Jonas Forejtek: Der Junge mit dem Kochlöffel
Das tschechische Talent Jonas Forejtek gewann 2019 die US Open bei den Junioren. An der Tennis-University von Alexander Waske soll er nun zum Profi reifen.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 1-2/2020
Als die US Open 2019 in ihre entscheidende Phase gingen, poppte in den einschlägigen Kanälen der Tennisszene wieder dieses Video auf, in dem ein kleiner, schmächtiger Junge mit exzellenter Technik auf Bälle kloppt. Das Besondere an dem Filmchen: Der Junge hat keinen Tennisschläger in der Hand. Sondern einen viel zu groß geratenen Kochlöffel. So jedenfalls sieht das Ding aus, mit dem er die Bälle über das Netz befördert.
Der Junge heißt Jonas Forejtek, stammt aus Tschechien und war zwölf Jahre alt, als das Video entstand. Es ruft immer wieder großes Erstaunen hervor, denn die Schlagfläche des Kochlöffels ist mit einem Durchmesser von nur zwölf Zentimetern knapp doppelt so groß wie ein Tennisball. Dennoch haut Jonas wie selbstverständlich auf die Bälle ein – und trifft sie so perfekt, dass es richtig knallt. Als der frühere DTB-Bundestrainer Hans-Peter Born das Video bei Twitter sieht, schreibt er: „Ein unglaublich präziser Treffpunkt.“
Die Geschichte des Kochlöffels
Genaus aus diesem Grund erfand der tschechische Trainer Jiri Bartos 2011 den Kochlöffel. Er hatte ein Match verloren, weil er zu oft den Ball nicht richtig traf. Seine Idee: Man müsste ein Tool entwickeln, mit dem man explizit die Präzision beim Treffpunkt trainieren kann. Ein befreundeter Schreiner fertigte den ersten Prototypen an. Bartos testete ihn und schnell setzte der gewünschte Effekt ein: Die Treffpunkte wurden sauberer. 2013 ließ er zehn weitere Kochlöffel produzieren. Einen davon bekam Jonas Forejtek.
„Ich trainierte Jonas damals schon seit sieben Jahren und er ging mit dem Kochlöffel gleich sehr geschickt um. Wir setzten ihn meistens zehn Minuten in der Aufwärmphase einer Trainingseinheit ein“, erzählt Bartos. 2013 wird sein Schützling mehrfacher tschechischer Jugendmeister, gegen gleichaltrige Landsleute gibt er nicht einen Satz ab. Mit den Erfolgen von Forejtek wächst auch die Bekanntheit des Kochlöffels, den Bartos mittlerweile Tennispointer nennt. Doch es gibt nicht nur positive Reaktionen.
Jonas Forejtek als bestes Beispiel für den Kochlöffel
„Nicht alle fanden das Gerät cool. Meistens wurde ich ausgelacht, sogar von sogenannten Freunden“, sagt Baros. Er kann nicht wissenschaftlich belegen, dass der Tennispointer etwas bringt. „Für mich ist es aber eine logische Theorie. Und ich sehe die Wirkung bei meinen Schülern“, erklärt er.
Jonas Forejtek ist das beste Beispiel. Er gewann 2019 den Junioren-Titel bei den US Open. „Sein Potenzial als Junior war früh zu erkennen. Wie er sich nun bei den Profis schlägt, wird man sehen“, sagt Bartos.
Dass es Forejtek schon bis auf Platz eins in der Junioren-Weltrangliste geschafft hat, ist auch ein Verdienst von Alexander Waske und seinem Trainerteam an der Tennis-University in Offenbach. Als 13-Jähriger, der in der Heimat keine Gegner mehr hatte, kam Forejtek erstmals zu Waske. Er trainiert an der Tennis-University heute noch wochenweise, weil er in Pilsen zur Schule geht. 2020 wird er dort seinen Abschluss machen.
Auf der Suche nach einem neuen Star aus Tschechien
„Ich bin sehr zufrieden mit seiner Entwicklung als Spieler – und vor allem als Mensch“, sagt Alexander Waske. „Jonas war bei uns immer der Kleinste und der Jüngste. Aber er hat alles dafür gegeben, Teil unserer Gruppe zu werden. Wir sind alle stolz auf einen feinen Kerl mit großem Herz, der respektvoll mit anderen Menschen umgeht und sich ehrlich auf dem Platz verhält.“ Bastian Suwanprateep, Cheftrainer in Offenbach, kümmert sich vorrangig um Jonas und sagt über ihn: „Er ist ein sehr guter Arbeiter und für sein Alter bereits ein sehr guter Profi.“
Forejtek spielt ein kontrolliert-offensives Allcourt-Game. Mit seiner Vorhand kann er mächtig Dampf machen. „Aber Aufschlag und Rückhand haben sich mittlerweile verbessert, sonst wären die letzten Erfolge nicht gekommen“, beteuert er.
2020 wird es nun vornehmlich darum gehen, Schritt für Schritt bei den Profis Fuß zu fassen. „Ich will mich auf der Challenger-Tour etablieren und dann in die Top 100 einziehen“, formuliert er mit gesundem Selbstbewusstsein seine Ziele. Der tschechische Verband, der vor allem beim Nachwuchs seit Jahrzehnten erstklassig arbeitet, unterstützt ihn dabei finanziell. Nach dem Rücktritt von Tomas Berdych wünscht man sich dort, dass Forejtek zum neuen Aushängeschild des tschechischen Herrentennis wird.
Warnende Beispiele für Jonas Forejtek
Allerdings kennt man auch die Gefahren, die beim Übergang vom Junioren- in den Profibereich lauern, nur allzu gut. Jiri Vesely und Adam Pavlasek, die in ihren Juniorenzeiten zu den Besten der Welt zählten, sind noch nicht dort angekommen, wo viele sie vielleicht erwartet haben.
Jonas Forejtek jedenfalls genießt das Vertrauen seines Verbands. Beim Davis Cup-Auswärtsspiel in Bosnien und Herzegowina in der zweiten Liga, wo nach dem alten Modus gespielt wird, lieferte er Mitte September ein eindrucksvolles Debüt für Tschechien ab. Er gewann seine beiden Einzel und hatte großen Anteil am tschechischen 3:2-Sieg.
Wenn seine Entwicklung so weiter geht, wird der Kochlöffel und das dazugehörige Video noch bekannter werden. Schon nach seinem US Open-Titel stieg die Nachfrage nach dem Trainingstool spürbar an, wie der deutsche Spezialist MSV-Tennis, der den Tennispointer weltweit vertreibt, mitteilte.
Zum Trainingsalltag von Forejtek gehört der Kochlöffel aber nicht mehr. Er nimmt ihn nur noch selten in die Hand – und knallt damit dann die Bälle übers Netz.
Vita Jonas Forejtek
Jahrgang 2001, aus Pilsen, Tschechien. Begann mit Tennis im Alter von fünf Jahren. Ging mit 13 Jahren zur Alexander Waske Tennis-University. Gewann 2019 drei Junioren-Titel bei Grand Slam-Turnieren: Australian Open und Wimbledon (jeweils Doppel), US Open (Einzel). War die Nummer eins im Junioren-Ranking.
Infos Kochlöffel
Der Kochlöffel heißt offiziell Tennispointer. Es ist ein Trainigsgerät, mit dem man die Treffgenauigkeit trainieren kann. Der Tennispointer wird von Deutschland über die Firma MSV-Tennis weltweit exklusiv vertrieben und kostet 69 Euro (www.msv-tennis.com).
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