Stefan Edberg

Abteilung Attacke: Die besten Serve-And-Volley-Spieler

Es braucht einen guten Aufschlag als Fundament, einen exzellenten Volley sowie viel Beweglichkeit, um als Serve-and-Volley-Spieler zu glänzen. Wer sind die Besten ihres Fachs? Eine Auswahl.

Stefan Edberg

Elegant wie kaum ein anderer Spieler beherrschte Stefan Edberg die Serve-and-Volley-Kunst. Was es dazu braucht? Viel Durchhaltevermögen. „Es läuft so ab: scheitern, wieder scheitern, Erfolg haben, scheitern, Erfolg haben“, sagte er 2018 im Interview mit tennis ­MAGAZIN. „Du must deine Stärken nutzen und an ihnen arbeiten. Viele Leute fokussieren sich auf ihre Schwächen, anstatt an den Dingen zu feilen, die sie richtig gut können“, erzählte er. Sein offensiver Spielstil hatte auch seinen Preis – in Form von Fußfehlern. Edberg hält den Rekord der meisten Fußfehler in einem Match: sage und schreibe 26!

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

Stefan Edberg

Volley-Papst: Stefan Edberg entschied sich früh dazu, Serve-and-Volley zu spielen, um seine damaligen Schwächen auf der Rückhand zu kaschieren.

Martina Navratilova

„Ich habe das Spiel so interpretiert, wie es gespielt werden sollte“, sagte einst Martina Navratilova über ihre Taktik. Was die „Grand Dame“ des Damentennis damit meint? Mit jeder sich bietenden Möglichkeit ans Netz zu stürmen. Es wird wohl keine Spielerin mehr geben, die Serve-and-Volley in Reinform so beherrschen wird wie die Linkshänderin. „Wenn man nach jedem Aufschlag hinten bleibt, kann dein Gegner den Return überall auf den Platz blocken und kommt damit durch. Mit Serve-and-Volley kann man diese geblockten Returns wegdrücken“, ermutigt die US-Amerikanerin zu mehr Offensivgeist.  

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

 

Martina Navratilova

Feines Händchen: Ihre Spielweise führte Navratilova zu 59 Grand Slam-Titeln (Einzel, Doppel und Mixed).

John McEnroe

Wenn es darum geht, den besten Serve-and-Volley-Spieler aller Zeiten zu küren, dann fällt meist sein Name: John McEnroe. Der US-Amerikaner feilte lange an dieser Spielweise. Seine erste Wimbledonteilnahme 1977, als er als Qualifikant ins Halbfinale einzog, bestärkte McEnroe in seinem Glauben, dass er mit Serve-and-Volley zum Besten werden könnte. „Ich glaube, dass meine Schnelligkeit, meine Antizipation und meine Auge-Hand-Koordination besser waren als die der Grundlinienspieler, sodass ich sie mit meinem Spielstil schlagen konnte“, erzählt er in seiner Biografie. Er hatte Recht!

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

John McEnroe

Naturtalent: John ­McEnroe ist der einzige Profi, der parallel die Nummer eins im Einzel und Doppel war.

Boris Becker

Für Boris Becker ist das Volley-Spiel eine „verlorene Kunst“. Gut aufschlagen kann die Mehrheit der Spieler, aber einen guten Volley spielen ist noch elementarer beim Serve-and-Volley. „Wenn man Volleys nicht trainiert, kann man auch keinen guten Volley spielen“, sagt Becker. Der Deutsche konnte wie sein Landsmann Michael Stich aber auch seine Spielweise umstellen, wenn es am Netz mal nicht so gut lief. An eine Renaissance von Serve-and-Volley glaubt Becker zwar nicht, aber er sieht eine positive Entwicklung. „Der Weg ans Netz wird populärer, weil er erfolgsbringend ist. Wenn man ein kompletter Spieler sein möchte, muss man auch gelegentlich Serve-and-Volley spielen können.“ 

Aufschlag: 5 von 5
Volley: 4,5 von 5
Beweglichkeit: 4 von 5

Boris Becker

Becker-Hecht: Mit seiner offensiven Spielweise faszinierte Boris Becker nicht nur die Tennis-Fans.

