Überall ist Boris. Auch draußen auf den Außencourts. Zumindest wabert sein Geist hier. Auf Platz 5 hat Andrea Petkovic ihr Training mit Petar Popovic gerade beendet. Danach, im Schatten eines Sonnenschirms, erzählt sie ein bisschen. Es dauert nicht lange und man ist bei Boris Becker. Petkovic ist quasi Expertin. Sie ist gut mit Djokovic befreundet. Also weiß sie mehr als viele über das Duo, das zurzeit die Schlagzeilen beherrscht. Super für das Tennis sei das, sagt Petkovic. Boris sei endlich wieder da, wo er hingehört. Und dass die beiden gut zusammen passen würden. Beide extrovertiert, beide charismatisch. Überhaupt: Die Star-Ex-Star-Gespanne passen laut Petkovic alle gut. Murray und Lendl ruhige Vertreter, Federer und Edberg Gentleman. Und Djokovic und Becker genau: Charismatiker. Man kann das so sehen. Auch wenn Becker in den nächsten Wochen und Monaten beweisen muss, dass er so professionell wie sein Schützling und ein Top-Coach ist.
Für Djokovic gibt es da keinen Zweifel. Er wollte BB unbedingt, das Idol seiner Kindheit quasi, von dem er sich, wie er jetzt erzählte, eine Menge Matches aus den 80er Jahren noch einmal angesehen hat. Vor Turnierbeginn hieß es aus dem engen Djokovic-Zirkel, Nole sei sehr zufrieden mit Boris, der eine Woche vor Turnierbeginn anreiste. Dass Becker eine der Top-Personalien der 46. Australian Open ist, ist auch den Veranstaltern klar. Jedenfalls präsentierten sie bei der Auslosung am Freitag nicht nur die Titelverteidiger Djokovic und Azarenka, sondern auch Becker. Der sollte das „Draw“ analysieren. Becker in Jeans, mit weißem Hemd und hellem Blazer sprach dann auch ein paar brave Sätze ins Mikrofon und verschwand relativ schnell wieder.
Und auf dem Platz? Beim Training? Wie präsentiert er sich da? Die Macher der Australian Open machten auch das zu einem kleinen Event. Sonntag, 15.10 Uhr. Eine Gruppe Journalisten und rund 20 Fotografen dürfen auf Stippvisite in die eigentlich noch geschlossene Rod Laver-Arena. Djokovic trainiert mit Stepanek. Am Spielfeldrand steht Becker – blaues Shirt, lange (!) Trainingshose. Er spielt Bälle rein, gibt ab und zu Kommandos („last one“), lobt auf Deutsch („super Schlag“) und scherzt mit Stepanek („Wie alt bist du eigentlich?“ „35, aber ich fühle mich wie 24“). Richtig witzig ist die Session: Einmal schießt Stepanek Becker per Service die Kappe vom Kopf. Anschließend imitiert er gekonnt Beckers Aufschlag.
Nach 20 Minuten müssen die Medienvertreter das Stadion wieder verlassen. Aber klar ist: Fortsetzung in Sachen Becker/Djokovic folgt.
P.S. Sein Erstrundenmatch gegen Lukas Lacko gewann Djokovic 6:3, 7:6, 6:1.