Deutsches Davis-Cup-Team empfängt Österreich
Mit der Freundschaft ist es bis mindestens Samstag erst einmal vorbei. Die deutschen und die österreichischen Tennisprofis verstehen sich privat sehr gut, noch am vergangenen Sonntag versammelten sie sich vor einem Fernseher, um Bundesliga-Fußball zu schauen, und auf der ATP Tour kämpfen Spieler beider Länder häufig gemeinsam im Doppel um Preisgeld und Punkte. Ab heute (14.30 Uhr/live im DSF) aber ist Davis Cup, und da muss die Freundschaft ruhen. „Ich hätte nichts dagegen, wenn das Ganze schon am Samstag entschieden wäre“, sagte Kapitän Patrik Kühnen.
Für einen guten Start in der ausverkauften Eishalle von Garmisch-Partenkirchen soll Rainer Schüttler sorgen. Der 32 Jahre alte Korbacher trifft in seinem ersten Davis-Cup-Einzel seit drei Jahren auf Stefan Koubek, in der Weltrangliste nur auf Position 255 geführt und damit 224 Ränge hinter dem deutschen Routinier. Das zweite Einzel bestreitet Philipp Kohlschreiber gegen Jürgen Melzer. Für das Doppel am Samstag (13.30 Uhr/live im DSF) nominierte Kühnen den wiedergenesenen Nicolas Kiefer und Debütant Christopher Kas, der für den verletzten Philipp Petzschner nachnominiert worden war.
Schaller „etwas überrascht“
Kühnen versicherte, die Nominierung der beiden Einzelspieler für Freitag habe ihm doch einiges Kopfzerbrechen bereitet: „Es war nicht einfach.“ Den Ausschlag für Schüttler und Kohlschreiber habe unter anderem gegeben, dass beide über Matchpraxis verfügen – im Gegensatz zu Kiefer, der seit Anfang Januar keine Partie auf der Tour bestritten hat. „Beide sind im Turniergeschehen drin, das war neben den Trainingseindrücken ausschlaggebend“, erklärte Kühnen. Sein österreichischer Kollege Gilbert Schaller zeigte sich dennoch „etwas überrascht“, dass Kiefer zunächst außen vor bleibt.
Kiefer steht in der Weltrangliste derzeit auf Rang 33, zwei Ränge hinter Schüttler und vier vor Kohlschreiber, und er hat eine Bilanz von 7:0 gegen Melzer. Doch der Niedersachse, der in den vergangenen zwei Monaten an einer Knöchelverletzung und ihren Folgen laboriert hatte, zeigte Verständnis für die Entscheidung von Kühnen. „Ich bin nicht enttäuscht. Ich bin ein Teil der Mannschaft. Und man muss realistisch sehen, dass mein letztes Spiel am 7. Januar war“, erklärte der 31-Jährige, der im Vorjahr beim 1:4 gegen Spanien im Viertelfinale den einzigen deutschen Punkt geholt hatte.
Um Schüttlers Nominierung hatte es zuvor einige Irritationen gegeben, der Korbacher war ein wenig verärgert, weil Kühnen ihn sehr spät informiert hatte. Das Thema ist nun angeblich ausgeräumt. „Ich hoffe, dass ich für einen guten Start sorgen kann“, sagte Schüttler. Rein von den Zahlen her sollte er leichtes Spiel haben, allerdings verschleiert Koubeks derzeitige Position im ATP-Ranking (255) sein tatsächliches Leistungsvermögen: Der 32 Jahre alte Kärntner, vor neun Jahren schon mal die Nummer 20 der Welt, war lange verletzt. „Er ist ein kompletter Spieler und in guter Form“, sagt Schüttler.
„Enge Matches“ erwartet
Kühnen wurde auch bei der Auslosung am Donnerstag nicht müde zu erwähnen, dass die Erstrundenbegegnung „eine heiße Kiste“ wird, dass „wir enge Matches sehen werden“. Auch Kohlschreiber hat sich darauf nach eigenem Bekunden eingestellt. Bei den Australian Open hatte er sich noch lächerlich gemacht, weil er gegen den Modus „best of five“ wetterte. „Dieses Thema ist abgehakt, das war damals eine ganz schlechte Reaktion von mir“, versicherte der Augsburger nun. Er sei „auf jeden Fall bereit“, und er könne gegen Melzer, derzeit die Nummer 31 der Welt, auch „über eine lange Distanz gehen“.
In den bisherigen vier Aufeinandertreffen haben die Deutschen viermal gegen die Österreicher gewonnen, zuletzt vor 15 Jahren beim denkwürdigen 3:2 in Unterpremstätten bei Graz. „Das war ein irrsinniger Hype auf beiden Seiten“, erinnert sich Schaller, damals der vierte Mann hinter den „drei Musketieren“ Thomas Muster, Horst Skoff und Alexander Antonitsch. Den entscheidenden Punkt machte damals im letzten Einzel Marc Goellner gegen den mittlerweile verstorbenen Skoff – zuvor hatte Muster Michael Stich in fünf Sätzen niedergerungen.
„Heute ist alles viel normaler“, beteuert Schaller: „Wir haben nichts gegen die Deutschen, tut mir leid.“
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