Jana Novotna

Nach Martina Navratilova gab es noch eine andere Tschechin, die mit Serve-and-Volley begeisterte: Jana Novotna, die nach langer Krankheit 2017 im Alter von 49 Jahren viel zu früh verstorben ist. Ihr risikoreiches Angriffsspiel führte auch dazu, dass sie einige klare Führungen verspielte. „Manchmal trifft man während eines Matches nicht die besten Entscheidungen und dann verliert man. Bei mir haben vielleicht auch meine starken Emotionen oft dazu beigetragen, dass ich gescheitert bin“, sagte Novotna 2015 tennis MAGAZIN. Unvergessen: ihr Wimbledontitel 1998.

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 4,5 von 5

Jana Novotna

Netzakrobatin: 100 Titel im Einzel und Doppel gewann Jana Novotna in ihrer Karriere.

Patrick Rafter

Für Patrick Rafter war das Wichtigste am Tennis, Spaß zu haben. Und diesen Spaß hatte er nicht von der Grundlinie. Daher war seine Devise: Attacke! Sein bedingungsloses Serve-and-Volley-Spiel führte den Australier zu zwei US Open-Titeln, zwei Wimbledonfinals und zur Nummer eins der Welt. „Serve-and-Volley muss man seit der Jugend spielen. Man kann sich nicht später entscheiden, dies zu tun. So funktioniert das nicht“, sagt Rafter. Bei den heutigen langsamen Belägen wäre seine Spielweise nicht zur Entfaltung gekommen, ist er sich sicher. „Einer wie Djokovic hätte mich gedemütigt“, glaubt er. 

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

Patrick Rafter

Feinste Flugbälle: ­Patrick Rafter war ein Ästhet des Angriffstennis.

Pete Sampras

Die große Stärke von Pete Sampras bei seinem Serve-and-Volley-Spiel war der Aufschlag. Anhand seines Ballwurfs konnte man nicht ablesen, in welche Richtung er servierte. „Ich habe schon mit 14 Jahren Serve-and-Volley gespielt. Ich war daran gewöhnt. Heute habe ich das Gefühl, wenn die Jungs ans Netz gehen, haben sie Angst“, sagte er 2014 im Interview mit tennis MAGAZIN. Inspiration für seine attackierende Spielweise holte sich Sampras durch McEnroe, Edberg und Becker. „Meine Generation hat intuitiv gespielt. Sie haben das Netz gespürt. Aber das passiert nicht über Nacht.“

Aufschlag: 5 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 4 von 5

Pete Sampras

Flying Pete: Der eingesprungene Schmetterball ­gehörte zu den Marken­zeichen von Sampras.

Pat Cash

Womit man Pat Cash verbindet? Mit seinem Wimbledonsieg 1987, seinem schwarz-weißen Stirnband und seinem Serve-and-Volley-Spiel auf allen Belägen. Obwohl er in Melbourne auf Sand als Grundlinienspieler aufwuchs, drängte ihn sein Trainer in die Abteilung Attacke. Für Cash fehlen derzeit die Vorbilder für Serve-and-Volley. „Die Kids wollen es nicht mehr lernen, weil ihre Helden nicht so spielen. Und: Sie verwenden die gleichen Saiten wie die Profis. Erwachsene können mit dem Spin umgehen, aber ein Kind nicht. Es traut sich nicht mehr ans Netz“, sagte er 2014 tennis MAGAZIN.

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 4 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

Pat Cash

Ran ans Netz: Pat Cash erreichte drei Grand Slam-Finals. In Wimbledon holte er 1987 den Titel.

