Laver Cup Rückblick: Spektakel in Chicago
Vom 21. bis zum 23. September fand im United Center in Chicago die zweite Auflage des Laver Cups statt. Tennisfans wurde ein Spektakel geboten, für die Profis standen andere Werte im Vordergrund.
Von Doris Henkel
Emotional wurde Roger Federer im Anschluss an den Sieg seines Team Europe, nachdem letztes Jahr bei der Ansprache in Prag noch die Nervosität regierte. Der Wettkampf sei spannender gewesen als ihm lieb war, sagte der Weltstar aus der Schweiz, gemeinsam mit seiner Management-Firma Team8 Mitveranstalter des noch jungen Turniers.
Das erste Mal in der Laver Cup-Geschichte war Team World, vertreten von Kevin Anderson, John Isner, Diego Schwartzman, Nick Kyrgios, Jack Sock und Frances Tiafoe, in Führung gegangen. Im ersten Spiel des entscheidenen dritten Tages gewannen Isner und Sock ihr Doppel gegen Federer und Zverev mit 4:6, 7:6 und 11:9. Die drei erhaltenen Punkte für einen Sieg am Finaltag bescherten Team World eine 8:7 Gesamtführung.
Bemerkenswert für Team Europe war, wie sich die im Doppel unterlegenen Federer und Zverev, beide bereits letztes Jahr dabei, in ihren jeweiligen Einzelmatches zurückkämpften. Roger Federer bezwang John Isner mit 6:7, 7:6, 10:7 und trieb anschließend den 16 Jahre jüngeren Alex Zverev zum Sieg gegen den Südafrikaner Anderson. Nachdem der 21-jährige Deutsche den ersten Satz mit 6:7 verloren hatte, sprang ihm Federer zur Seite. Als Mitorganisator des Laver Cups sowieso besonders im Fokus, nutzte er seine tragende Rolle, um den jungen Hamburger zu coachen.
Er packte ihn bei der Ehre: Trichterte ihm ein, die Ruhe zu bewahren und den Leuten keinen Grund zu geben, ihn nicht zu mögen. Zverev, der zuvor durch Undiszipliniertheiten und kleinere Wutausbrüche aufgefallen war, spielte konzentriert weiter und besiegte Kevin Anderson in den folgenden Sätzen mit 7:5 und 10:7 im Champions-Tiebreak.
Den insgesamt 93.584 Zuschauern wurden packende Duelle acht ausgewählter europäischer Topstars gegen ebenso viele Spitzenakteure der anderen Kontinente geboten. Die Punkteverteilung, wonach pro Turniertag ein Punkt mehr vergeben wird, sorgte besonders am Finaltag für Spannung und Unberechenbarkeit. Im United Center wird normalerweise Spitzenbasketball der Chicago Bulls und NHL-Eishockey der Blackhawks geboten.
Die Halle feierte ihre Tennis-Premiere, während der gelbe Filzball erstmalig auf schwarzem Hallenboden aufschlug. Unbekannt ist der weiße Sport in der „Windy City“ jedoch nicht: Von 1985 bis 1991 wurde hier auf der ATP-Tour gespielt. Boris Beckers Triumph über Jimmy Connors im Jahr 1986 bleibt unvergessen. Becker setzte sich im Halbfinale mit 7:6, 4:6, 6:4 durch und gewann kurz darauf den Titel.
Aus Spielersicht ist beim Laver Cup aber nicht die Show, sondern ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl entscheidend. Es wird nicht um Weltranglistenpunkte gespielt. Das Turnier punktet – gerade in Zeiten des Ärgers um die Nicht-Teilnahme von Stars am traditionsreichen Davis Cup – mit Soft-Skills. Eine Wohlfühlatmosphäre lässt die Teams in kurzer Zeit zusammenwachsen und zu einer Einheit verschmelzen.
Zumindest gewinnt man von außen den Eindruck. Die Tatsache, dass Team Europe im Vergleich zum Vorjahr bis auf Federer und Zverev mit Djokovic, Goffin, Dimitrov und Edmund runderneuert angetreten ist, fiel beim geschlossenen Auftritt des Siegerteams nicht weiter auf. Federers bemerkenswerter Coaching-Auftritt gegenüber Zverev spricht Bände, im Gegenzug hielt es der junge Deutsche vor Spannung kaum aus zuzusehen, wie Federer knapp gegen Isner gewann.
Der Kosmopolit Federer scheint ohnehin wie geschaffen für die Rolle des Turnierbotschafters. Durch seine sprachliche Begabung ist es ihm beispielsweise möglich, sich mit den Teamkollegen Goffin (französisch), Edmund (englisch) und Zverev (deutsch) in dessen Muttersprache zu unterhalten. Die offene Kommunikation untereinander, so Federer, sei ein weiterer besonderer Aspekt des Turniers. So seien auch aktuelle Themen wie die Diskusion um die Fülle der Teamevents wie World Team Cup und Davis Cup ein Thema gewesen.
Der Laver Cup hat diesbezüglich zwei starke Argumente auf seiner Seite: Gemeinschaftsgefühl und Emotionalität. Die Frage ist, wie er sich entwickelt, sollte Federer nicht mehr mitspielen.men’s jordan retro 13 release date | cheap nike jordan 1 low