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Aravane Rezai: „Stärke durch Leid“

Aravane Rezai ist die beste muslimische Tennisspielerin der Welt. Das reicht der quirligen Französin mit iranischen Wurzeln aber nicht. Rezai will nach ganz oben auf den Thron. Nach ihrem überraschenden Turniersieg in Madrid vor zwei Wochen ist die 23-Jährige schon die Nummer 19 im Ranking.

Und Rezai ist bereit, für den großen Traum weiter hart zu arbeiten. „Es ist einfach die iranische Mentalität, dass man nur durch Leid etwas erreichen kann. Härte ist eben nötig, um danach Stärke zu spüren“, erklärte die 1,65 m kleine Frau mit den zwei Staatsbürgerschaften, die sich auch durch ihr Drittrundenaus bei den French Open gegen die Russin Nadia Petrowa (7:6, 4:6, 8:10) nicht vom Erfolgsweg abbringen lassen will.

Training nach Einbruch der Dunkelheit

Denn Frankreich und auch Teile der muslimischen Welt warten schon gebannt auf das Happy End einer ungewöhnlichen Geschichte, die in einem heruntergekommenen Vorort von St. Etienne begann. Damals trieb ihr Vater Arsalan Rezai seine kleine Tochter zum täglichen Training – besonders nach Einbruch der Dunkelheit.

Weil der gläubigen Einwandererfamilie das Geld für eine Mitgliedschaft in einem Tennis-Klub fehlte, verschaffte sie sich am Abend auf verbotene Weise Zugang zum Gelände. Als das aufflog, handelte der extrovertierte Vater Rezai. Er baute kurzum einen eigenen Platz zwischen Wald und Wiesen. Damit Aravane Rezai auch abends trainieren konnte, beleuchtete er den Court mit den Scheinwerfern seines Wagens.

Das fehlende Klubhaus ersetzte der gelernte Automechaniker durch ein Lagerfeuer – damit sich Tochter Aravane in den Pausen die Hände wärmen konnte. Im Rückblick beurteilt sie den Drill als „hart, aber nötig“.

Rezai wollte aus religiösen Gründen nicht im Rock spielen

Im schrillen Tenniszirkus indes ist es Rezai gewohnt, gegen Widerstände anzukämpfen. Wegen ihres Glaubens stellte sie zu Beginn ihrer Karriere den Antrag, mit weiten Hosen statt im kurzen Rock spielen zu dürfen. Dem Wunsch wurde von der Spielerinnen-Vereinigung WTA nicht entsprochen – was die französische Iranerin auf die Palme brachte. „Warum darf dann Rafael Nadal solche Hosen tragen und ich nicht? Wenn alle Spielerinnen anziehen könnten, was sie wollen, würden auch viel mehr muslimische Frauen Tennis spielen“, sagte Rezai trotzig.

Mittlerweile scheint sich die Powerspielerin, die inzwischen vom renommierten Coach Patrick Mouratoglou trainiert wird, mit den Vorschriften arrangiert zu haben. In ihrem auffälligen schwarz-goldenen und von einer Freundin entworfenen Outfit scheint sich Rezai sehr wohl zu fühlen. „Im Westen kleidet sich Aravane wie eine muslimische Europäerin. Im Iran trägt sie aber die dort übliche Kleidung“, erklärte Arsalan Rezai die Kleiderordnung.

„Stolz, Iranerin zu sein“

Der Glaube und die Verbundenheit mit der Heimat ihrer Eltern sind bei der Weltranglisten-19. weiterhin stark ausgeprägt. „Ich bin stolz, Iranerin zu sein. Zu Hause sprechen wir Farsi“, berichtete Rezai, die bei den Olympischen Spielen für muslimische Frauen bereits zweimal Gold gewann. In Teheran wurde dabei hinter blickdichten Zäunen Tennis gespielt. Damit die Akteurinnen vor den Blicken der Männer geschützt waren und ohne Kopftuch spielen konnten.

Nach den French Open will Rezai bei einer Reise in den Iran weiter Aufklärungsarbeit leisten. Als Pendlerin zwischen den Welten möchte sie muslimische Frauen animieren, zum Racket zu greifen. Egal, ob mit oder ohne Kopftuch.

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