Kim Clijsters of Belgium hits a forehand

„Ich brauche den Wettkampf“

Frau Clijsters, es war ein aufregendes Jahr für Sie. Sie sind auf die WTA-Tour zurückgekehrt und haben die US Open gewonnen. Haben Sie mit solch schnellem Erfolg gerechnet?
Ich bin immer noch ein wenig überrascht, wie alles gelaufen ist, vor allem bei den US Open. Eigentlich war diese Saison nur dafür da, um mich auf das nächste Jahr vorzubereiten: auf den Rhythmus, das Reisen mit der Familie, die unterschiedlichen Orte und Hotels, die alten und neuen Gegnerinnen kennenlernen das waren meine Ziele für 2009. Aus dem Grund habe ich ein paar Turniere gespielt. Ich habe nicht erwartet, dass die Dinge so gut laufen würden. Na ja, aber das ist ja ein ganz nettes Problem. Es passte einfach alles zusammen (lacht).

Haben Sie während Ihrer Auszeit die Tour vermisst?
Ich habe in der Zeit nach meinem Rücktritt nicht im Geringsten an Tennis gedacht ich hatte keine Zeit dazu. Erst zu Beginn dieses Jahres habe ich wieder angefangen, weil ich zum Showmatch in Wimbledon mit Steffi Graf, Andre Agassi und Tim Henman eingeladen wurde, um das neue Centre Court-Dach einzuweihen. Also begann ich zu trainieren, um in guter Verfassung zu sein, wenn ich dort spiele.

Und dann haben Sie Lust auf mehr bekommen?
Ja, das war der Anfang. Ich hatte auch einige andere Angebote für Exhibitions, und ich sagte mir: Das ist vielleicht eine gute Idee, mit diesen Showveranstaltungen wieder anzufangen. Je mehr ich dann trainierte, desto mehr wurde mir klar, dass ich noch gar nicht so alt und auch nicht der Typ bin, um nur Showmatches zu spielen. Das reicht mir nicht. Ich brauche den Wettkampf. Ich wollte sehen, ob ich noch mit den Mädels auf der Tour, auch mit den Spitzenspielerinnen, mithalten kann.

Das heißt: Hätte es die Einladung für das Match in Wimbledon nicht gegeben, hätte es auch kein Comeback von Kim Clijsters gegeben?
Schwierige Frage, ich weiß es nicht. Ich glaube, es wäre ähnlich gelaufen, vielleicht nur eben etwas später.

Wie haben Sie die Zeit nach den US Open verbracht?
Ich habe die Woche nach dem Turnier erst einmal gebraucht, um einiges zu organisieren, vor allem zu Hause. Und dann habe ich wieder trainiert, das normale Programm mit Tennis- und Fitnesstraining. Da kam schnell die alte Routine zurück. Es fühlte sich gut und natürlich an. Ich habe sehr schnell meinen Rhythmus wiedergefunden. Und nebenbei bin ich dann natürlich auch Mutter.
Was hat sich während Ihrer Auszeit auf der Tour geändert?
In den Umkleideräumen wird sehr viel Russisch gesprochen. Das ist in Ordnung, aber es ist mir einfach aufgefallen. Als ich früher gespielt habe, haben Spielerinnen wie Nadia Petrova, Elena Dementieva und Svetlana Kuznetsova das russische Tennis entwickelt und in ihrer Heimat populär gemacht. Sie haben damit auch dazu beigetragen, dass jetzt so viele russische Spielerinnen auf der Tour sind.

Was hat sich spielerisch verändert?
Das Damentennis ist unvorhersehbarer geworden ist. Das hat man bei den US Open deutlich gesehen: Es gibt viele junge Spielerinnen, denen manchmal zwar die Kontinuität fehlt, die aber an einem guten Tag jeden schlagen können, auch die Top Ten-Spielerinnen. Ich finde das sehr gut. Vor ein paar Jahren haben sich die Leute gelangweilt, als immer nur Justine und ich oder die Williams-Schwestern um die Titel gespielt haben. Ich glaube, man muss sich um das Damentennis keine Sorgen machen.

