Australian Open: Die Transformation der Jelena Dokic
Jelena Dokic, ehemals Nummer vier der Welt, nahm innerhalb von 18 Monaten 53 Kilogramm ab. Die Australierin schaut mit 36 Jahren auf ein bewegtes Leben zurück – auf und außerhalb des Platzes.
Wenn man auf die Teilnehmer im Legenden-Doppel bei den Australian Open schaut, sticht besonders ein Name hervor: Jelena Dokic. Ein Antreten der 36-jährigen Australierin wäre im vergangenen Jahr noch undenkbar gewesen. Zu schwer wäre das Körpergewicht von Dokic gewesen, um mit anderen ehemaligen Tennislegenden mithalten zu können. Nach ihrem Karriereende im Jahr 2014 futterte sich die ehemalige Weltranglistenvierte bis auf 120 Kilogramm hoch. Mittlerweile ist Dokic wieder rank und schlank. In 18 Monaten verlor sie insgesamt 53 Kilogramm, 31 Kilogramm im Jahr 2019.
Auf Instagram ließ Dokic ihre Follower an ihrer Transformation teilhaben. Im Vorfeld der Australian Open sprach die Australierin offen über ihren Gewichtsverlust und die schwere Zeit nach ihrem Karriereende. „Ich fühlte mich verloren. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich gehen wollte. Ich war nicht darauf vorbereitet. Und dann startete die Gewichtszunahme“, sagte Dokic. Als Profisportler lebt man in einer Blase, nicht in der Realität. Alles wird für dich getan: Training, Essen, Reisen, Management. Ins richtige Leben zurückzukehren, war sehr schwer. Ich versteckte mich zuhause, wollte nicht mehr raus und verlor mein Selbstvertrauen.“, sagte die 36-Jährige weiter.
Jelena Dokic: Ich wollte mich wieder wohlfühlen in meiner Haut”
Im November 2017 erschien Dokics Biografie „Unbreakable“, in der sie ihre bewegte und bewegende Lebensgeschichte von der Seele schrieb. Sie berichtete offen über das schwierige Verhältnis mit ihrem Vater Damit. Von Misshandlung, Gefängnis, Nationenwechsel bis hin zu einer Versöhnung war alles dabei. Privat lief es auch gut für die Australierin, die mehr als 15 Jahre mit einem Freund Tin Bikic zusammen ist: Aber: „Ich wollte mich wieder wohlfühlen in meiner Haut“, sagte Dokic. Gesagt, getan. In Windeseile nahm die Australierin dank einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sowie mit viel Bewegung ab, bis sie ihr ehemaliges Spielgewicht von 67 Kilogramm erreichte.
„Ich hoffe, dass meine gesunde Reise alle inspirieren und motivieren wird, egal, was man im Leben erreichen möchte. Man kann es schaffen. Packt es an“, lautet die Botschaft von Dokic. Die gebürtige Jugoslawin nahm 1998 die australische Staatsbürgerschaft an, nachdem sie 1994 mit ihren Eltern wegen des Jugoslawienkriegs nach Australien geflüchtet war. Dokic galt als neues Wunderkind im Tennis. Mit 15 Jahren gewann sie 1999 gemeinsam mit Mark Philippoussis den Hopman Cup. Australien feierte seine neue Tennishoffnung, die sich im selben Jahr als Qualifikantin ins Viertelfinale von Wimbledon spielte. Dabei gelang Dokic eine der größten Sensationen in der Turniergeschichte, als sie die Weltranglistenerste Martina Hingis in der ersten Runde mit 6:2, 6:0 deklassierte.
Jelena Dokic: Mit 19 Jahren Nummer 4 der Welt
Der Weg der Teenagerin führte steil und stetig nach oben. 2000 schaffte sie es in die Halbfinals von Wimbledon und Olympia. Als 19-Jährige kletterte sie 2002 bis auf Platz vier in der Weltrangliste. Der Weg zur Nummer eins schien programmiert, doch immer wieder machte Dokic auch abseits des Platzes Schlagzeilen – es waren keine positiven. Der Grund war ihr Vater Damir, der das Leben seiner Tochter zur Hölle machte. Der ehemalige Boxer und selbsternannte serbische Kriegsveteran ließ keine Möglichkeit aus, seine Tochter in kein gutes Licht zu rücken. Er prügelte sich mit Journalisten, legte sich mit Schiedsrichtern an, stürzte betrunken auf den Platz und beschimpfte Jelena bei deren Spielen.
Bei den Australian Open 2001 bezichtigte Damir Dokic die Veranstalter, die Auslosung zu Ungunsten seiner Tochter manipuliert zu haben. Jelena gab gleich danach bekannt, dass sie das Turnier unter jugoslawischer Flagge spielen wird, weil sie sich von Australien ungerecht behandelt fühle. Mit zunehmender Zeit wurden Jelena die Eskapaden ihres Vaters zu viel. 2003 trennte sich Dokic von ihrem Vater. Laut Medienberichten soll sie ihrem Vater für ein Trennungsabkommen eine Million US-Dollar gezahlt haben, damit sie in Ruhe gelassen wird. Ihre Leistungen gingen in den folgenden Jahren in den Keller. Sie nahm über 20 Kilogramm zu und stürzte in der Weltrangliste ins Bodenlose. 2006 kehrte Dokic reumütig nach Australien zurück. „Ich bin eine Australierin, ich fühle mich wie eine Australierin und ich will wieder für Australien spielen“, sagte Dokic.
Vater Dokic muss 15 Monate ins Gefängnis
Mühsam kämpfte sich die Australierin wieder zurück in den Tennis-Alltag. In einem Interview mit einem australischen Magazin klagte sie ihr Leid und beschuldigte ihren Vater, dass er sie misshandelt habe. „Wenn ich je etwas aggressiver gegenüber Jelena war, war es nur zu ihrem Wohle“, rechtfertigte Vater Dokic sich gegenüber den serbischen Medien. Aufgewühlt durch das Interview seiner Tochter drohte Damir Dokic, die australische Botschafterin in Belgrad mit einer Handgranate in die Luft zu sprengen. Der Terrorvater wurde festgenommen. Bei der Durchsuchung in seinem Haus fand die Polizei zwei Bomben, sieben Jagdgewehre, eine Pistole sowie Munition. Damir Dokic wurde 2009 zu einer Gefängnisstrafe von 15 Monaten verurteilt, die später auf ein Jahr reduziert wurde.
Dokic ließ in den Folgejahren hin und wieder ihr Talent aufblitzen. Bei den Australian Open 2009 schaffte sie es ins Viertelfinale. Doch die Rückkehr zur alten Leistungsstärke gelang der Australierin nicht mehr. Im September 2011 verblüffte Dokic mit der Meldung, dass sie sich mit ihrem Vater versöhnt hat. „Mein Vater war sehr empfänglich und ich glaube, dass er sich enorm geändert hat. Er versteht, dass ich meine eigene Person bin, die eigene Entscheidungen trifft“, schrieb Dokic damals auf ihrer Webseite. „Wir sind alle sehr glücklich. Wir glauben, dass die schlechten Jahre hinter uns liegen“, sagte Vater Damir. Für Außenstehende blieb die Verbindung zwischen Vater und Tochter Dokic weiterhin eigenartig.
Mittlerweile hat Dokic ihren Frieden mit ihrem bewegten Leben geschlossen. Bei den Australian Open arbeitet sie als TV-Expertin.air jordan 1 low outlet | air jordan 1 dark mocha