Boris Becker Academy: „Die Marke Becker überstrahlt alles”
Im Spätsommer 2021 soll die Boris Becker International Tennis Academy in Hochheim eröffnet werden. Im Juni 2020 soll der Spatenstich erfolgen. Der Investor Khaled Ezzedine verspricht eine Anlage der Superlative.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 1-2/2020
Herr Ezzedine, warum bauen Sie in Hochheim die Boris Becker International Tennis Academy mit der größten Indoor-Tennishalle der Welt?
Weil es so etwas in Deutschland noch nicht gibt, weil es dafür aber gleichwohl einen riesigen Markt gibt. Tennis boomt. Unsere Anlage wird 39 Plätze umfassen, davon 18 Außenplätze und 21 in der Halle. Es wird Hartplätze und Sandplätze geben. Dazu eventuell einen Kunstrasenplatz.
An wen richtet sich dieses Angebot hauptsächlich?
Ein zentrales Anliegen ist die Ausbildung von jungen Talenten. Wir bieten bis zu 270 Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren auf unserem Campus eine komplette schulische Ausbildung an, die sie mit dem deutschen Abitur abschließen können. Dafür haben wir mit Dr. Obermayr einen der renommiertesten privaten Schulträger gewinnen können. Zwei meiner Kinder besuchen die Tennisakademie von Patrick Mouratoglou in Nizza. Aber ein deutsches Abitur können sie dort nicht machen. Ich weiß jedoch, dass genau das vielen Eltern ganz wichtig ist. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal, das uns einen Standort- und Wettbewerbsvorteil gibt.
Die Ausbildungskosten liegen jährlich bei etwa 50.000 Euro pro Kind. Das ist viel Geld. Zu viel?
Nein, absolut nicht. Wir liegen preislich genau da, wo auch die beiden anderen großen Akademien in Europa liegen. Wir haben zudem einen Standortvorteil dadurch, dass mit dem Flughafen Frankfurt ein internationales Drehkreuz nur eine gute Viertelstunde Autofahrt entfernt liegt. Unser Angebot richtet sich nicht nur an deutsche Interessierte.
Was kostet Sie das Projekt und wann wird es eröffnet?
In Phase 1 investieren wir 20 Millionen Euro, die soll im Spätherbst 2020 abgeschlossen sein. Ein Center Court mit Tribüne wird dazu gehören. Dann möchten wir mit 40 bis 60 Kindern starten. In einer zweiten Phase sollen noch mal acht Millionen Euro investiert werden. Dann wollen wir vor allen Dingen eine Halle mit einem weiteren Center Court hinzufügen und eine Hotelerweiterung ist in diesem Schritt ebenfalls geplant. Dort wollen wir Schaukämpfe und Turniere der ATP und WTA austragen. Wir verstehen unser Projekt als ein voll umfängliches Angebot: für Profis, für Amateure, für Verbände, für Kinder und Jugendliche. Was mir zudem sehr am Herzen liegt: Wir möchten auch Turniere für Menschen mit Behinderung durchführen. Unabhängig hiervon, kann man sich aber zum Beispiel mit seiner Gattin oder seinem Gatten ein schönes Wochenende bei uns machen, ohne überhaupt Tennis zu spielen.
Können Sie das näher erklären?
Zur Anlage wird ein Vier-Sterne-Hotel mit 65 Zimmern gehören. Es wird ein Restaurant mit 300 Plätzen geben. Es entstehen zwölf Appartements für Eltern, deren Kinder bei uns in der Akademie spielen, lernen und trainieren. Es gibt einen Wellnessbereich, ein Tennis-Museum, einen Friseur und fünf VIP-Appartements für Profis, die sich bei uns vorbereiten oder bei uns trainieren wollen.
Welche Rolle wird Boris Becker, der Namensgeber der Akademie, spielen?
Vorab: Ich hatte die Idee zu diesem Projekt vor eineinhalb Jahren. Und mein Gedanke war sofort, Herrn Becker dafür zu gewinnen. Wir kannten uns zuvor nicht. Aber die Kontaktaufnahme lief völlig unkompliziert. Herr Becker erkannte sofort das Potenzial in diesem Projekt. Er ist der Schirmherr und Namensgeber der Akademie und kann sich aussuchen, inwieweit er sich einbringen und engagieren will. Er selbst hat auf der Pressekonferenz gesagt: Wo Becker draufsteht, ist auch Becker drin.
Boris Becker durchläuft in England ein Insolvenzverfahren. Ist dieser Umstand eine Belastung für das Projekt?
Absolut nicht. Der Name Boris Becker ist die größte Marke, die der deutsche Sport zu bieten hat. Sie überstrahlt alles. Er ist ein Weltstar, dem gerade auch außerhalb Deutschlands mit allergrößtem Respekt begegnet wird. Was Boris Becker privat macht, geht nur ihn etwas an. Er ist und bleibt mein sportliches Idol.
Boris Becker ist auch „Head of Men’s Tennis“ im DTB. Erwarten Sie eine Zusammenarbeit des DTB mit Ihrer Akademie?
Das fänden wir schön. Es gibt bereits Kontakt zwischen dem DTB und uns.
Wird die Akademie nicht zu einem Konkurrenten für den DTB?
Wir sehen uns als eine Akademie, die ein komplettes Paket anbieten kann. Ein Paket, das es sonst so bisher in Deutschland nicht gibt. Wir reichen dem HTV (Hessischer Verband) und dem DTB die Hand und sind für alle möglichen Symbiosen offen. Das habe ich bereits mit den Verbänden so kommuniziert. Bei uns ist jeder willkommen.
Können Sie eigentlich Tennis spielen?
Na ja. Auf LK 15 habe ich es mal geschafft. Ich bin Linkshänder, einhändige Rückhand. Gegen meinen Sohn wird es schon schwer. Meine Frau ist zusammen mit unseren beiden Kindern in Nizza, ich fliege an den Wochenenden meist rüber zu ihnen. Ich bin also nicht nur Leiter eines ambitionierten Tennis-Projektes. Ich bin auch ein Vater. Ich kenne die Sorgen und Wünsche von Kindern und Eltern. Deshalb kann ich versichern: An unserer Akademie wird zugehört.
Das Gespräch führte Dietmar Gessner.
Vita Khaled Ezzedine
Khaled Ezzedine ist 49 Jahre alt und Sohn libanesischer Einwanderer, die 1969 nach Deutschland kamen. Ezzedine arbeitete elf Jahre als Pilot für Gulf Air, eine der führenden Fluggesellschaften der Welt. Vor 15 Jahren wechselte er aus dem Piloten-Cockpit in die Immobilienbranche. Er hat mit der Ezzedine Group bereits über 100 Bauprojekte umgesetzt. Er ist verheiratet und hat drei Kinder, 24, 13 und elf Jahre alt. Der 13-jährige Sohn und die elfjährige Tochter besuchen die Tennis-Akademie von Patrick Mouratoglou in Nizza. Hauptwohnsitz der Familie ist Wiesbaden.
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