DTB-Präsident Dietloff von Arnim im Porträt
Am 31. Januar 2021 wurde Dietloff von Arnim zum neuen Präsidenten des Deutschen Tennis Bundes gewählt. tennis MAGAZIN hat sich mit dem 61-jährigen Düsseldorfer auf eine Zeitreise begeben.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 4/2021
Fotos: Laci Perenyi
Termine zu machen, ist in Corona-Zeiten nicht ganz einfach. Der frischgewählte DTB-Präsident weilt im Homeoffice und der tennis MAGAZIN-Autor auch. Also telefonieren wir. Einziger Trost: Unser Fotograf Laci Perenyi kennt Dietloff von Arnim schon seit rund 30 Jahren vom inzwischen legendären World Team Cup im Düsseldorfer Rochusclub. Von Arnim war von 2004 bis 2012 Veranstalter und Turnierdirektor der ATP Mannschafts-Weltmeisterschaft.
Also fährt Perenyi mit dem Auto die paar Kilometer von Meerbusch über den Rhein in die Nähe des Düsseldorfer Zoos, wo von Arnim wohnt. Ein Hauch von Homestory, um sich dem Menschen von Arnim zu nähern. Der Gastgeber empfängt den Besucher leger in Hirschlederhose. Führt ihn über den Parkettboden ins Wohnzimmer mit den vielen Aniquitäten und den großen, schweren Möbeln. Von Arnim nimmt auf einem cremefarbenen Sofa Platz. „Brauche ich Anzug und Krawatte?“, fragt er. Nein, braucht er nicht.
Vor genau einer Woche wurde der 61-Jährige zum 18. DTB-Präsidenten gewählt. Etwas überraschend, weil der bisherige Amtsinhaber Ulrich Klaus fest im Sattel zu sitzen schien. Aber am 31. Januar, dem Tag der Wahl, trat Klaus nicht an. Er wäre auch nicht wiedergewählt worden, die Mehrheit hatte sich bereits hinter dem Herausforderer formiert. Und so wurde die digitale Abstimmung an jenem Sonntag zur Formalie: Die 17 Landesverbände wählten Dietloff von Arnim mit 108 Ja-Stimmen, keiner Gegenstimme und 17 Enthaltungen zum DTB-Chef.
Glückwünsche von Schüttler, Kiefer und Stich
„Es waren schöne, spannende Tage bisher“, sagt von Arnim am Telefon über seine erste Woche. Viele Anrufe habe er bekommen. Von ehemaligen Spielern wie Boris Becker, Michael Stich, Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler. Von früheren Weggefährten wie World Team Cup-Erfinder Horst Klosterkemper oder dem früheren Fernsehreporter Heribert Faßbender, der heute noch davon schwärmt, dass die beiden mal ein Sponsorendoppel gewonnen haben. Tenor der Glückwünsche? „Viel Erfolg, ein glückliches Händchen und möge dir gelingen, was du dir vorstellst.“
Von Arnim, das er hat er bereits in vielen Zeitungsinterviews erzählt, hat „viel Respekt vor dem Amt“. Jetzt sagt er noch: „Ich bedanke mich für die Vorschusslorbeeren und hoffe, dass ich die Erwartungen erfüllen kann.“ Die „Vorschusslorbeeren“ könnten mit der Biographie von Arnims zusammenhängen. Würde man einen Präsidenten casten, hätte der 1,99-Meter-Mann beste Chancen. Mit zehn Jahren schlägt er im Rochusclub die ersten Bälle. Sein erster Trainer: Detlev Irmler, in den 70er-Jahren Davis Cup-Teamchef, später dann viele Jahre Chef beim Tennisbundesligisten Rochusclub.
