Struff über Davis Cup-Tickets: „Wirklich brutal teuer“
Jan-Lennard Struff legte mit seinem Sieg gegen Benjamin Bonzi den Grundstein für den deutschen Davis Cup-Erfolg gegen Frankreich. Anschließend übte er Kritik an den Kartenpreisen in Hamburg.
Mit einem krachenden Ass im Davis Cup-Eröffnungseinzel gegen Frankreich verwandelte Jan-Lennard Stuff seinen vierten Matchball und man konnte ihm ansehen, wie wichtig ihm dieser 6:4, 3:6, 7:5-Sieg gegen Benjamin Bonzi war. Struff schloss erleichtert die Augen, ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Endlich mal wieder eine enge Partie gewonnen (nach Abwehr von zwei Matchbällen!), endlich wieder einen Spieler aus den Top 100 bezwungen (gelang ihm zuletzt Anfang Juli).
Gut möglich, dass ihm diese Gedanken aber auch erst später kamen. Struff ist ein leidenschaftlicher Teamplayer, der im Kreise seiner Tenniskumpels so richtig aufblühen kann. Als Boris Becker noch Chef des deutschen Herrentennis war, sagte er einmal beim ATP-Cup über ihn: „Wenn ich einen Mann immer haben will, ob im Einzel oder Doppel, dann ist das Jan-Lennard Struff!“ So gesehen wird Struff in erster Linie glücklich darüber gewesen sein, dass er Deutschland mit 1:0 in Führung gebracht hatte.
Aber als erfahrener Profi weiß er natürlich, dass solche Erfolgserlebnisse im Team wie ein Booster für die Einzelkarriere wirken können. Und mit etwas Abstand zum Bonzi-Match sagte Struff auch: „Ich spiele keine gute Saison und hatte einige knappe Niederlagen. Für mein Selbstvertrauen ist ein solcher Sieg total wichtig.”
Struff mit Zehbruch in Miami
Um seine Saison mal kurz konkret zu beleuchten: Struff startete ins Jahr mit einem knappen Sieg gegen John Isner im Rahmen des ATP Cups. Danach folgten neun Niederlagen hintereinander. In Miami musste er in der ersten Runde aufgeben, weil er sich einen Zeh gebrochen hatte.
Er verpasste verletzungsbedingt die europäische Sandplatzsaison, kehrte mit einem Sieg auf Rasen in Stuttgart gegen Marcos Giron zurück und verlor im Anschluss vier Partien in Serie. Darunter war auch eine knappe Fünf-Satz-Niederlage in der ersten Runde von Wimbledon gegen den neuen Weltranglistenersten Carlos Alcaraz.
Beim Challenger in Braunschweig gewann er schließlich fünf Matches und holte den Titel, doch beim Rothenbaum-Turnier in Hamburg folgte der nächste Dämpfer: Gegen Top-Mann Karen Khachanov vergab er zwei Matchbälle und verlor 6:7 im dritten Satz. Danach: Pleiten auf Challenger-Turnieren gegen eher unbekannte Spieler wie Lorenzo Giustino (ATP# 260) oder Borna Gojo (ATP# 176) und eine verpasste US Open-Qualifikation.
Struff erst mit 12. Sieg im 30. Match 2022
In so einer Situation helfen Struff, der mittlerweile auf Weltranglistenplatz 132 abgerutscht ist, nur noch Siege – wie der gegen Bonzi (ATP# 53). Es war erst sein zwölfter Sieg im 30. Match der Saison (ATP- und Challenger-Level). Fünf dieser Siege gelangen ihm gegen Top 100-Profis. „Ich bin froh, dass ich heute durchgekommen bin. Das Team hilft mir unheimlich, es gibt mir einfach ein gutes Gefühl”, sagte Struff.
In diesem Wohlfühl-Umfeld fand Struff nicht nur sportlich sein gerade, schnörkellose Art mit wuchtigen Aufschlägen, brettharten Grundschlägen und kompromisslosen Netzattacken wieder. Später auf der Pressekonferenz gab er auch unmissverständlich zu verstehen, was er von den Ticketpreisen während der Davis Cup-Woche am Hamburger Rothenbaum hält: „Da habe ich mich erschrocken, das ist wirklich brutal teuer.”
Ein typischer Struff. Dinge, die ihm nicht gefallen, spricht er deutlich an. Unabhängig davon, was seine Aussagen möglicherweise noch so nach sich ziehen könnten. Er zeigt oft klare Kante und macht sich auch bei gesellschaftlich relevanten Themen mal gerade. Er warf seinen Profikollegen im SPIEGEL schon mangelndes Problembewusstsein im Zusammenhang mit dem Kimawandel vor. Im tennis MAGAZIN-Interview befand er, dass einige jüngere Tennisprofis schlechte Manieren hätten. Nun also die Ticketpreise in Hamburg.
75 Euro kostet die günstigste Erwachsenen-Karte für einen Davis Cup-Spieltag mit deutscher Beteiligung am Hamburger Rothenbaum. Dafür bekommt man zwei Einzel und ein Doppel geboten. Am Mittwoch waren das in Summe knapp sieben Stunden Top-Tennis. Sind 75 Euro dafür wirklich zu viel? Was kostet mittlerweile ein Ticket für eine Bundesliga-Partie, die 90 Minuten dauert? Und was die Karte für das Konzert einer Band, die man schon lange nicht mehr gesehen hat und die dann vielleicht zwei Stunden spielt? Darüber lässt sich vorzüglich streiten.
