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Kohlschreiber verspielt gegen Andrejew Finaleinzug

„Unser Traum ist abrupt zuende gegangen“, sagte ein sichtlich frustrierter Teamkapitän Patrik Kühnen: „Dennoch haben wir als Mannschaft einiges geleistet, und für das deutsche Tennis insgesamt war es sicher ein gutes Daviscup-Jahr.“

Während 4000 russische Zuschauer frenetisch ihr Team feierten, trauerte die deutschen Mannschaft mit leeren Blicken einer möglicherweise für lange Zeit einmaligen Chance hinterher. Zudem steht hinter der Davis-Cup-Zukunft von Tommy Haas, der am Sonntag von einem Magen-Darm-Virus lahmgelegt wurde, ein großes Fragezeichen. „Dass Tommy ausgerechnet im Halbfinale ausfällt, so viel Pech kann man eigentlich gar nicht haben“, sagte Kühnen, „solch eine Meldung ist eine Katastrophe.“

Wie bei der traumatischen 2:3-Niederlage 1995 mit Michael Stichs neun vergebenen Matchbällen im letzten Einzel gegen Andrej Tschesnokow gingen auch 12 Jahre später die beiden Abschlusseinzel am Sonntag gegen Russland verloren. Diesmal unterlag Ersatzmann Philipp Petzschner Michael Juschni mit 4:6, 4:6, 6:3, 3:6, anschließend zog im alles entscheidenden Match Philipp Kohlschreiber gegen Igor Andrejew mit 3:6, 6:3, 0:6, 3:6 den kürzeren.

Andrejew Russlands gefeierter Held

„Ich habe mich nie wohl gefühlt, er hat mich ziemlich zerstört“, sagte Kohlschreiber, „er war heute einfach der Bessere.“ Andrejew wurde so zum gefeierten Helden im Team des Titelverteidigers. Der 24-Jährige hatte bereits am Freitag mit seinem 6:2, 6:2, 6:2 gegen einen völlig indisponierten Tommy Haas einen wichtigen Punkt für die Russen geholt.

Bereits zum vierten Mal hintereinander erwiesen sich die Osteuropäer für das deutsche Team als zu stark. Dabei hatte sich die Mannschaft von Patrik Kühnen am Samstag mit dem überraschenden und dramatischen 6:3, 3:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:5)-Erfolg des Doppels Petzschner/Alexander Waske gegen Juschni/Dimitri Tursunow eine glänzende Ausgangsposition für den ersten Finaleinzug einer deutschen Mannschaft seit dem Triumph gegen Australien 1993 in Düsseldorf geschaffen.

Haas: „Es ist eine Riesenenttäuschung“

Doch der Sonntag begann bereits mit einer Hiobsbotschaft. Spitzenspieler Tommy Haas, als Punktelieferant eigentlich fest eingeplant, sagte seinen Einsatz gegen Juschni ab. Der 29-Jährige litt nach offizieller Aussage des DTB an einer Magen-Darm-Erkrankung mit Durchfall und Erbrechen. „Es ist eine Riesenenttäuschnung für mich, dass ich meine Teamkameraden im Stich lassen musste“, sagte die deutsche Nummer eins, „ein Dreckstiming, gerade in so einem wichtigen Match.“

Ob Haas überhaupt noch einmal für die deutsche Mannschaft im Davis Cup antreten wird, erscheint angesichts seiner körperlichen Verschleißerscheinungen (Schulter) fraglich. „Zu meiner Zukunft gebe ich jetzt noch keinen Kommentar ab“, sagte er. Georg von Waldenfels sah dennoch optimistisch in die Zukunft: „Wir haben mit Petzschner und Kohlschreiber den Sprung in die nächste Generation geschafft, und dahinter stehen noch weitere Talente.“

Petzschner ohne Chance gegen Juschni

Debütant Petzschner musste schon im dritten Einzel einspringen, da sich Waske im vierten Satzs des Doppels eine schwere Ellenbogenverletzung zugezogen hatte und nur unter großen Schmerzen überhaupt zu Ende spielen konnte. Der 206. der Weltrangliste bot im Doppel zwar eine herausragende Leistung, das Einzel war für den bis vor wenigen Wochen nur Fachleuten bekannten Bayreuther dann aber doch eine Nummer zu groß.

„Ich habe gemerkt, was es heißt, für Deutschland zu spielen“, räumte der 23-Jährige ein: „Ich war sehr nervös, habe zu viel nachgedacht und konnte leider nicht die Leistung bringen, die ich selbst von mir erwarte.“

Danach hing alles von Kohlschreiber ab, doch der 23-Jährige ging bereits mit der Belastung einer 0:4-Bilanz gegen Andrejew in das Match. Während er bei seinem Überraschungserfolg am Freitag gegen Nikolaj Dawydenko noch mutig und unbekümmert aufspielte, schien er am Sonntag mit der Nervenbelastung nicht klarzukommen. Kohlschreiber unterliefen zahlreiche unerzwungene Fehler, und selbst der gewonnene zweite Satz brachte keine größere Sicherheit.

Kühnen redete zwar während der Seitenwechsel pausenlos motivierend auf seinen Schützling ein, aber der Augsburger fand dennoch nicht in die Partie und haderte mit zunehmender Spielzeit zunehmend mit sich selbst. Andrejew diktierte mit seiner gewaltigen Vorhand die Partie, während „Kohli“ ungewöhnliche Probleme mit seinem Aufschlag und der Rückhand hatte.
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