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Barcelona's Spanish defender Gerard Pique (TOP) congratulates Barcelona's Argentinian forward Lionel Messi for scoring their team's opening goal during the Spanish league football match between FC Barcelona and SD Huesca at the Camp Nou stadium in Barcelona on September 2, 2018. (Photo by LLUIS GENE / AFP) (Photo credit should read LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Davis Cup: Pique und sein cleverer Schachzug mit Messi

Investor Kosmos mit Sprachrohr Gerard Piqué hat die Auslosung für die neue Endrunde in Madrid am Donnerstag genutzt, um Imagepflege zu betreiben – und stellte Lionel Messi in das PR-Schaufenster. Alles im Sinne des neuen Davis Cups versteht sich.

Gerard Piqué ist seit mehr als einem Jahrzehnt ein Innenverteidiger von Weltklasseformat. Im modernen, rasanten und immer schnelllebigeren Profifußball ist das ein bemerkenswert langer Zeitraum. Kürzlich feierte der spanische Weltmeister von 2010 seinen 32. Geburtstag – sein Vertrag beim FC Barcelona, seinem Ausbildungsverein, läuft noch drei Jahre. Dann wird, dazu bedarf es keines Propheten, Schluss sein mit Profifußball – zumindest auf dem allerhöchsten Niveau.

Finanziell ausgesorgt hat er längst, wie viele andere Kicker auf Weltklasseniveau. Doch Piqué ist kein klassischer Fußballer. Schon in den Zwanzigern begann er, seinen Horizont zu erweitern und wurde Geschäftsmann. Nicht alles gelang oder war gar rentabel. Ganz in Sportlermanier ließ sich der Spanier aber nicht beirren.

Piqué trotzt den Rückschlägen im Davis Cup

Das gilt auch für die Rückschläge rund um sein Lieblingsprojekt. Als Frontmann und Sprachrohr des Konsortiums Kosmos, das in Kombination mit ITF-Präsident David Haggerty die Davis Cup-Reform im August 2018 mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit durchboxte, ist er nicht gerade der neue Lieblingsmensch bei Tennisfans, Funktionären und einigen Profis.

Die professionell inszenierte Auslosung der umstrittenen Endrunde in Madrid am vergangenem Donnerstag nutzte Piqué daher zum kommunikativen PR-Angriff. Und spannte dafür seinen Jugendfreund vor den Karren: den vermutlich besten, aber in jedem Fall talentiertesten Fußballer der Welt, Lionel Messi.

Schließlich müssen nicht wenige Wogen geglättet werden, damit die Werbe-Maschinerie von Kosmos und der ITF auch richtig funktioniert. Kritik an der neuen Reform gab es zum einen von aktuellen und ehemaligen Topspielern wie Roger Federer („Wir müssen aufpassen, dass der Davis Cup nicht zum Pique Cup wird“), Lleyton Hewitt („Das ist so, als würde ich Änderungen für die Champions League vornehmen“) und Alexander Zverev („Der Termin für die Endrunde ist lächerlich“).

Zum anderen ist die ablehnende Haltung einiger großer Verbände (darunter der DTB) und vieler Tennisfans gegenüber der Reform nicht gut, um ein neues Produkt zu etablieren. Der Faktor Geld hilft da nur bedingt. Das Konsortium hat versprochen, drei Milliarden US-Dollar zu investieren, große Teile davon in den Wettbewerb – Gelder sollen auch in die Förderprogramme der nationalen Verbände, die im Weltverband ITF integriert sind, fließen. Die Summe erstreckt sich über einen Zeitraum von 25 Jahren. 2019 etwa erhält jeder für die Endrunde qualifizierte Verband 500.000 Dollar. Eine Größenordnung, die im vorigen Modus nicht erreicht wurde.

Das Regelwerk ist das größere Streitthema. Vor allem den Traditionalisten gefällt die radikale Veränderung des Teamwettbewerbs nicht. Dass die Heim- und Auswärtsspiele bis auf die Qualifikationsrunde gestrichen wurde und durch eine einwöchige Endrunde mit 18 Teams ersetzt wird. Dass es keine Fünfsatz-Schlachten mehr geben kann, da im Best-of-3-Modus gespielt wird. Die oft leidenschaftlich geführte Diskussion erinnert etwas an den Videobeweis in der Fußball-Bundesliga. Obwohl es im Kern natürlich um etwas anderes geht.

