Mauresmo erklärt Rücktritt vom Profitennis
Die fabelhafte Welt der Amelie Mauresmo wird künftig eine andere sein. „Es hat sich eine gewisse Müdigkeit eingeschlichen, ich habe einfach keine Lust mehr, jeden Tag zu trainieren“, sagte die beste französische Tennisspielerin der Geschichte, die am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Issy-les-Moulineaux, einem Vorort von Paris, unter Tränen ihren Rücktritt verkündete.
Vier Jahre alt war die kleine Amelie, ein stilles und in sich gekehrtes Kind, als ihr Landsmann Yannick Noah im Juni 1983 die French Open im Pariser Stade Roland Garros gewann. „Ich habe ihn damals schon sehr bewusst gesehen, und mir gewünscht, dass die Menschen mir auch so zujubeln“, hatte Mauresmo nach den Australian Open 1999 erzählt, nachdem sie erst im Finale an der damaligen Nummer eins Martina Hingis gescheitert war.
Konkurrenz nutzt Outing aus
Im Januar 1999 war Amelie Mauresmo 19 und breitschultrig, auf dem Platz trug sie Shorts und Muskelshirt, und sie erzählte freimütig, dass sie Frauen liebt. Die Konkurrenz nutzte das Outing schamlos aus, der erste Giftpfeil kam ausgerechnet von Martina Hingis: Sie habe ohnehin eher das Gefühl gehabt, gegen einen Mann zu spielen, sagte die Schweizerin, und es klang viel ehrlicher als ihre spätere Entschuldigung.
Trotz vieler offener und versteckter Anfeindungen ging Amelie Mauresmo ihren Weg, sie gewann 2003 den Fed Cup, 2004 Olympiasilber in Athen, 2005 das Masters und 2006, in ihrem besten Jahr, die Australian Open und Wimbledon. Im September 2004 übernahm sie als bis dato erste Französin die Spitze der Weltrangliste, die sie im Zeitraum bis November 2006 insgesamt 34 Wochen hielt. Im Verlauf ihrer Karriere sammelte sie 25 Titel, den ersten 1999 in Bratislava, den letzten im Februar 2009 in Paris.
French Open-Sieg bleibt ein Traum
Diesen einen Pokal, den sie unbedingt wollte, den Coupe Suzanne Lenglen für die Siegerin der French Open, hat sie allerdings nie gewonnen. 2003 und 2004 stand sie im Viertelfinale, weiter hat sie es auf der roten Asche von Roland Garros nie gebracht. Die Nerven und der aufgrund der kraftraubenden Spielweise anfällige Körper machten ihr vor eigenem Publikum immer wieder einen Strich durch die Rechnung.
Nach einer Blinddarm-Operation 2007 gelang Amelie Mauresmo die Rückkehr in die absolute Weltspitze nicht mehr, obwohl sie zum Zeitpunkt ihres Rücktritts immer noch die Nummer 21 war. „Ich bin traurig, weil ich vielleicht nie wieder etwas so gut beherrschen werde wie Tennis“, sagte sie bei ihrem Abschied. „Ich habe diese Entscheidung nach sorgfältiger Überlegung getroffen, aber dennoch ist es ein sehr bewegender Moment.“
Zweite Karriere als Winzerin
Das letzte Match ihrer Profi-Karriere bestritt Mauresmo am 2. September in der zweiten Runde der US Open, als sie gegen die Kanadierin Aleksandra Wozniak 4:6, 0:6 verlor. Anfang Oktober hatte sie ihre Saison für beendet erklärt und sich eine generelle Entscheidung über die Fortsetzung ihrer Karriere vorbehalten.
In ihrem neuen Leben abseits des großen Rampenlichts wird Amelie Mauresmo vermutlich keine Langeweile haben. Sie liebt die Küche und den Rotwein ihrer französischen Heimat und hat schon vor einiger Zeit ihren Traum vom eigenen Weinberg verraten. Amelie Mauresmo als Winzerin kein ganz abwegiger Gedanke: „Der Geschmack meines Weines könnte dann meine Gäste von meinen bescheidenen Kochkünsten ablenken.“
sid
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