Wenn es eine Konstante in von Arnims Leben gibt, dann ist es der Rochusclub: Als Schüler verdient er sich Taschengeld mit Trainerstunden, Jahre später, beim World Team Cup, übernimmt er so gut wie jeden Job: Linienrichter, Getränkedienst, Spielerbetreuer. Seit Jahrzehnten bestreitet er Medenspiele für den Club am Fuße des Grafenberger Waldes, aktuell in der Herren 60-Regionalliga. Seine LK? „7.“ Dafür trainiert er. „Auch damit ich an der Theke nicht der Blöde bin, der als Einziger verliert und die Zeche zahlen muss.“ Schlägt er bei seiner Größe von fast zwei Metern gut auf? „Ne, der Aufschlag ist relativ schwach. Ich schaufel’ mich durch meine Matches durch“, untertreibt er, „aber ich weiß, wie der Ball fliegt, mehr als andere vielleicht.“ Von Arnim sagt, das sei der Vorteil vom Squash.
Dietloff von Arnim: Deutscher Hochschulmeister im Squash
Ende der 70er-Jahre – nach Internatsaufenthalt in Schondorf am Ammersee und Abitur zurück in Düsseldorf – wechselt er die Sportart, spielt zehn Jahre lang mehr Squash als Tennis, wird sogar Deutscher Hochschulmeister. An der Uni Köln studiert er BWL, geht anschließend nach Südamerika. Seine Aufgabe: Geschäftsführer bei einer Vertriebstochter von MAN-Druckmaschinen. Da ist er gerade 28 – eine steile Karriere. Von Arnim nennt es „eine tolle Chance. Da habe ich hartes Arbeiten und den Vertrieb gelernt“.
Drei Jahre lang lebt er in Bogota, Kolumbien, Ende der 80er-Jahre „ein heißes Pflaster“. Danach kehrt er zurück nach Düsseldorf, arbeitet bei der Agentur, für die er schon als Student tätig war und die auf „Pharma“ spezialisiert ist. Als von Arnim anbietet, eine Abteilung für andere Kunden aufzumachen, winken seine Chefs ab – kein Interesse. Also macht er sich selbständig, gründet seine eigene Agentur für mittelständische Unternehmen, die er zunächst mit einem Partner führt und ab 1995 in Eigenregie.
„Das ist die Agentur, in der ich jetzt mit Ihnen am Ohr rumrenne“, sagt von Arnim. Die „Werbeagentur von Arnim“ – noch so eine Konstante. In 30 Sekunden ist der Hausherr von seinem Wohnzimmer am Arbeitsplatz – Treppe runter, Kopf einziehen. Im Anbau, einem Souterrain, befinden sich drei Räume auf rund 40 Quadratmeter Fläche. Der Boden ist ausgelegt mit Bildern vom World Team Cup. Programmhefte der Team-WM stehen im Regal, zwei XXL-Rackets an der Wand. Eine Replik des Pokals thront auf seinem Schreibtisch. „Sie fragten anfangs, wie ich Tennis lebe, das ist die Antwort“, sagt von Arnim.
Als John McEnroe seinen Schläger zertrümmerte
Mit von Arnim über seine Vita zu reden, ist eine Reise durch die deutsche Tennishistorie: die Boom-Zeiten Anfang der 80er-Jahre, die durchgeknallte Becker-Graf-Stich-Ära, der Niedergang, als Turniere ins Ausland wanderten, aktuell der leichte Aufschwung, auch dank der Erfolge von Zverev, Kerber und Co. Von Arnim war immer dabei. Die Stars von damals kennt er alle: Lendl, Noah, Connors. John McEnroe durfte er bei seinen Anfängen im Orga-Team betreuen – „Security gab es damals noch nicht, also haben sie mich genommen, weil ich groß bin“. Die Wutausbrüche des Amerikaners erlebte er hautnah. Als der Schläger in der Umkleide zu Bruch ging, übernahm World Team Cup-Macher Horst Klosterkemper die Beruhigung von „Big Mac“.