Wie sehen Ihre Pläne für den Jahresbeginn 2010 aus?
Ich bin mitten in der Vorbereitung, das heißt, viel Training, besonders im physischen Bereich, um gleich zu Jahresbeginn fit in den australischen Sommer zu starten. Die Australian Open und die drei anderen Grand Slam-Turniere werden meine Schwerpunkte nächstes Jahr sein. Außerdem werde ich ungefähr zwölf weitere Turniere spielen.

Einer der Gründe für Ihren Rücktritt vor zwei Jahren waren die Verletzungen, die Sie hatten. Wenn Sie sich jetzt auf die neue Saison vorbereiten, haben Sie dann Angst vor neuen Verletzungen?
Nein, Angst vor Verletzungen habe ich nicht. Ich denke, wenn man älter wird, lernt man auch mehr über seinen Körper. Ich habe kein Problem damit, während der Saison ein paar Wochen Pause einzulegen, wenn es nötig ist.
Jetzt schaue ich erst einmal auf den Anfang der Saison, der entscheidend sein kann. Die Bedingungen in Australien sind extrem, darum ist eine gute Vorbereitung das Wichtigste, um nicht schon zu Beginn der Saison Schwierigkeiten mit Verletzungen zu bekommen.

Welche Auswirkungen hat Ihr neues Familienleben auf Ihr Tennis?
Es hat mir eine neue Balance gegeben. Vieles hat sich verändert, aber alles zum Guten. Es ist ganz anders als mein früheres Leben auf der Tour, und es ist toll. Ich genieße es, dass ich Brian und Jada um mich habe. Wenn ich nach einem Training oder einem Match zu ihnen komme, ist es ihnen egal, ob ich gewonnen oder verloren habe. Das ist ein schönes Gefühl.

Sie sind nicht nur Mutter, sondern auch Tante geworden…
…ja, das war sehr aufregend! Meine Schwester Elke hat am 12. Oktober einen Sohn zur Welt gebracht. Er heißt Cruz Leo. Ich war vor der Geburt nervöser als bei meiner Entbindung (lacht), und ich freue mich, dass ich seine Patentante bin.

In Ihrem Trainings- und Turnierplan mischt nun auch Ihre Familie mit. Wie funktioniert das?
Natürlich nehme ich bei allem Rücksicht auf meine Familie. Es dreht sich nicht mehr alles um mich. Ich kann nur gut spielen, wenn es Jada gut geht. Da ist die Planung automatisch auch auf die Familie ausgerichtet. Ich werde auf jeden Fall Pausen einlegen, um das Verletzungsrisiko gering zu halten und auch einige Trainingsphasen während der Saison einzulegen.

Werden Sie wieder Fed Cup spielen?
Wenn es irgendwie in den Turnierplan passt, spiele ich sehr gerne. Es macht immer viel Spaß.

Mit Justine Henin?
Ich weiß nicht, ob sie Fed Cup spielen wird.
Waren Sie überrascht, dass sie ebenfalls zurückkehrt?
Ich wusste es im Prinzip schon, bevor sie es öffentlich erklärt hat. Ich hatte da ein paar Insiderinformationen (lacht). Daher war ich auch nicht überrascht, als sie es dann tatsächlich verkündete.

Zwei andere Belgier, Yanina Wickmayer und Xavier Malisse, stehen zurzeit aus ganz anderem Grund im Mittelpunkt. Was sagen Sie zu den Dopingvorwürfen?
Die einjährige Sperre ist sehr hart. Yanina und Xavier haben wohl Vorgaben der flämischen Anti-Doping-Agentur nicht befolgt, aber es gab ja keinen positiven Dopingbefund. Die Sperre könnte für beide das Karriereende bedeuten.

Dabei lief es für Yanina Wickmayer gerade so gut…
Ja, sie hat mit dem Turniersieg in Linz gezeigt, dass das Halbfinale bei den US Open kein Zufall war. Ich habe in New York viel Zeit mit ihr und Kirsten Flipkens verbracht. Für mich als älteste unter den Belgierinnen war es natürlich toll zu sehen, dass die jungen Mädels so klasse spielen.

Interview Nikola Jurk
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