Piqué und seine finanzstarken Partner

In erster Linie um Einfluss und Geld. Um das verstehen zu wollen, lohnt ein Blick auf die Geschäftspartner des Fußballers: Er hat Kosmos vor vier Jahren mitgegründet, gemeinsam mit dem japanischen Milliardär Hiroshi Mikitani. Der ist Chef des Konzerns Rakuten, einem der größten Internetunternehmen der Welt.

Gerard Piqué, David Haggerty

Strippenzieher im Tandem: Gerard Piqué und David Haggerty.

Der Japaner ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und liebt Sport; und Investitionen im Profibereich. So ist Mikitani etwa Präsident des Klubs von Lukas Podolski in Japan, Vissel Kobe. Und Piqué nutzt sein gutes Verhältnis zu seinem Geschäftspartner. So ist Rakuten seit 2017 Trikotsponsor des FC Barcelona – seitdem laufen Piqué und Kollegen mit dem Schriftzug seines Geschäftspartners über den Platz.

Es überraschte kaum, dass der begnadete Mittelfeldspieler Andres Iniesta seinen Karriereherbst ausgerechnet bei Vissel Kobe verbringen wollte. Via Privatjet von Mikitani war er damals zur Vertragsunterzeichnung nach Japan chauffiert worden.

Warum der Davis Cup bald in Indian Wells stattfindet

Piqué ist aber nicht nur Geschäftsmann sondern auch Tennisliebhaber. In der Jugend spielte er dank Interesse des Papas auch passabel Tennis. Später fokussierte er sich auf den Fußball. Das Interesse am Rückschlagsport blieb. Piqué entwickelte die Idee, dem Davis Cup neuen Glanz zu verleihen. Es sollte in Richtung des WM-Systems gehen, das Piqué vom Fußball kannte.

Er gewann für Kosmos mit Larry Ellison einen weiteren Geschäftsman mit großen finanziellen Möglichkeiten und hohem Tennisinteresse. Ellison? Ist der Besitzer des Tennisturniers von Indian Wells und Chef des Segelteams, das zwei Mal den America’s Cup gewann. Daher darf es nicht verwundern, dass der Davis Cup, beziehungsweise die Endrunde, 2021 und 2022 in den USA stattfinden wird – in Indian Wells. Das war von Beginn an Ellisons Plan. Die London Times bestätigte Anfang des Jahres entsprechende Gerüchte.

Am Donnerstag benötigte Piqué die finanzstarken Partner seines Konsortiums allerdings nicht, um seine Taktik anzuwenden. Nach der Auslosung hatte er mit Haggerty zum Pressegespräch geladen: mit sieben Zeitungen aus sieben Ländern. Aus Deutschland war die Süddeutsche Zeitung, die am Freitag und Samstag exklusiv über die Auslosungsveranstaltung und die Aussagen  Piqués berichtete, beim Tischgespräch zugegen.

Zwei Kernaussagen vermittelte Pique den Kollegen in Madrid. Das Konsortium will einen langen Atem haben. Der Erfolg des neuen Formats soll und wird sich, so Piqué, über die nächsten Jahre einstellen. Es sei ein langwieriger Prozess, der von Jahr zu Jahr optimiert werden müsse, sagte der ehemalige spanische Nationalspieler.

Die zweite Message, wie das im PR-Sprech so schön heisst, ließ sich viel besser verkaufen. Sein wohl berühmtester Spielkamerad vom FC Barcelona, Lionel Messi, sei ebenfalls bei Kosmos „involviert“. „Er ist Teil der Familie“, sagte Piqué, ohne nähere Angaben über Messis Anteil an Kosmos zu machen.

