Hannes Zischka Tennisreisen: Ein Fall für zwei
Das Reisegeschäft ist schwieriger geworden. Aber die Macher von Hannes Zischka Tennisreisen finden auch in Zeiten der Pandemie Lösungen. Ein Trip ins Herz Istriens.
Eine Momentaufnahme Anfang Oktober in Novigrad. Der Fischerort mit seinen rund 4.000 Einwohnern ist eine dieser malerischen Destinationen, die sich wie auf einer Perlenkette aufgereiht entlang der istrischen Küste hangeln. Umag, Novigrad, Porec, Vrsar, Rovinj, Pula. Auf der anderen Seite der tortenstückförmigen Landzunge Istrien liegt Rabac. Zu jedem Ort, in dem der Tennisreisenveranstalter Hannes Zischka seit Jahrzehnten seine Camps anbietet, gibt es eine Geschichte.
Die von Novigrad oder Cittanova – der italienische Name, der romantischer klingt – ist an diesem Mittag vor allem eine, die von Entspannung erzählt. Es ist sonnig. Die Bura, der berühmt-berüchtigte Fallwind, der in diesen Regionen zum Orkan werden kann, ist aktuell nur noch ein laues, rund 20 Grad warmes Lüftchen, das die Haut wie eine Feder streichelt. Das Tennismatch ist gespielt. Von den Plätzen wehen vereinzelt Stimmen zum nahegelegenen Strand mit den hübschen Strohsonnenschirmen an hölzernen Pfählen herüber. Und natürlich das unnachahmliche Plopp-Plopp, der Soundtrack dieser Reise. Möwen kreischen. Vom Meer, der blauen Adria, die jetzt aussieht, als glitzerten Millionen von Diamanten darin, tönen Motorengeräusche einer Yacht sanft ans Ufer.
Projekt „Matchtennis” in Planung
Zu kitschig? Ach was, Balsam für die geschundene Seele in diesen verrückten Zeiten! Oder so: eine Reise in die Normalität vergangener Tage. Zumindest ein bisschen.Denn klar: Auch hier in Kroatien ist das leidige Thema Corona der ständige Begleiter. Die Masken im Restaurant und abends an der Bar sind allgegenwärtig. Und doch: Wenn man tagsüber seine Einheiten draußen auf den gepflegten Sandplätzen spielt mit Abständen, wie es sie fast nur bei der Nullkontakt-Sportart Tennis gibt, dann ist dieser Trip auch eine Rückkehr ins fast vergessene Paradies. Die Bewahrer dieses Elysiums sitzen jetzt auf Loungemöbeln an einer stylischen Poolbar mit Blick auf das saphirblaue Infinity-Becken und die Altstadt mit dem markanten Kirchturm nach Vorbild Venedigs.
Verrückte Zeiten auch für Hannes Zischka (66), den Gründer von Hannes Zischka Tennisreisen, und Bernd Ochensberger (41). Ochensberger ist so etwas wie Zischkas Ziehsohn. Ein Fall für zwei ist der österreichische Tennisreisenanbieter schon viele Jahre. Inzwischen aber ist der Generationenwechsel vollzogen. Ochensberger ist als Geschäftsführer verantwortlich, Zischka wirkt im Hintergrund. Gut möglich, dass er im nächsten Jahr „ein kleines, feines Produkt“ anbietet, für das er schon lange schwärmt. „Matchtennis“, sagt Zischka, „wie kann ich mich im Match verbessern? Darum geht es.“ Er jedenfalls weiß, wie es geht. Für den LUV Graz spielt er in der Herren 65-Bundesliga an Position eins, ist österreichischer Vizemeister seiner Altersklasse und Staatsmeister bei den 60-Jährigen.
Aus „Meer Tennis” wird „Meer Tennis und mehr”
Spielstark ist auch der staatlich geprüfte Tennislehrer Ochensberger. Nur fungiert er seit knapp zwei Jahren im Krisenmodus. Hygienekonzepte, Rückabwicklungen von Buchungen, Beachtung von Sicherheitsregeln in unterschiedlichen Ländern statt Vor- und Rückhand. „2019 hatten wir ein Rekordjahr in der Firmengeschichte mit 15.500 Gästen, 2020 haben wir nur fünf Prozent vom Vorjahresumfang geschafft. Fast nichts“, sagt er. Während er an seinem Espresso nippt, lässt er die vergangenen Monate Revue passieren, in denen sich die Firma neu erfunden hat. Die Krise als Chance. Das klingt platt, aber passt in den Kosmos Zischka, bei der man die Adaption schon im neuen Firmennamen sieht. Aus „Meer Tennis“ ist „Meer Tennis und mehr“ geworden. Längst bietet man auch Tennisurlaube in Österreich an, genauer gesagt im Burgenland, in Kärnten und der Steiermark, sowie Skilanglauf in Finnland.
„Das Positive ist, dass sich auch unsere Hotelpartner trotz der harten Zeit und den Schließungen weiterentwickelt haben“, sagt Zischka. „Sie haben in Qualität investiert.“ Ganz so hart wie das eigene Unternehmen habe es die kroatische und slowenische Hotellerie (es gibt nach wie vor auch Camps in Portoroz) nicht getroffen. „Sie hatten zumindest einen guten Sommer 2020 und einen hervorragenden 2021“, ergänzt Zischka.
Die Hauptsaison für den Reiseanbieter aus Graz ist das Frühjahr. „Normalerweise machen wir dann 85 Prozent unseres Umsatzes“, sagt Ochensberger. Und so habe man praktisch zwei Jahre verloren. Für 2021 rechnet der 41-Jährige mit 25 Prozent vom 2019er-Ergebnis. Rund 40 Prozent der Kunden sind Deutsche. Bis auf ein paar Schweizer Urlauber kommen fast alle anderen Gäste aus Österreich – in der Regel als Familie oder Gruppe, oft auch mit eigenem Trainer.
Dazulernen statt umlernen lautet das Motto von Zischka
Und wie fällt der Blick in die Zukunft aus? „Unser Produkt in dieser Gegend hat gute Chancen. Es ist keine Flugdestination. Das nördliche Kroatien ist von Süddeutschland und Österreich leicht mit dem PKW zu erreichen“, sagt Zischka. Dass es in Istrien ein eigenes Hygiene-Gütesiegel für alle Partner, Hotels und Gastronomen, gebe, sei hilfreich. Und klar: Die Matches finden draußen statt. Trotz der aktuellen Misere – für 2022 ist ein normaler Saisonstart geplant. Mitte bis Ende März soll es losgehen. Ob das klappt, ist ungewiss. Zwar sei die „Reiselust riesig“, wie Zischka und Ochensberger attestieren, aber die Lage bleibt angespannt.
Auf dem Tennisplatz heißt das Motto der unerschütterlichen Optimisten „Dazulernen statt umlernen“, also die Schüler mit dem Rüstzeug, das sie mitbringen, besser machen. Es könnte auch ein Slogan für die schwerste Zeit in der mehr als 30-jährigen Firmengeschichte sein. Genug geredet. Die Players Party steht an. Auf riesigen Feuerstellen werden Cevapcici, Burger und Fisch gegrillt. Biergläser werden gereicht, „živjeli“ sagt man auf Kroatisch für „Prost“. Wörtlich heißt es: Auf das Leben! nike air jordan 1 low outlet | air jordan 1 mid se cheap