Ohne Grandseigneur Klosterkemper vielleicht kein von Arnim. Bei den Vertragsgesprächen mit dem damaligen Titelsponsor ARAG begleitete nur er ihn. „Das war der Ritterschlag“, sagt von Arnim. Als Klosterkemper 2004 ATP-Europachef wurde, übernahm der Ziehsohn die Leitung des World Team Cups. Bis 2012, als Ion Tiriac und Rainer Schüttler die Lizenz kauften, von Arnims Agentur als Veranstalter einsetzten und den Standort mit einem ATP 250-Event versuchten, am Rhein zu halten. Zwei Jahre später war in Düsseldorf endgültig Schluss mit Weltklassetennis.
Wenn man wie von Arnim jahrzehntelang das pralle Tennisleben inhaliert hat mit dem Flair von „Klein-Paris“ im feinen Rochusclub, dann könnte man die Jahre danach als „Saure-Gurken-Zeit“ bezeichnen. 20 Jahre 1. Vorsitzender für den Tennisbezirk Düsseldorf, Präsident des TVN (Tennis-Verband Niederrhein) klingt nicht nach großer weiter Welt. Für von Arnim bedeutet das Ehrenamt, „dass man etwas zurückgibt, wenn man selber erfolgreich ist“. Er bleibt Beobachter der Szene, bewirbt sich vor ein paar Jahren für die Ausrichtung des Turniers am Hamburger Rothenbaum und unterliegt im Pitch den Österreichern Sandra und Peter-Michael Reichel.
Hauptamt stärken und Marketing besser aufstellen
Jetzt also DTB-Boss. Eine Rolle, der er mit Demut begegnet. Vor der Leistung seines Vorgängers „Sepp“ Klaus hat er „höchsten Respekt“. Die Hilfe, die ihm der frühere DTB-Präsident Georg von Waldenfels anbietet, nimmt er gerne an: „Ich werde aus jedem Gespräch schlauer und kann hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.“ Als man ihn kurz vor der Wahl in internen Kreisen fragte, ob er sich das Amt vorstellen könne, sprach er erstmal mit seiner Lebensgefährtin Yvonne, mit der er seit 20 Jahren zusammenlebt. „Ich glaube, es würde dir Spaß machen“, habe sie gesagt. Aber vor zehn Jahren hätte er die Aufgabe nicht übernommen. Inzwischen kann er in seiner Agentur etwas kürzertreten.
Sein Ziel für die nächsten drei Jahre: „Wir wollen das Hauptamt stärken, uns im Marketing besser aufstellen und für Sponsoren attraktiver werden. Wir müssen mit jüngeren Leuten den DTB professionalisieren.“ Gut möglich – aber das war auch schon bei seinem Vorgänger Klaus der Plan – „dass das jetzige Präsidium in eine Art Aufsichtsratfunktion rutscht“. Den DTB sieht er als „Dienstleister“, die Medenrunde mit 400.000 Spielern als Erfolgsgeschichte. Bei der Pokalrunde, die in einigen Verbänden bereits eingeführt wurde, kommt er regelrecht ins Schwärmen. „Freitagabend um 17.30 Uhr mit zwei Einzeln und einem Doppel starten und um 20.30 Uhr noch ein Schnitzel mit dem Gegner essen, der einen gerade paniert hat – das kann zusätzlich zur Medenrunde ein tolles Format sein, um neue Mitglieder zu gewinnen!“ Zwei Einzel, ein Doppel? Klingt wie World Team Cup. Für von Arnim könnte sich ein Kreis schließen.
Vita Dietloff von Arnim
Der gebürtige Düsseldorfer, 61, ist in Tenniskreisen bekannt. Jahrelang veranstaltete er den World Team Cup im Düsseldorfer Rochusclub (bis 2012) und im Anschluss ein ATP 250-Turnier (2013, 2014). Vor seiner DTB-Präsidentschaft war er Präsident des TVN (Tennis-Verband Niederrhein). Von Arnim betreibt seine eigene Werbeagentur, die Marketingkonzepte für mittelständische Unternehmen entwickelt. Er ist Vater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und wohnt mit Lebensgefährtin Yvonne zusammen.
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