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Kiefer/Kohlschreiber besorgen Führung im Davis Cup

Vorteil Deutschland: Das deutsche Davis-Cup-Team hat sich nach einem zeitweiligen Tanz am Abgrund zwei Matchbälle für den Einzug ins Viertelfinale erkämpft. Nach einem Viersatz-Sieg von Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer im Doppel geht die Mannschaft um Kapitän Patrik Kühnen mit einem 2:1 in die abschließenden Einzel der Erstrunden-Begegnung gegen Österreich am Sonntag (13.00 Uhr/live im DSF). Das deutsche Duo gewann 6:3, 7:6 (8:6), 3:6, 6:4 gegen Julian Knowle und Alexander Peya. Der Sieger des Nachbarschaftsduells trifft voraussichtlich auf Titelverteidiger Spanien (2:0-Führung gegen Serbien).

„Das war ein Super-Doppel, es hat riesig Spaß gemacht“, sagte Kiefer über sein erstes Match nach zweimonatiger Verletzungspause: „Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition für Sonntag und selbst alle Chancen in der Hand.“ Auch Kohlschreiber fühlte sich nach insgesamt 7:15 Stunden Tennis an zwei Tagen noch fit: „Es war kein so kräftezehrendes Doppel, es gab viele schnelle Punkte. Da geht schon noch was.“

Kiefer überzeugte nach Verletzungspause, Kohlschreiber schwächelte

Nach der Viersatz-Niederlage von Rainer Schüttler gegen Stefan Koubek und dem Fünfsatz-Erfolg von Kohlschreiber gegen Jürgen Melzer boten Kohlschreiber und Kiefer bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz als Davis-Cup-Doppel zunächst eine gute Leistung. Vor allem der zuletzt zwei Monate verletzte Kiefer gefiel nach seiner Spielpause und zog seinen sehr wackeligen Partner vor gut 2500 Zuschauern in der Eishalle von Garmisch-Partenkirchen gut mit. Nach dem Abwehren eines Satzballes im zweiten Durchgang und einer Schwächephase im dritten und vierten verwandelte das deutsche Duo nach 3:15 Stunden seinen ersten Matchball.

Dabei hatten Kiefer und der oft schwächelnde Kohlschreiber ab dem dritten Satz ausreichend Möglichkeiten, die Begegnung vorzeitig zu ihren Gunsten zu gestalten. So gelang ihnen zu Beginn des vierten Satzes ein frühes Break zum 1:0 – prompt aber verlor erneut der am Abend zuvor noch so nervenstarke Kohlschreiber sein Service. Nach dem Rebreak gelang den Deutschen dann ihrerseits das entscheidende Break zum 5:4, und seinen letzten Aufschlag brachte Kohlschreiber trotz einiger kleiner Wackler dann ins Ziel.

Schüttler und Kohlschreiber derzeit noch für die letzten Einzel vorgesehen

Für die Einzel am Sonntag sind bislang Schüttler (gegen Melzer) und Kohlschreiber (gegen Koubek) vorgesehen. Nach der erschreckend schwachen Leistung von Schüttler am Freitag gegen Koubek, als der beinahe 33 Jahre alte Korbacher in vier Sätzen (4: 6, 5:7, 7:5, 2:6) verdient verlor, käme eine Änderung der Aufstellung aber nicht mehr überraschend – zumal Kiefer im direkten Vergleich mit Melzer eine Bilanz von 7:0 Siegen vorzuweisen hat.

Dem Hannoveraner fehlt aber nach seiner Knöchelverletzung Wettkampfpraxis: Im Doppel am Samstag bestritt er sein erstes Match seit seinem Fehltritt beim Hopman Cup am 7. Januar in Perth – dennoch war er der beste Mann auf dem Platz. „Ich bin immer bereit“, sagte er auf die Frage, ob er sich für ein möglicherweise entscheidendes Match gegen Melzer fit genug fühle.

Kühnen hatte sich am Vormittag gegen ein Davis-Cup-Debüt von Christopher Kas entschieden und Kohlschreiber als Partner von Kiefer auf den Platz geschickt. Kas habe eine Blase, sagte der Kapitän, der Ausgebootete selbst wusste davon aber nichts. Auch Kühnens Kollege Gilbert Schaller hatte kurzfristig umdisponiert: An die Seite des gesetzten Doppel-Spezialisten Julian Knowle beorderte er Alexander Peya, der den zunächst vorgesehenen Melzer ersetzte. Melzer hätte trotz der Fünfsatz-Niederlage gegen Kohlschreiber nach Auskunft von Österreichs Altmeister Alex Antonitsch „mit Sicherheit gespielt, wenn wir gewusst hätten, dass es gegen Kiefer/Kohlschreiber geht“.

Schüttler gegen Koubek mit einer miserablen und leidenschaftslosen Leistung

Kohlschreiber hatte das deutsche Team am Freitagabend mit großem Kampf im Spiel gehalten. Der 25 Jahre alte Augsburger glich nach der Niederlage von Schüttler, der gegen Koubek eine miserable und leidenschaftslose Leistung bot, mit einem 6:7 (4:7), 4:6, 6:4, 6:3, 6:3 zum 1:1 aus. Dabei hatte Kohlschreiber bereits mit 0:2 nach Sätzen, 2:4 und 15:40 zurückgelegen. „Ich war nur einen Punkt weg, dass ich dieses Ding gewinne. Wenn ich einen dieser beiden Punkte mache, dann ist das Match vorbei“, jammerte Melzer.

Kohlschreiber, bei den Australian Open in Melbourne noch durch einen überflüssigen und unqualifizierten Kommentar zum Thema drei Gewinnsätze eher unangenehm aufgefallen, gestand nach dem fast vier Stunden dauernden Match: „Ich war schon fast draußen.“ Dann gelang ihm erst mit dem Mut der Verzweiflung, danach mit leidenschaftlichem Einsatz und zunehmender Souveränität sein erster Fünf-Satz-Sieg nach einem 0:2-Satz-Rückstand. „Philipp hat eines der wichtigsten Matches seiner Karriere gewonnen“, stellte Kühnen danach erleichtert fest.

Bei einem 0:2 nach den ersten beiden Einzeln wäre ein Sieg aus deutscher Sicht schon historisch gewesen. Erst einmal war es einer deutschen Davis-Cup-Mannschaft gelungen, einen solchen Rückstand noch aufzuholen und umzudrehen: 1960 gegen die Tschechoslowakei.

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