Tim Henman

Auf der Anlage in Wimbledon versammelten sich Tausende Menschen auf dem „Henman Hill“, um Tim Henman zu Erfolgen zu treiben. Für den ganz großen Titel reichte es in der Karriere des Briten nicht, aber er bewies mit seinem Halbfinale bei den French Open 2004, dass man auch auf Sand mit Serve-and-Volley erfolgreich sein kann. Henman war der bislang letzte Top-Ten-Spieler mit dieser Spielart. Einer seiner Tipps: „Man sollte nicht in Panik verfallen und zu schnell ans Netz rücken. Man sollte sich fokussieren, sich Zeit mit seinem Aufschlag lassen und den genauen Punkt anvisieren.“

Aufschlag: 3,5 von 5
Volley: 4,5 von 5
Beweglichkeit: 5 von 5

Tim Henman

Geschmeidig: Tim Henman agierte mit viel Übersicht und Spielwitz am Netz.

Michael Stich

„Wenn alle ihr bestes Tennis spielen, ist Stich der Beste.“ Diesen Ritterschlag verpasste Pete Sampras seinem Rivalen Michael Stich. Dem Deutschen beim Tennisspielen zuzuschauen, war eine Augenweide. Stich sieht sich selbst nicht als klassischen Serve-and-Volley-Spezialisten, sondern eher als Allrounder, wie er jüngst tennis MAGAZIN verriet. „Serve-and-Volley war eine besondere Fähigkeit von mir, die ich auch gerne ausgespielt habe. Rückblickend würde ich sagen, dass ich im Laufe meiner Karriere bei meinen Aufschlagspielen auf allen Belägen schon mehr als 50 Prozent Serve-and-Volley gespielt habe.“

Aufschlag: 4 von 5
Volley: 5 von 5
Beweglichkeit: 4,5 von 5

Michael Stich

Kompletter Spieler: Michael Stich konnte mit Serve-and-Volley auf allen Belägen überzeugen.

5 weitere Serve-and-Volley-Könner

Sergiy Stakhovsky

35 Grand Slam-Viertelfinals in Folge erreichte Roger Federer, bis Sergiy Stakhovsky kam und für eine der größten Sensationen in Wimbledon sorgte. 2013 brachte der Ukrainer Federer mit seinem Serve-and-Volley zur Verzweiflung und gewann in vier Sätzen.

Sergiy Stakhovsky

Michael Llodra

Ganz viel Gefühl in seinen Händen und mit seinem Schläger hatte Michael Llodra. In einer Ära mit schnelleren Bodenbelägen wäre für den Franzosen sicherlich noch mehr drin gewesen als fünf ATP-Titel und Platz 21. Im Doppel siegte er bei drei Grand Slam-Turnieren.

Michael Llodra

Taylor Dent

Mit bis zu 243 km/h schlug Taylor Dent auf. Nach einem starken Aufschlag gab es für ihn nur eine Devise: schnellstmöglich ans Netz. Der US-Amerikaner gewann vier ATP-Titel und erreichte Platz 21. Bei Olympia 2004 in Athen schrammte er knapp an der ­Bronzemedaille vorbei.

Taylor Dent

Lori McNeil

Was Stakhovsky für Federer war, das war Lori McNeil für Steffi Graf. Die US-Amerikanerin warf 1994 die haushohe Favoritin und Titelverteidigerin in der ersten Runde aus dem Wimbledon-Turnier. McNeil erreichte in jenem Jahr das Halbfinale und stand in der Weltrangliste auf Platz 9.

Lori McNeil

Zina Garrison

14 WTA-Titel konnte Zina Garrison in ihrer Karriere gewinnen. Im WTA-Ranking ging es rauf bis auf Platz 4. Ihr bestes Turnier spielte sie in Wimbledon 1990, als sie nacheinander Monica Seles und Steffi Graf besiegte und dann im Finale gegen Martina Navratilova verlor.

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