Waskes Welt: College-Tennis als Weg zum Profi
Die Wimbledon-Story von Dominik Koepfer hat unseren Kolumnisten an alte Zeiten erinnert. Alexander Waske über College-Tennis in den USA als Weg ins Profitennis.
Wer einmal die Chance hatte, in den USA für ein College-Team anzutreten, wird seine Einstellung zum Tennis plötzlich und unwiderruflich für immer verändern. Alles im College-Tennis ist lauter. Das gilt nicht nur für die Fans. Auch die Kollegen, die Trainer und alle, die involviert sind, geben den Spielern viel Energie und Rückhalt. Denn die Identifikation mit den Farben der eigenen Universität ist riesig. Viele Menschen in den USA bleiben ihrer „Alma Mater“ für immer verbunden. Nicht zuletzt gilt: Mit den Nationalsportarten American Football und Basketball werden im College-System sehr viel Geld verdient. Aber auch Sportarten wie Tennis haben an vielen Universitäten einen hohen Stellenwert.
1997 war ich einer der ersten deutschen Nachwuchsspieler, die den Schritt über den großen Teich gewagt haben. Als ich später den Übergang auf die Profitour schaffte, wählten immer mehr Akteure den Weg über das College-System. Nach mir verbanden unter anderem Benjamin Becker, Yannick Maden, Yannick Hanfmann und Dominik Koepfer die sportliche mit der schulischen Ausbildung an einem College und wurden später Profispieler.
College-Tennis: Stipendium mit Rundumpaket
Wenn man direkt nach Beendigung der Schulzeit in Deutschland nicht zu den überragenden Juniorenspielern zählt und für sich selbst noch nicht klar den Weg eines Tennisprofis einschlagen und zweigleisig planen möchte, dann ist das College eine sehr gute Alternative. Im besten Fall erhält man dort ein Stipendium über den Zeitraum von vier Jahren, in dem man seinen Bachelor-Abschluss machen kann. Darüber hinaus wird das eigene Englisch stark verbessert und man erweitert mit dem Auslandsaufenthalt allgemein den eigenen Horizont. Im Damentennis ist es sogar noch viel einfacher, ein volles Stipendium zu erhalten, da pro Team gleich acht Stipendien zur Verfügung stehen.
Bei den Herren sind es nur viereinhalb. Ein Stipendium beinhaltet im Übrigen ein Rundumpaket: Studiengebühren, die Unterbringung, das Essen und die Schulutensilien werden übernommen. Zusätzlich gibt es Taschengeld. Nicht nur deshalb sollte die Wahl der Universität wohlüberlegt sein. Der passende Studiengang, die Qualität der Tennistrainer vor Ort und der Mannschaftskollegen kann natürlich einen großen Unter-schied ausmachen. Gleiches gilt für den Ort und das dort vorherrschende Klima. Da gibt es aufgrund der Größe der USA erhebliche Unterschiede. Ob derAufenthalt zum Traum wird oder eben nicht, hängt auch von diesen Umständen ab.
College-Tennis an der San Diego State University
Ich war zu meiner Zeit Ende der 90er-Jahre bei der San Diego State University im sonnigen Kalifornien und werde für immer ein schwarz-roter „Aztec“ – wie die Athletinnen und Athleten dieser Universität genannt werden – bleiben. Im Herbst-Semester gibt es keine Team-Matches. Zu dieser Zeit bestreiten die Athleten lediglich ein paar Turniere. Viele konzentrieren sich deshalb dann ganz genau auf die schulischen Leistungen, weil die Zeit während der regulären Saison knapp ist. Im Frühjahr startet dann die Team-Saison und man bestreitet eine Menge Matches, auch auswärts mit längeren Busfahrten oder Flügen. Ist man als Team erfolgreich, schlägt man in den sogenannten Conference Finals, den Regionals und zum Schluss sogar in den nationalen NCAA Finals auf – wenn man sich qualifiziert.
In die Siegerlisten haben sich viele große Namen eingetragen. Die NCAA-Einzelwer-tung gewannen früher spätere Stars wie Jimmy Connors und John McEnroe. 2004 führte Benjamin Becker die Einzelwertung an und nutzte das als Sprungbrett für eine Profikarriere mit Mitte 20. Zwei Jahre später beendete er bei den US Open die Karriere von Andre Agassi. Mittlerweile erhält der Sieger der Einzelwertung sogar eine Wildcard für die US Open. Der Weg übers College – er kann sich richtig lohnen.
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