Nach Aus mit Trainer Bajin: Rätselraten um Naomi Osaka
Dass sich Naomi Osaka von Sascha Bajin am Montagabend trennte, erwischte viele in der Tenniswelt auf dem falschen Fuß. Das Rätselraten und die Ursachenforschung begann umgehend. Was wir bisher wissen. Und was nicht.
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Die urplötzliche Trennung, sprichwörtlich aus dem Nichts, erinnerte an das Ende der erfolgreichen Zusammenarbeit von Angelique Kerber mit Wim Fissette kurz vor den WTA-Finals 2018. Wie tennismagazin.de wenige Tage später berichtete, hatte der Belgier bereits mit anderen Spielerinnen verhandelt (Lesen Sie HIER mehr). Auch um das Thema Geld soll es gegangen sein. Dass die Deutsche plötzlich keine Vertrauensbasis mehr vorfand – trotz Wimbledonsieg – verständlich.
tennismagazin.de hat sich am Dienstag umgehört in der Szene, auch nachdem Bajin selbst nicht zu sprechen war– was so kurz nach der Trennung wenig verwundert. Auch die New York Times schaffte es nicht, den Münchner zu kontaktieren, auch eine Anfrage an Osakas Management blieb unbeantwortet. Dass Bajin ähnliches getan hat wie Fissette, kann dennoch ausgeschlossen werden. Als Ende des Jahres 2018 Gerüchte aufkamen und Bajins Name in Verbindung mit Kerber und weiteren suchenden Spielerinnen genannt wurde, bekannte sich der Münchner öffentlich zu seinem Schützling. Das ist erst drei Monate her. Es gibt von Bajins Seite sportlich betrachtet keinen Grund, eine junge, zweifache Majorsiegerin zu verlassen, die er selbst mitgeformt hat – zumal sie von der Spitze der Weltrangliste grüßt. Auch um das im Spieler-Trainer-Verhältnis immer omnipräsente Thema Geld soll es, zumindest primär, nicht gegangen sein, heißt es von japanischen Kollegen am Dienstag.
Die Rolle und der Einfluss Bajins auf Osaka war und ist interessant: Bajin schaffte es in seiner Amtszeit, trotz seiner erst 34 Jahre, Osaka auf und abseits des Platzes Struktur zu geben, um ihr kraftvolles Spiel, das sie dank ihrer körperlichen Voraussetzungen bereits davor auszeichnete, regelmäßiger abzurufen. Das Besondere: Osaka schien sich nach außen hin nicht zu verändern. Die sympathische, grundehrliche, manchmal naive Art behielt sie bei. Die Herzen flogen ihr zu.
Bajins Einfluss auf Osaka unumstritten
Dazu kam rascher Erfolg. Dass Osaka bei den US Open und den Australian Open aktuell gleich zwei Majortitel hält, ist daher ein nicht unerheblicher Verdienst von Bajin, der in der Saisonvorbereitung 2018 zur in den USA aufgewachsenen Japanerin als Trainer dazustoß. Die nackten Zahlen: Unter dem Deutschen verbesserte sich die 20-Jährige innerhalb eines Jahres um 63 Plätze und beendete das Jahr in den Top Ten auf Rang fünf –inklusive US Open-Titel. Bajin selbst wurde zum Trainer des Jahres gewählt.
Es dauerte gar nur 20 Wochen in den Top Ten, bis sie die Spitze der Weltrangliste erklomm –inklusive Australian Open-Titel. Der zweite Grand Slam-Sieg direkt nach dem ersten: Das gelang zuletzt Jennifer Capriati 2001. Und nun, 16 Tage später, steht sie ohne Trainer da.
Zumindest der zweite Majorsieg, das wurde im Laufe des Dienstags deutlicher, wurde schon unter widrigeren Umständen geholt. Mehrere Quellen berichten von Auseinandersetzungen während des Happy Slams. In Melbourne kam es demnach zum Bruch. Einige Trainingseinheiten, das berichten am Dienstag ebenfalls japanische Medien, wurden nach nur zehn Minuten abgebrochen. Bezeichnend: In ihrer Siegesrede nach dem Titelgewinn gegen Petra Kvitova bedankte sich der Champion bei Bajin „for hitting balls with me“ – also fürs Bälle schlagen als Sparringspartner.
