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„Uns hilft, dass wir Freunde sind“

Herr Steeb, was haben Sie gedacht, als Sie erfuhren, dass Patrik Kühnen Turnierdirektor in München wird?
Steeb:
Ich habe mich gefreut. Denn die Kommunikation während und zwischen den Turnieren wird in Zukunft wichtig sein. Und da hilft es, dass wir uns untereinander sehr gut kennen.

Aber Sie sind auch Konkurrenten, die um die Gunst der Spieler buhlen?
Steeb: Nein, überhaupt nicht.
Kühnen: Ich würde sagen, wir sind Kollegen. Und wir sind seit 20 Jahren befreundet.

Herr Kühnen, und wie haben Sie reagiert, als Sie von Charly Steebs Nominierung als Turnierdirektor hörten?
Kühnen: Ich fand es sehr gut. Als ehemaliger Spieler hat er eine unglaubliche Erfahrung und ein breites Fundament an Wissen, das er sich über die Jahre angeeignet hat.
Steeb: Ich habe letztes Jahr begonnen, Patrik startet jetzt. Es wird sich herausstellen, ob wir gut besetzt sind. Gemessen werden wir in ein paar Jahren, aber die Voraussetzungen sind auf jeden Fall da.

Es gibt bei Ihnen erstaunliche Parallelen: Sie haben schon als Jugendliche zusammen gespielt, waren beide Profis, Davis Cup-Spieler, dann Kapitän und auch Co-Kommentator im Fernsehen.
Kühnen: Hm. Das habe ich so eigentlich nie gesehen.
Steeb: Wenn man nach der aktiven Karriere Leidenschaft für den Sport hat, dann passiert es fast automatisch, dass man auch einmal fürs Fernsehen kommentiert oder als Coach im Davis Cup arbeiten möchte. Der nächste Schritt ist dann, ein Turnier mitzugestalten. Wir sind ja unser Leben lang auf Turnieren unterwegs gewesen.

Wer war denn als Junior der Bessere?
Kühnen: Charly. Er gehörte viel früher zur deutschen Spitze. Ich war ein Spätstarter. Meinen größten Erfolg hatte ich erst mit 17 mit dem Halbfinale bei den Deutschen Meisterschaften.
Steeb: Gegeneinander gespielt haben wir erst später auf kleineren Herrenturnieren.
Kühnen: Ich kann mich an ein deutsches Satellite-Turnier erinnern. Wir sind zusammen gereist, haben zusammen trainiert und im gleichen Hotelzimmer übernachtet. Wir waren zwar Konkurrenten, aber haben uns immer gut verstanden.
Steeb: Und den Satellite haben wir dann im Doppel gewonnen.

Im Davis Cup waren Sie auch sehr erfolgreich. Sie feierten beide vor genau 20 Jahren Ihr Debüt gegen Brasilien.
Steeb: Das Witzige ist, wir haben es hier erfahren, in diesem Hotel!
Kühnen: (lacht) Genau! Wir waren beide auf dem Zimmer.
Steeb: Und dann rief Niki Pilic an und meinte: Ihr seid im Davis Cup-Team. Da haben wir erst einmal ein paar Bier aus der Minibar geholt.
Kühnen: Es war eine unglaubliche Zeit. Im ersten Jahr haben wir gleich den Pokal gewonnen und kein einziges Match verloren.
Steeb: Wir haben zweieinhalb Jahre nicht verloren. Wir haben gar nicht gewusst, wie es ist, im Davis Cup zu verlieren.

Herr Steeb, als Sie dann Davis Cup-Kapitän waren, setzte es viele Niederlagen. Wie bewerten Sie heute diese Zeit?
Steeb: Es war nicht einfach. Am Anfang war Boris als Teamchef noch dabei. Wir waren sehr euphorisch, wollten einiges umsetzen. Aber es klappte nicht, weil es für die Spieler schwierig war, eine Überfigur wie Boris neben sich zu haben. Darum hörte er nach zwei Jahren auf. Danach wurde es für mich nicht leichter, weil die Konstellation mit Nicolas Kiefer und Tommy Haas kompliziert war. Es machte mir keinen Spaß mehr, und ich beendete meinen Vertrag ein Jahr vor Ablauf.
Herr Kühnen, nach einem kurzen Intermezzo mit Michael Stich wurden Sie Davis Cup-Coach. Warum klappte es bei Ihnen besser?
Kühnen: Schwer zu sagen. Charly und Boris hatten mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, den Nachwuchs zu trainieren. Ich wurde dann B-Kader-Trainer, danach Assistenztrainer bei Charly und später bei Michael. Das hat mir sehr geholfen. Dadurch hatte ich Zeit, das Handwerk zu erlernen.
Steeb: Ich glaube auch, dass Patrik der Draht zu den Spielern leichter fällt als mir.
Sie waren nie wirklich umstritten, obwohl die Bilanz lange Zeit nicht für Sie sprach.
Kühnen: Klar war es nicht immer einfach. Bis zum letzten Jahr mussten wir fünfmal in die Relegation. Aber ich habe es immer als Herausforderung gesehen, weil ich daran geglaubt habe, dass die Mannschaft ihr Potenzial ausschöpft. Deshalb hat es mich so gefreut, dass wir letztes Jahr ins Halbfinale kamen. Und ich denke, dass auch die Spieler verstanden haben, was sie leisten können, wenn sie zusammen für Deutschland spielen. Was mich betrifft: Je länger ich Kapitän bin, umso mehr Spaß macht es.

