Mail aus London: Umzug nach Asien?
Auf dem taubenblauen Court in der O2-Arena spielen Djokovic & Co. um den Weltmeistertitel 2018. Hinter den Kulissen sind die Macher der Tour schon viel weiter. Die Frage: Wo wird das prestigeträchtige Turnier ab 2021 gespielt?
Wer sich in diesen Tagen in der O2-Arena bewegt, kann nur einen Eindruck gewinnen: London ist der ultimative Ort für das Jahresabschlussturnier. Seit 2005 ist die mächtige Halle im Osten der Millionen-Metropole fertiggestellt. Es gibt 26 Bars und Restaurants, einen Kino-Komplex, neuerdings eine Shopping Mall, durch die man stramm zehn Minuten geht, wenn man nur die Läden mit den Luxusmarken passiert. Seit 2009, seit Tennis in den Entertainment-Tempel einzog, besuchten bereits mehr als zwei Millionen Filzball-Begeisterte die Veranstaltung. In diesem Jahr, dem zehnten insgesamt, kommen noch einmal rund eine Viertelmillion Zuschauer dazu.
Die Showeffekte – das Einlaufen der Stars, die Soundeffekte bei Break- und Matchball, das animierte Herzschlagen „Bum-bum, bum-bum, bum-bum“ vor Höhepunkten – mögen für den ein- oder anderen langjährigen Besucher etwas abgenutzt sein. Dennoch muss man attestieren: Viel besser kann man Tennis nicht präsentieren.
ATP-Finals: Eine deutsche Stadt soll sich beworben haben
Oder doch? Und dann ganz wo anders? Bis 2020 läuft der Vertrag mit London. Zurzeit wird emsig an der Zukunft gestrickt. Bis zum Wechsel 2021 scheint die Zeit lang, aber vielen der Macher im Hintergrund geht es gar nicht schnell genug, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wie dilettantisch Planungen aussehen können, hat die ITF gerade demonstriert. Das neue Davis Cup-Finale mit 18 Teams ist schon jetzt ein Fiasko. Mitte November findet es in Madrid statt. „Ich kenne keinen, der da spielen will. Außer vielleicht Rafa, weil es in Spanien ist“, sagt etwa Alexander Zverev.
Was das ATP-Finale angeht, läuft seit dem Sommer der Aufruf, dass sich Interessenten für die London-Nachfolge bewerben können. Die Rede ist von rund 40 Städten. Aktuell ist die ATP dabei, den Kandidatenkreis einzugrenzen. Eine Liste mit etwa fünf Bewerbern soll noch im Dezember veröffentlicht werden. Im März 2019 soll entschieden werden. In den Katakomben der O2-Arena wird gemunkelt, dass auch eine deutsche Stadt, seine Bewerbungsunterlagen eingereicht hat.
Es darf darüber spekuliert werden, ob es München, Berlin oder Frankfurt ist – Fakt dürfte sein, dass die garantierten Summen nicht annähernd mit denen mithalten können, die die Asiaten aufrufen werden. Die WTA, ansonsten in Sachen Trendsetting abgeschlagen hinter der ATP, hat es vorgemacht. Wenn die Damen-WM im nächsten Jahr in Shenzhen stattfindet, verdoppelt sich das Preisgeld mal eben – von sieben auf 14 Millionen. Zum Vergleich: Derzeit beträgt die Gesamtgage beim ATP-Finale 8,5 Millionen Dollar.
Welche Rolle spielt der Hauptsponsor?
Wie wichtig das Thema Umzug ist, zeigt auch die Tatsache, dass der Bieterprozess von der Agentur Deloitte koordiniert wird. Das Wirtschaftsprüfungs- und Consulting-Unternehmen, gegründet 1845 in London, ist eines der prestigeträchtigsten und mächtigsten weltweit. Hat 286.000 Mitarbeiter und setzt 43,2 Milliarden US-Dollar um. In mehr als 150 Ländern ist Deloitte tätig, das früh auf den asiatischen Markt drängte. Seit 1975 gibt es eine Depandance in Tokio.
Die japanische Hauptstadt dürfte ebenfalls zum Kreis der Interessenten für die Ausrichtung der künftigen Tennis-WM gehören. Seit 2017 heißt der Hauptsponsor Nitto, ein milliardenschweres japanisches Unternehmen, das unter anderem Venyl und Halbleiter produziert. Warum sollte Nitto sein Engagement nicht verlängern? Zuhause in Japan sozusagen. Die Frage wäre nur, ob der Local Hero, der volle Hallen garantiert, noch dabei wäre. Kei Nishikori wird nächstes Jahr 30, wäre 2021 also 32.
Der Zeitpunkt würde passen. 2020 finden in Tokio die Olympischen Spiele statt. Die Infrastruktur wäre da, den Schwung von Olympia könnte man mitnehmen. In jedem Fall dürfte es trotz der Fürsprecher Roger Federer oder Alexander Zverev, der in ein paar Jahren eine noch größere Rolle im Welttennis spielen dürfte, schwierig werden, das Turnier in London zu halten. Es ist zu befürchten, dass das Geld den Ausschlag gibt. Und das meiste davon gibt es zurzeit in Asien.
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