Eva Lys: „Ich will mich selbst irgendwann bewundern”
Eva Lys spricht im Interview mit tennis MAGAZIN über ihren Sieg bei den Deutschen Meisterschaften, ihre Stärken, ihre neue Beraterin Sandra Reichel und ihre Ziele für die Karriere.
Frau Lys, Ende 2021 haben Sie ein ITF-Turnier in Istanbul und die Deutschen Meisterschaften gewonnen. Was hat Sie so stark gemacht?
Nach der Corona-Zeit habe ich viele Matches gespielt. Irgendwann findet man in den Rhythmus. Das hat bei mir ein bisschen gedauert, aber ich habe mich in jedem Match wohler auf dem Platz gefühlt. Wenn ich es genieße, dann spiele ich mein bestes Tennis.
Wie wichtig ist der Deutsche Meistertitel?
Den kann mir niemand nehmen, der bleibt für immer. Als deutsche Spielerin eines der größten nationalen Turniere zu gewinnen, ist eine unglaubliche Leistung. Ich war stolz auf mich.
Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Ich spiele aggressiv und will den Punkt direkt machen. Eine meiner größten Stärken ist es, dass ich der Gegnerin viel Zeit nehme, ihr meinen eigenen Takt vorgebe und versuche, ihren Rhythmus zu brechen.
Sandra Reichel, Turnierdirektorin der Hamburg European Open, ist Ihre neue Beraterin. Wie war Ihre Reaktion, als Sie von ihrem Interesse an Ihnen erfahren haben?
Sandra hat unglaublich viel in ihrem Leben geleistet, sie ist eine Powerfrau in dem männerdominierten Business. Dass sie an mir interessiert war, war für mich cool. Als wir uns trafen, hat es bei mir kurz gedauert, bis ich ein paar Worte rausbekommen habe. Ich war so nervös. Danach hat es direkt geklickt. Wir verstehen uns gut und telefonieren nach meinen Matches. Sie steht im Austausch mit meiner Familie und ist eine Vertrauensperson für mich geworden.
Eva Lys: „Wenn ich zu viel Bewunderung zeige, stelle ich mich ein Level tiefer“
Wie hilft sie Ihnen?
Sie berät und unterstützt mich – auch finanziell. Ich kann mir keine bessere Mentorin wünschen. Sandra kennt sich in allen Bereichen des Tennisbusiness aus, in denen ich meine Erfahrungen noch nicht sammeln konnte. Sie hilft mir mit den Sponsoren und mit der Organisation als Tennisprofi: Welche Turniere man spielt, wie man die nächsten Wochen plant.
Welche Spielerin bewundern Sie?
Meine Schwester (Anm. d. Red. Lisa Matviyenko, 24, ehemals WTA 420). Sie hält immer zu mir und macht mir den Weg frei, damit ich es ein bisschen leichter habe. In meiner Kindheit war Maria Sharapova mein Idol. Aktuell bewundere ich auch viele Top-Spielerinnen. Trotzdem möchte ich irgendwann auf höchstem Level gegen sie antreten und sie schlagen. Wenn ich zu viel Bewunderung zeige, stelle ich mich automatisch ein Level tiefer. Das möchte ich nicht. Ich will mich selbst irgendwann bewundern. (lacht)
Wie schalten Sie vom Tennis ab?
Ich bin die normale 20-Jährige, die nach dem langen Trainingstag entspannt auf der Couch eine Serie guckt. Ich freue mich auch, wenn ich an einem Samstagabend dem Tennis entfliehen und etwas mit Freunden unternehmen kann.
Welche Serie schauen Sie am liebsten?
Ich bin ein großer Fan von „Brooklyn Nine-Nine“.
Wie sehen Ihre Ziele für die Zukunft aus?
Mein größter Traum ist es, ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen. Was ich gemerkt habe: Ich sollte meine Ziele immer wieder neu anpassen. Dass ich so gut spielen würde, hätte ich nicht erwartet. Vor ein paar Monaten lautete mein Ziel, 2023 die Top 200 zu erreichen. Jetzt glaube ich, dass ich das Potenzial habe, schon 2022 in den Top 200 zu stehen und es in die Qualifikationsfelder der Grand Slam-Turniere zu schaffen.