Charly Steeb sprach es an, das Verhältnis zwischen Tommy Haas und Nicolas Kiefer ist nicht einfach. Wie gehen Sie damit um?
Kühnen: Man muss respektieren, dass beide Persönlichkeiten sind, Spieler, die das ganze Jahr ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und auch stellen müssen.
Steeb: Man darf nicht vergessen, dass es inzwischen reifere Spieler sind. Es ist eine andere Situation als vor sechs, sieben Jahren, als ich Coach war.
Kühnen: Auf jeden Fall. Es gab auch unzählige Gespräche, und die Spieler haben gemerkt, wie wichtig die Außendarstellung ist, wenn man für die Nationalmannschaft spielt. Auch das Verständnis der Spieler untereinander ist über die Jahre viel besser geworden. Sie spielen zusammen Doppel und haben das Ziel, gemeinsam alles für den Davis Cup zu geben.

Jetzt haben Sie eine Doppelfunktion. Geht das?
Kühnen: Eigentlich war es für mich kein Thema, weil ich mit dem Job als Davis Cup-Teamchef genug zu tun habe. Aber dann ist Münchens Turnierdirektor Rudi Berger letztes Jahr leider verstorben, und Klaus Cyron von S&K Marketing, die die Rechte am Turnier besitzt, kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich das Amt übernehmen möchte. Es passt insofern gut, weil ich auf Turnieren bin, viele Kontakte habe.
Herr Steeb, Sie waren bereits Turnierchef beim Challenger in Braunschweig
Steeb: das Turnier veranstalte ich mit meiner Agentur nach wie vor. Mich hat Hamburg gereizt. Als ich erfuhr, dass mein Vorgänger Walter Knapper nur noch ein oder zwei Jahre aktiv sein wollte, bin ich auf ihn zugegangen. Dann gab es Gespräche mit dem DTB, und ich habe gesagt, ich würde mich gern reinarbeiten.

Wie sieht die Arbeit konkret aus?
Steeb: Die eine Aufgabe ist die Repräsentation des Turniers gegenüber der ATP. Es gibt Meetings in Key Biscayne, Paris, Wimbledon und während der US Open. Meine Hauptaufgabe für Hamburg ist sicherlich, Sponsoren zu akquirieren. Dann geht es darum, den Service auf der Anlage zu optimieren: für die Spieler, die Zuschauer. Wir möchten mehr überdachte Plätze schaffen, den Aufenthalt insgesamt komfortabler machen. Entertainment ist wichtig. Es wird ein großes Rockkonzert geben und auch die Senioren werden wir wieder einbinden.

Was ist in München geplant?
Kühnen: Da gibt es schon Parallelen zu Hamburg. Wir haben in München den Vorteil, den das ein oder andere Turnier nicht bietet. Die Anlage ist relativ klein. Bei uns können die Zuschauer die besten Spieler hautnah erleben. Man ist am Trainingsplatz sehr nah dran. Man sieht die Spieler auf der Anlage herumlaufen. Aber Entertainment ist immer ein Thema, über das ich mit Charly diskutiere.
Bietet Tennis allein nicht genug? Rahmenprogramme sind wichtig, aber wenn ich hier in Melbourne die großen Videoscreens sehe da kommt auch so Stimmung auf.
Kühnen: Tennis ist die Hauptattraktion und das wird auch so bleiben. Wir haben in München eine starke Konkurrenz mit Barcelona. Da ist es für mich in erster Linie wichtig, ein attraktives Feld zusammenstellen.
Steeb: Unter Rahmenprogramm verstehe ich, dass sich Familien auf der Anlage wohlfühlen, dass man kulinarisch etwas bietet. Wir konkurrieren ja auch mit anderen Sportveranstaltungen, bei denen man gewohnt ist, dass in den Pausen etwas passiert. Im Fußballstadion wird mehr als Fußball geboten, da ist laufend irgendetwas los.
Kühnen: Bei den US Open gibt es beim Seitenwechsel immer Musik. Das machen wir in München auch.

Was macht ein Turnierdirektor, wenn kein Turnier ist?
Steeb: Stillstand gibt es zwischen den Turnieren nicht. Wichtig ist, dass man schon im Juni oder Juli mit der Akquise beginnt, weil es lange dauern kann, bis man einen neuen Partner verpflichtet hat. Da ist man das ganze Jahr gefordert.

Hamburg kämpft zur Zeit vor Gericht um seinen Masters-Status für 2009. Haben Sie einen Plan B, falls das Turnier abgestuft wird?
Steeb: Nein. Wir möchten die Kategorie und den Termin im Mai behalten. Falls das nicht klappt, brauchen wir eine Alternative. Aber damit befassen wir uns jetzt nicht.
Kühnen: Hamburg ist das größte deutsche Turnier und das Aushängeschild des Deutschen Tennis Bundes. Deshalb ist es wichtig, dass Hamburg nicht nur seinen Status behält, sondern auch gut platziert ist im Turnierkalender. Ich verfolge das schon mit großem Interesse.

Wenn man Ihre beiden Karrieren weiterdenkt, fehlt noch das Amt des DTB-Präsidenten. Könnten Sie sich das für später vorstellen?
Steeb: Ach, vorstellen können wir uns das schon. Aber zur Zeit ist es ein Ehrenamt. Das können wir uns im Moment beide nicht leisten. Und der zeitliche Aufwand eines Georg von Waldenfels ist wirklich enorm.
Kühnen: Ich kann mich Charly nur anschließen. Wer weiß, was kommt. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich mit zwei Funktionen gut ausgelastet.

Das Interview führte Thomas Kosinski

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