Maria Sharapova das schöne Biest
Sie kam nicht. Keine Paparazzi, keine blonden Haare, keine Endlos-Beine, kein Ächzen auf dem Court mit der Lautstärke eines Kleinflugzeugs. Dabei war sie groß angekündigt in Berlin: Maria Sharapova, die bestverdienende Sportlerin der Welt, globales Covergirl und Superstar der WTA-Tour. 2005 spielte die Russin zum letzten Mal im Grunewald. In diesem Jahr zog sie es vor, sich zu Hause in Bradenton, Florida, auf die europäische Sandplatzsaison vorzubereiten.
Zum Ärger der Veranstalter. Es war nicht das erste Mal, dass Sharapova in dieser Spielzeit ein Turnier, bei dem sie mit viel Tamtam angekündigt wurde, abgesagt hatte. Auch in Miami war die Begehrte nicht am Start. Angeblich wegen einer Verletzung, was man ihr allerdings nicht abnahm, weil sie auf der Anlage von einem Sponsorentermin zum nächsten eilte.
Glamour und Sex
Es passt zu ihrem Image. Maria Sharapova, von Freunden zärtlich Masha genannt, ist die Schöne und das Biest, beides in einer Person. Sie gilt als unnahbar und arrogant, eine Art Naomi Campbell des Tennis, die zwar keine Putzfrauen mit Handys bewirft oder Polizisten bespuckt, aber von der es heißt, sie könne genauso zickig sein wie das farbige Supermodel. Gleichzeitig wird Sharapova von Lifestyle-Fotografen so glamourös und sexy abgelichtet, als sei auch sie von Beruf Model.
PR-Strategen hätten die Sharapova-Story nicht besser erfinden können: Mit fünf Jahren wird sie von Martina Navratilova in Moskau entdeckt. Mit sieben siedelt sie mit Vater Juri und 700 Dollar in der Tasche zu Nick Bollettieri in die USA über. Zehn Jahre später gewinnt sie Wimbledon, als drittjüngs-te Spielerin überhaupt.
Spenden für Tschernobyl
Sie steigt auf zur Nummer 1, im August 2005, und zur reichsten Athletin der Welt. Allein im letzten Jahr kassierte Sharapova 23799501 Millionen Dollar. Das Preisgeld fiel dabei mit 1,7 Millionen Dollar recht bescheiden aus. Das Gros verdiente sie durch Sponsorendeals mit Nike, Canon und Sony Ericsson.
Warum glaubt man ihr nicht, wenn sie Sätze sagt wie Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie Leibwächter meine Fans von mir wegstoßen. Das ist für mich eine komische Normalität geworden. Aber es geht nicht anders? Warum wird sie nicht als Heilige Maria gefeiert, wenn sie 100000 Dollar für Hilfsprojekte in Tschernobyl spendet? Vielleicht, weil es bei Maria S. zu wenig menschelt. Mit Amelie Mauresmo kann man wunderbar über Wein plaudern. Justine Henin hat öffentlich ihr Scheidungsdrama und die Versöhnung mit Vater und Geschwis-tern preisgegeben.
Bei Maria Sharapova hält die Fassade wie ihre Frisur. Es gibt keine Story, kein Porträt, in dem die 21-Jährige verrät, wie sie wirklich tickt. Vor einem Monat veröffentlichte die In-Zeitschrift Ocean Drive in Miami noch eines der interessanteren Interviews. Garniert war das Gespräch mit lasziven Fotos, die jedes Männermagazin gerne abgedruckt hätte. Sharapova erzählte, dass sie stets mit zwei Taschen reist (eine mit Tennisequipment, eine mit Kleidung und Schuhen). Dass sie für Borschtsch-Suppen schwärmt und am liebsten die Musik von Dave Matthews, David Gray und Amy Winehouse hört. Später, nach der Karriere, habe sie vor, eine Tennisakademie für Kinder in Russland zu eröffnen.
Vor ein paar Jahren nannte Sharapova Das Lächeln der Mona Lisa als ihren Lieblingsfilm. Es passte. Wie bei Leonardo da Vincis berühmtem Gemälde weiß man auch bei der Russin nicht, was sich hinter dem Lächeln verbirgt. Oder ob es wirklich ein Lächeln ist.
Lesen Sie mehr in Heft 6/08!
Maria Sharapova wurde am 19. April 1987 in Nyagan, Sibirien, geboren. Mit vier Jahren begann sie, Tennis zu spielen. Mit fünf Jahren wurde sie von Martina Navratilova bei einem Turnier in Moskau entdeckt. Zwei Jahre später reiste sie mit ihrem Vater Juri nach Florida, um in der Nick Bollettieri Tennis Academy zu trainieren. Ihre Mutter Jelena durfte nicht einreisen, da sie kein Visum erhielt. Als Juniorin erreichte Sharapova das Finale der Australian Open 2002. 2004 siegte sie in Wimbledon. Es folgten Grand Slam-Siege bei den US Open (2006) und den Australian Open (2008). Am 22. August 2005 stand die 1,88 Meter große Russin erstmals auf Platz 1 der Weltrangliste. Insgesamt gewann sie 19 Turniere, kassierte 11,8 Millionen Dollar Preisgeld. Sharapova liebt Sherlock Holmes-Bücher, Pippi Langstrumpf-TV-Serien, russische und thailändische Küche sowie französische Crepes. Sie lebt in Sarasota, Florida.
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