Der Name zieht natürlich. Und fand in der internationalen Berichterstattung  einen großen Platz. Anders formuliert: In den Berichten dieser Tage zieht Piqué mit Unterstützung seines Spielmachers die kommunikativen Fäden, so wie das der Argentinier im Spiel des FC Barcelona mit Finesse und Schnelligkeit für den fußballerischen Erfolg sonst alleine tut.

Davis Cup: Federer und Djokovic contra Piqué

Das verleiht, so ist Piqués Hoffnung, den sonst eher negativ angehauchten Berichten einen positiven Wink und könnte ein wenig vom Hauptproblem ablenken: dem Termin der neuen Endrunde Mitte November. Ein Zeitpunkt, an dem bis auf Lokalamatador Rafael Nadal, sofern es der Körper zulässt, kaum ein Topspieler antreten wird. Hinzu kommt, dass die Größen der Branche andere Interessen verfolgen.

Roger Federer hat mit seinem Management (auch Tennis Australia und der amerikanische Verband sind involviert) 2017 den Laver Cup ins Leben gerufen und den Termin im September unmissverständlich verteidigt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich auch Piqué und sein Team für den Septembertermin interessiert hatten.

Der Show-Wettkampf zwischen Team World und Team Europe ist ganz klar ein Konkurrenzprodukt zum neuen Davis Cup. Am Donnerstag, beim Pressegespräch in Madrid, gab Pique an, in Zukunft das Gespräch mit Roger Federer suchen zu wollen.

Novak Djokovic Chef ist Chef Spielergewerkschaft ATP. Das Präsidium der ATP promotet selbstredend ihren eigenen Teamwettbewerb. Der ATP Cup findet im Januar in Australien statt. Dort gibt es neben Preisgeld sogar Weltranglistenpunkte zu ergattern.

Piqué und Kosmos können dagegen nur mit Preisgeld locken. 18 Millionen werden bei der Endrunde im November ausgeschüttet.  Auf die einzelnen Teilnehmer heruntergerechnet, können die Spieler dort besser verdienen als bei Grand Slam-Turnieren. Das mussten auch die ansonsten so teamorientierten Jan-Lennard Struff und Tim Pütz am Rande der Qualifikationspartie gegen Ungarn zugeben. „Alexander Zverev aber, kann man nicht mit Geld locken“, sagte Pütz. Zverev indes machte nochmal deutlich, dass kein Mensch der Welt ihn zu seiner Teilnahme Ende November überreden kann.

Davis Cup: Sieben Firmen im Sponsorenpool

Auch nicht sein Bekannter Gerard Piqué. Der machte allerdings nicht den Eindruck, als hätte er Zverev schon aufgegeben. Auch mit Zverev will er den Dialog suchen. „Er ist ein großartiger Typ, sehr jung und doch sehr reif“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Piqué in der Presserunde. „Wir wollen ihn dabei haben. Er hatte eine große Rolle bei der Qualifikation Deutschlands für die Endrunde, da würde es nur sinnvoll sein, wenn er spielt.“

Optimismus versprüht Piqué jede Menge. Ein paar positive Nachrichten hatte er sogar. So sei das Interesse potenzieller Werbepartner stark, sagte er im Gespräch mit den sieben Medien. Zu Beginn der Auslosung wurde bekanntgegeben, dass eine Luxusautofirma und ein Modelabel neu dabei wären.

Sieben Firmen haben sich mittlerweile im Sponsorenpool versammelt, darunter auch La Liga, in der Spaniens Profifußballklubs organisiert sind und mit deren Chef, Javier Tebas, so schrieb es die Süddeutsche Zeitung am Samstag, Piqué verfeindet sein soll.

Für Piqué, so wirkt es, ist es also nichts Neues, mit Kritikern und Feinden auszukommen oder gar Deals mit ihnen abzuschließen. Schließlich hat er finanzstarke Partner und den weltbesten Fußballer auf seiner Seite. Da interessiert es nicht, wie stark (oder wie stark eben nicht) Messi wirklich involviert ist. Bei der angesammelten Macht und all der Kontakte, die Piqué hat, stellt sich die Frage: Wer will es sich da mit ihm verscherzen?nike air jordan 1 outlet | cheap air jordan 1 australia