Osaka und Bajin: Zum Bruch kam es Down Under
Dabei war Bajin doch viel mehr für sie als nur der Sparringspartner. Möglich also, dass es um die allgemeine Position und die Wertschätzung gegangen ist. Japanische Quellen stellten am Dienstag zudem eine weitere These auf: Dass es Osaka und ihrer Familie dagegen nicht sehr recht war, dass Bajin als Trainer auch mal öffentlich auftrat, Einblicke in die Arbeit gewährte. Offizielle Aussagen oder gar Kritik gibt es zu diesem Thema aber nicht. Und wird es sehr wahrscheinlich auch nicht geben. Wie in der Branche üblich, wurden am Montag die aalglatten Statements auf Twitter verfasst.
Hey everyone, I will no longer be working together with Sascha. I thank him for his work and wish him all the best in the future.
— NaomiOsaka大坂なおみ (@Naomi_Osaka_) February 11, 2019
Sehr herzlich und wertschätzend lasen sich die Worte aber nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass sie der japanische Superstar persönlich formuliert hat. Hinter der Marke Naomi Osaka steht längst der asiatische Teil der renommierten Beraterfirma IMG. Ihr Manager Stuart Dugoid vertritt ebenfalls den verletzungsbedingt strauchelnden Koreaner Hyeon Chung. Bereits vor ihrem ersten Majortitel hatte der Geschäftsmann große Verträge mit Schläger- und Bekleidungsfirmen, einer japanischen, international vertetenen Unternehmensgruppe in der Lebensmittelindustrie ausgehandelt. Hinzu kam wenig später ein Uhrenvertrag sowie eine Kooperation mit einem Autohersteller. Die Marke Osaka wächst. Ihre Einnahmen ebenfalls. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Osaka eine eigenständige Entscheidung getroffen hat bezüglich der Art und Weise der Trennung. Da geht es dann ums Geschäft. Und dann doch ums Geld. Wie so oft im Tennis ist über mögliche Verträge und Abfindung nichts bekannt.
Jetzt geht es auch ums Geschäft
Aus Bajins Historie heraus gibt es wenig Anhaltspunkte dafür, dass sich der Trainer etwas zu Schulden kommen haben lassen könnte. Alle Wechsel erfolgten im Einklang. Mit Serena Williams ist er noch befreundet. Zwar war er bei Williams und Azarenka offiziell nur Hittingpartner. Azarenkas damaliger Trainer Fissette bezeichnete den Deutschen 2015 als wohl besten Hittingpartner der Tour. Als er später für kurze Zeit Caroline Wozniacki und ihren Vater unterstützte, gewann die Dänin die WTA-Finals. Bei Osaka stieg er zum Coach auf. Der Erfolg spricht für sich.
Ob sich Spielerin, Management oder Trainer in der jeweiligen Rolle letztlich überschätzt haben, lässt sich Dienstag nicht klären. Fakt ist: Mit der Trennung haben sich nun alle aktuellen Grand Slam-Siegerinnen von ihren Trainern getrennt. Neben Kerber-Fissette und Osaka-Bajin gilt das auch für Halep-Cahill. Der Australier wollte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Halep gab dem Wunsch schweren Herzens nach. Die Bindung ist aber weiterhin eng, unterstützte Cahill die Rumänin doch punktuell noch bei den Australian Open. Dass Osaka und Bajin ihnen das in Zukunft gleichtun, darf bezweifelt werden. Und eines ist glasklar: Sportlich gesehen, kann der Neue an Osakas Seite kurzfristig nicht viel mehr erreichen als Bajin. Das bleibt ihm, dem Extrainer. Und wird seinen Ruf stärken.men’s jordan release dates | air jordan 1 mid se cheap