Marcelo Rios über Doping: „Die ATP ist der größte Mist“
Marcelo Rios, ehemals Nummer eins der Welt, spricht über Doping im Tennis, seine bitterste Niederlage und eine Regeländerung.
Wenn es nach der Frage geht, den allerbesten Spieler ohne Grand Slam-Titel zu benennen, dann fällt sein Name sehr häufig: Marcelo Rios. Die Karriere des Chilenen war wegen vieler Verletzungen recht kurz, dennoch von vielen Erfolgen geprägt. Rios gewann 18 ATP-Titel, darunter fünf Masters-Events. Im Jahr 1998 holte er sich sieben Titel und schaffte es nach dem „Sunshine Double“, dem Sieg in Indian Wells und Miami, als erster Südamerikaner an die Spitze der Weltrangliste. Insgesamt sechs Wochen verbrachte der Chilene als Nummer eins der Welt und ist bis heute der einzige Weltranglistenerste bei den Herren, der kein Grand Slam-Turnier gewinnen konnte.
Marcelo Rios: „Korda hat sich damals einen Vorteil verschafft”
Rios erreichte bei den Australian Open 1998 sein einziges Grand-Slam-Endspiel, das er gegen Petr Korda klar mit 2:6, 2:6, 2:6 verlor. 2015 äußerte er indirekte Dopingvorwürfe gegenüber Korda, da dieser im gleichen Jahr in Wimbledon des Dopings überführt wurde. Rios stellte beim Tennis-Weltverband einen Untersuchungsantrag, blieb jedoch erfolglos.
In einem Interview mit der Zeitung La Tercera sprach Rios über das Thema Doping im Tennis. Seine Niederlage im Australian-Open-Finale gegen Korda schmerzt ihn bis heute. „Korda hat sich damals einen Vorteil verschafft. Er hat sieben Spiele in Folge gewonnen und in seiner Akte steht, dass er ein Grand-Slam-Sieger ist. Obwohl man ihm später nachwies, dass er gedopt hatte, behielt er seinen Titel. Es ist nicht so wie in der Leichtathletik, dass in so einem Fall der Zweitplatzierte profitieren würde“, sagte der 44-Jährige. Am Vorgehen der ATP lässt er kein gutes Haar. „Die ATP ist der größte Mist dort draußen. Sie haben Agassi viermal erwischt. Die ATP hat ihn gedeckt, weil er Agassi ist“, sprach Rios die Dopingvergehen von Agassi in den Neunzigerjahren an. Agassi gestand in seiner Biografie „Open“, dass er regelmäßig Crystal Meth genommen hatte.
Marcelo Rios: „Ich lege für niemanden meine Hand ins Feuer”
Der Chilene äußerte sich auch zum aktuellen Dopingfall um seinen Landsmann Nicolas Jarry, der beim Davis Cup-Finalturnier in Madrid positiv getestet wurde. Rios war selbst als Teammitglied in Madrid dabei. „Mit Nicolas habe ich gesprochen, er hat mir seine Variante der Story erzählt. Ich lege für niemanden meine Hand ins Feuer. Er wird für mich aber immer Nico Jarry bleiben – auch wenn er für vier Jahre gesperrt werden sollte. Ich kann nicht sagen, was er genau getan hat und was nicht. Ich kann nur sagen, dass ich es mir bei ihm nicht vorstellen kann.“
Rios‘ Landsmann Nicolas Massu aus der goldenen Generation des chilenischen Herrentennis sorgt derzeit als Trainer von Dominic Thiem für Schlagzeilen. „Nicolas hatte das Glück, dass er ein Formel-1-Auto bekommen hat. Man weiß mittlerweile, dass er guter Trainer ist. Nico reist gerne, ist ungebunden. Ich hoffe, dass er an Thiems Seite ist, wenn dieser die Nummer eins der Welt wird oder seinen ersten Grand Slam gewinnt“, sagte Rios über Massu.
Marcelo Rios: „Ich verstehe nicht, warum es zwei Aufschläge gibt”
Der Chilene erholt sich derzeit von einer Hüftoperation. Sein Ziel ist, bis zum Juni zu einem Schaukampf gegen Alex Corretja wieder fit zu sein. „Ich habe mir durch das ganze Gehüpfe auf Beton meine Hüfte und meinen Rücken ruiniert. Tennis ist der einzige Sport der Welt, in dem man viermal im Jahr den Belag wechseln muss“, sagte Rios. Eine gravierende Regeländerung kommt für ihn sogar in Frage. „Ich verstehe nicht, warum es im Tennis zwei Aufschläge gibt. Es ist absurd und ein enormer Vorteil für große Spieler. Denken Sie an Ivo Karlovic!“
Obwohl Rios die Nummer eins der Welt war, ist er noch nicht in die Tennis Hall of Fame aufgenommen worden. Aufgrund der veränderten Aufnahmeprozedur sind für ihn die Chancen gering, jemals zu diesem erlauchten Kreis zu gehören. Für den Chilenen ist ein Lob von Roger Federer aber viel mehr wert als ein Platz in der Ruhmeshalle des Tennissports. Der Schweizer hatte bei der Frage nach dem perfekten Tennisspieler Rios als Spieler mit dem besten Ballgefühl bezeichnet. „Es ist eine Ehre für mich, dass er mich einen ‚perfekten Spieler‘ genannt hat. Das ist mir wichtiger als alles andere. Ich komme nicht in die Tennis Hall of Fame, aber das interessiert mich nicht, solange Federer solche Dinge über mich sagt“, kommentierte Rios.air jordan 1 factory outlet | nike factory outlet pottstown pa