Wettmafia: Doppel-Olympiasieger Marc Lopez unter Verdacht
2016 gewann Marc Lopez mit Rafael Nadal in Rio die Goldmedaille im Doppel. Nun berichtet die spanische Online-Zeitung El Confidencial von abgehörten Telefonaten, die den Doppelspezialisten schwer belasten: Er soll im Jahr 2008 absichtlich Matches verloren haben.
Im Oktober 2018 schlug die spanische Guardia Civil zu: In einer landesweiten Razzia gelang ihr ein großer Schlag gegen ein Wettsyndikat, das von einem Armenier namens Melkumyan angeführt wurde. Im Zentrum der Ermittlungen standen dabei vor allem spanische Tennisspieler, die von Melkumyan und seinen Mittelsmännern geschmiert wurden, um Matches auf Future- und Challengerebene zu verschieben. Später wurde bekannt, dass den Fahndern insgesamt 83 Verdächtige ins Netz gingen, darunter 28 Tennisprofis.
Eine der wichtigsten Figuren dabei ist Marc Fornell, der als Drahtzieher in dem aufgedeckten Betrugsring gilt. Fornell, 37 Jahre, stand 2007 auf Platz 167 der Weltrangliste und gewann 55 Future-Titel (15 im Einzel, 40 im Doppel). Er soll etliche Spieler angesprochen und in die Fänge der Wettmafia gelotst haben.
Drahtzieher Fornell wurde systematisch überwacht
Was Fornell lange nicht wusste: Schon weit vor seiner Festnahme wurde er von den spanischen Behörden systematisch überwacht. Seine Telefongespräche wurden abgehört und dienten letztlich dazu, ihn zu überführen. Im April 2018, also ein halbes Jahr vor der großen Razzia in Spanien, führte Fornell ein Telefonat mit einem seiner Mittelsmänner, dem Bar-Besitzer Miguel Lucignoli. Das Gespräch wurde von den Ermittlern aufgezeichnet. Eine Abschrift landete nun bei der spanischen Online-Tageszeitung El Confidencial. Darin beschuldigt Fornell unter anderem den spanischen Doppel-Olympiasieger von 2016, Marc Lopez, im Jahre 2008 mit ihm zwei Doppelpartien auf Challenger-Niveau absichtlich verloren zu haben.
„Beim Challenger in Tarragona“, gesteht Fornell in dem Telefonat mit Lucignoli, „habe ich mit ihm (Marc Lopez, Anm. d. Red.) zum ersten Mal auf der ATP-Tour gespielt. Wir schlugen alle, aber im Finale haben wir uns selbst verkauft, wir haben das Finale verkauft.“ Fornell und Lopez spielten 2008 im Finale vom Tarragona gegen Daniel Köllerer und Dusan Karol. Köllerer, so erzählt es Fornell, habe ihnen angeboten, für 2.000 Euro das Match abzuschenken. Am Ende verloren Fornell/Lopez mit 2:6, 2:6. Köllerer wurde 2011 als erster Profi aufgrund von Spielmanipulationen in drei Fällen lebenslang gesperrt.
Gegenüber Lucignoli berichtet Fornell im weiteren Verlauf des Gesprächs, dass er nur wenige Wochen später beim Challenger in Todi, Italien, in der ersten Runde mit Marc Lopez ein weiteres Match absichtlich wegschenkte. Gegen die Italiener Alberto Brizzi und Alessandro Motti verloren Fornell/Lopez 5:7, 6:0, 6:10.
Auch wenn hier die Erinnerungen von Fornell nicht ganz richtig sind (2008 spielte er zuerst mit Lopez im italienischen Todi und danach erst in Tarragona), stuften die spanischen Ermittlern den Inhalt des Telefonats als höchst authentisch ein. Denn: Fornell belastet sich durch seine Erzählungen in erster Linie selbst. Für die spanischen Behörden ist das ein klares Indiz dafür, dass er nichts von den Überwachungen seiner Person mitbekommen hatte und keine falschen Gerüchte streute.
Wie die Tennis Integrity Unit (TIU) Ende Dezember 2018 mitteilte, ist Fornell derzeit provisorisch gesperrt. Es ist davon auszugehen, dass er nicht mehr als Profi auf den Tennisplatz zurückkehren wird.
Marc Lopez indes spielt nach wie vor. Aktuell rangiert er auf Platz 31 in der Doppel-Weltrangliste. Zuletzt stand er mit Landsmann Feliciano Lopez im Halbfinale von Acapulco, das die beiden gegen die Zverev-Brüder verloren. Insgesamt gewann Marc Lopez 14 Doppeltitel und stand 2013 sogar auf Platz drei der Doppel-Weltrangliste. Sein Karriere-Highlight war natürlich die Goldmedaille von Rio im Herrendoppel, die er an der Seite von Rafael Nadal, einem Freund aus der gemeinsamen Jugendzeit, gewann.
Marc Lopez: „Ich habe damit nichts zu tun“
Auf Anfrage von El Confidencial bestritt Lopez die gegen ihn erhobenen Vorwürfe: „Ich habe damit nichts zu tun und ich werde gerne vor der Guardia Civil aussagen, wenn Sie mich anrufen. Für mich gehören Wettmanipulationen nicht zum Tennis. Mich überraschen die Aussagen von Marc Fornell.“
Allem Anschein nach braucht sich Lopez aber keine Sorgen machen, dass er von Fornell in den Strudel der Wettmafia gerissen wird. Vorerst werden in Spanien keine Untersuchungen gegen ihn eingeleitet, weil die dubiosen Ereignisse 2008 stattfanden. Erst zwei Jahre später wurde das spanische Strafgesetzbuch so reformiert, dass Strafen gegen Sportler bei nachgewiesenen Wettmanipulationen möglich sind. Allerdings könnte die TIU noch Ermittlungen gegen Marc Lopez einleiten.
In unserer neuen Ausgabe, die kommenden Dienstag (19. März 2019) erscheint, widmen wir uns ausführlich dem Thema Wettmanipulationen im Profitennis.
JmksportShops | Chaussures, sacs et vêtements | Livraison Gratuite | nike outlet quarry