Andrea Petkovic steht vor einem Trainerwechsel
Am Dienstagabend, bei ihrem Erstrundenmatch in Doha, saß er plötzlich bei ihr auf der Bank: Andrea Petkovic hatte gerade den ersten Satz gegen Yanina Wickmayer 4:6 verloren, als ein älterer Herr mit grauen Haaren und Brille im schwarzen Trainingsanzug neben ihr Platz nahm Eric van Harpen. Der Niederländer, mittlerweile 70 Jahre alt, war früher eine ganz große Nummer im Damencircuit. Er führte die Spanierin Conchita Martinez zum Wimbledonsieg (1994) und Patty Schnyder sowie Arantxa Sanchez-Vicario in die Top 10 der Weltrangliste. Er trieb Stars wie Maria Sharapova, Ana Ivanovic, Maria Kirilenko oder Anna Kournikova an. Er war einer der begehrtesten Damentrainer überhaupt. Zuletzt allerdings wurde es etwas ruhiger um van Harpen, der lange auf Mallorca lebte und nun eine Tennisschule („Tennisteam van Harpen“) in Waldshut-Tiengen, nahe der Schweizer Grenze, leitet. Alles deutet nun daraufhin, dass van Harpen die ehemalige Top Ten-Spielerin Petkovic zurück nach oben bringen will.
Wie tennisMAGAZIN bereits berichtete (Ausgabe 1-2/2014), gab es schon im November 2013 eine erste Trainingswoche auf Probe, die erfolgreich verlief. Aus persönlichen Gründen konnte van Harpen Petkovic aber nicht zum Saisonstart 2014 begleiten. Erste gemeinsame Station war deshalb Doha, wo aber auch der Star-Coach eine Niederlage von Petkovic nicht verhindern konnte. Die 26-Jährige, am Wochenende noch die Fed Cup-Heldin von Bratislava, unterlag Wickmayer 4:6, 4:6. Da halfen auch die eindringlichen Worte van Harpens nicht, der im gut verständlichen Deutsch mit holländischem Akzent Petkovic zu mehr Aggressivität ermunterte. Aber „Petko“ wirkte zu erschöpft von den Fed Cup-Strapazen.
Noch ist nichts offiziell
Eine offizielle Bestätigung der Zusammenarbeit steht noch aus. Nach dem Turnier in Dubai (bis 23. Februar), so hieß es aus Petkovic-Kreisen, wird es eine klärende Pressemitteilung zur Situation geben. Es ist davon auszugehen, dass Petkovic dann van Harpen als neuen Coach präsentieren wird. Zumal ihr bisheriger Coach, der Serbe Petar Popovic, per Twitter ein neues Engagement bekannt gab: Beim laufenden ATP-Turnier in Memphis ist er an der Seite des kroatischen Aufschlagriesen Ivo Karlovic. „BALKAN BROS are BACK!!!“, schrieb Popovic, weil er Karlovic vor der Zusammenarbeit mit Petkovic bereits betreute. Einige Tennisblogger bedankten sich im Netz schon bei ihm für seine Verdienste rund um Andrea Petkovic. Gegenüber tennismagazin.de bestätigte Popovic per Email seine Trennung von Petkovic: „Ja, das stimmt, ich bin jetzt Vollzeit-Coach von Ivo Karlovic. Zu der Zeit mit Andrea kann ich nur sagen: Es waren vier großartige Jahre.“
All das spricht dafür, dass van Harpen schon bald alleiniger Coach von Petkovic sein wird. Für die Karriere von Deutschlands ehemals bester Spielerin ist diese Entscheidung ein richtiger Schritt, um zurück zu ihrer alten Stärke zu finden. Van Harpen gilt als harter Hund, als Schleifer. Wer nicht mitzieht und zu wenig Disziplin in der täglichen Arbeit zeigt, bekommt kräftig Gegenwind. So erging es etwa Anna Kournikova, die van Harpen wegen mangelndem Trainingseifer verließ. Im November 2000 verriet er in einem bemerkenswerten Interview mit dem SPIEGEL: „Sie ist eine kleine Königin und tut nur das, worauf sie Lust hat.“ Für Petkovic, die ja bekanntermaßen kaum zu bremsen ist im Training, könnte der Holländer also genau der Richtige sein.
Tim Böseler
KORREKTUR-HINWEIS (13.2.2014, 18:30 Uhr):
In einer früheren Version des Textes hieß es, dass Petkovic ihr Statement zur Trainerfrage nach dem Turnier in Doha abgeben wird. Das war ein Fehler. Es wird erst nach dem WTA-Event in Duabi eine entsprechende Erklärung von ihr geben. So wurde es nun auch im Artikel korrigiert.
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