des Spielverderbers pudelwohl fühlen. „In diesem Fall wäre ich gerne der Bösewicht“, sagte der Russe Michail Juschni, der nach seinem Fünfsatz-Sieg über den Schweizer Stanislas Wawrinka auf Nadal trifft.
Auch Federers Gegner Novak Djokovic möchte das Traumfinale verhindern. „Natürlich wollen alle Roger und Rafa im Endspiel sehen. Ich werde aber versuchen, das zu verhindern“, sagte Djokovic. Allerdings hat der an Nummer drei gesetzte Serbe keine guten Erinnerung an Federer und New York. In den vergangenen drei Jahren scheiterte er beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres stets an dem Schweizer.
Auch Paris- und Wimbledonsieger Nadal ist in seinem Semifinale gegen den Weltranglisten-14. Juschni der klare Favorit. Seine überragende Form stellte der topgesetzte Nadal beim 7:5, 6:3, 6:4 gegen seinen Landsmann Fernando Verdasco im Viertelfinale unter Beweis. „Ich spiele jeden Tag besser. Das muss ich auch, denn dieses Turnier ist wahrscheinlich das wichtigste für mich“, sagte Nadal, dem der US-Open-Titel noch in seiner Major-Sammlung (acht Titel) fehlt.
Nach zwei Halbfinalniederlagen in den beiden Vorjahren sieht John McEnroe Nadal bereit für seinen ersten Coup in Queens. „Er macht so viele Dinge besser als in den vergangenen Jahren“, sagte „Big Mac“ und wagte eine Prognose: „Ich tippe, dass er im Finale in fünf Sätzen gegen Federer gewinnt.“
Zum Schlüssel könnte dabei Nadals Aufschlag werden. Dank einer Griffänderung serviert der Linkshänder in New York im Vergleich zum letzten Jahr im Schnitt knapp 20 km/h schneller. Die Anzahl seiner Asse hat sich nahezu verdoppelt. „Vielleicht ist das auch ein Zeichen von Selbstvertrauen. Ich schlage härter als jemals zuvor auf“, sagte der 24-Jährige und scherzte: „Nein, ich war dafür nicht extra im Kraftraum.“
Eine ganz spezielle Ansage Richtung Federer machte Nadal schon vor dem möglichen Endspiel. Während der Schweizer bereits zu Turnierbeginn mit seinem berühmten Zauberschlag durch die Beine die Massen verzückte, gelang dem Spanier im Viertelfinale eine 360-Grad-Pirouette mit anschließendem Punkt am Netz.
Geht es nach Federer, dann werden bereits im Halbfinale die Weichen für das Endspiel gestellt. „Wenn du am Samstag ein episches Match machst, hat das auch Einfluss auf deine Chancen am Sonntag“, sagte der Grand-Slam-Rekordsieger, der 2010 erst zwei Turniere gewonnen hat – zuletzt hatte er vor acht Jahren eine solche Bilanz.
Zuletzt hatten sich Federer und Nadal in einem Major-Finale Anfang 2009 bei den Australian Open gegenübergestanden. Damals gewann der Spanier – wie auch die vorherigen Duelle in Wimbledon und bei den French Open 2008. Trotzdem sagt Nadal: „Federer ist der Favorit. Wer hier fünfmal gewonnen hat, kann das auch ein sechstes Mal.“
Trotz der glatten Niederlage gegen seinen Davis-Cup-Kollegen Nadal setzt auch Verdasco auf Federer. „Wenn ich wetten müsste, würde ich auf Roger setzen. Er hat bewiesen, dass er hier mit den Bedingungen am besten klarkommt“, sagte Verdasco in Anspielung auf den starken Wind in den vergangenen Tagen. Dieser soll am Wochenende nachlassen – dafür sind Regenschauer angesagt.
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