Struff: „Verständlich, dass viele Fans nicht kommen”
Für Struff indes ist die Sache eindeutig: „Es ist völlig verständlich, dass bei den Preisen nicht viele Fans kommen. Das ist schade.” Gleichzeitig bedankte er sich aber bei denen, die den Weg ins Rothenbaum-Stadion gefunden hatten: „Die haben mich unglaublich gut unterstützt und eine Menge Lärm gemacht.”
2.000 Zuschauer waren es am gestrigen Mittwoch. „Die Stimmung gegen Frankreich war Weltklasse. Die Fans, die in der Halle waren, haben das Team extrem gepusht. Natürlich hätten wir uns noch vollere Ränge hier beim Davis Cup in Hamburg gewünscht – und hoffen weiterhin, dass an den nächsten Spieltagen viele Zuschauer ins Stadion kommen”, sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim auf Anfrage von tennis MAGAZIN.
Frankreichs Doppelspieler Arthur Rinderknech sprach später sogar von einer Atmosphäre, die ihn „an den alten Davis Cup” erinnert hätte. Am Eröffnungstag, als Australien gegen Belgien spielte und die günstigsten Karten für 65 Euro zu haben waren, sollen es 1.400 Fans gewesen sein. Insgesamt sind das aber ernüchternde Zahlen.
Natürlich, mit Nick Kyrgios für Australien und Alexander Zverev für Deutschland fehlen zwei Publikumsmagneten. Immerhin: Seitdem klar ist, dass Zverev nicht antreten kann, gibt es für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren freien Eintritt – für alle Tage und in allen Ticket-Kategorien. Nur leider hat sich das noch nicht so richtig rumgesprochen.
3. Satz beim Match Struff – Bonzi. #DavisCup pic.twitter.com/ZzyQWMWuTa
— Chip & Charge (@ChipundCharge) September 14, 2022
Die grundsätzliche Preispolitik für die Davis Cup-Woche in Hamburg bleibt seltsam. Als der Vorverkauf begann, wurden zunächst nur Zwei-Tages-Tickets angeboten: jeweils für zwei Spieltage mit und ohne deutscher Beteiligung. Die Preise dafür starteten bei 125 Euro. Das schreckte eine Menge Fans ab, die man auch mit den vergleichsweise günstigeren Ein-Tages-Tickets nicht mehr erreichte.
Ist die Kritik von Struff berechtigt?
Verantwortlich für die Preisgestaltung ist aber nicht der Deutsche Tennis Bund (DTB) – sondern der Veranstalter. In dem Fall ist es die emotion group, die auch die Turniere in Berlin (WTA), Stuttgart, Mallorca und Wien (alle ATP) organisiert. „Es gab eine große Euphorie rund um die Vergabe des Davis Cups nach Hamburg und den Heimauftritt von Alexander Zverev, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zur Nummer 1 der Welt war. Der Ticketverkauf zu den aktuellen Preisen ist dann auch entsprechend gut angelaufen, ehe sich die Dinge durch nicht zu beeinflussende Umstände leider geändert haben”, erklärt Herwig Straka, CEO der emotion group, auf Anfrage von tennis MAGAZIN.
Da in dieser Davis Cup-Woche nicht nur in Hamburg Gruppenspiele durchgeführt werden, lohnt sich ein Blick auf die anderen Standorte. Was kosten dort die Tickets und was ist da los?
Beispiel Bologna: Am Dienstag duellierten sich dort Schweden und Argentinien. Die günstigste Karte kostete 16,50 Euro, es kamen knapp 3.000 Zuschauer. Als am Mittwoch die Italiener mit Matteo Berettini und Hamburg-Sieger Lorenzo Musetti vor 7.379 Fans 3:0 gegen Kroatien gewannen, lagen die billigsten Kartenpreise bei 82,50 Euro.
Beispiel Valencia: Bei Kanada gegen Südkorea am Dienstag waren 5.173 Besucher in der Halle (günstiges Ticket: 25 Euro); bei Spanien gegen Serbien am Mittwoch knapp 8.000, wobei es die drei Partien der Heimmannschaft nur zum Kombi-Preis ab 90 Euro zu sehen gibt.
Beispiel Glasgow: Niederlande gegen Kasachstan am Dienstag schauten sich 2.186 Fans an (günstiges Ticket: 11,50 Euro); die Knaller-Partie Großbritannien gegen die USA (günstiges Ticket: 30 Euro) verfolgten 7.173 Besucher live vor Ort.
Preise in Hamburg am höchsten
Unterm Strich bleibt festzuhalten: Bei den Partien ohne deutsche Beteiligung sind die Ticketpreise in Hamburg im Vergleich zu den anderen Standorten am höchsten. Bei den Auftritten der Heim-Teams bewegen sich die Preise am Rothenbaum noch einigermaßen im Rahmen (in Bologna teurer, in Valencia/Glasgow günstiger), dennoch sind am Mittwoch viele Sitzplätze leer geblieben.
Struffs Kritik an den Ticketpreisen ist also durchaus berechtigt. Man trage als Veranstalter „das komplette finanzielle Risiko und muss dieses fast ausschließlich aus den Einnahmen der Eintrittsgelder finanzieren”, erklärt hingegen Herwig Straka von der emotion group. „Fakt ist, dass mit den Eintrittsgeldern alle involvierten Verbände und vor allem auch die Preis- und Antrittsgelder der Spieler finanziert werden. Insofern haben alle ein Interesse an einer erfolgreichen Veranstaltung und werden auch entsprechend involviert. All das wurde beim Festlegen der Eintrittspreise berücksichtigt”, so Straka weiter.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass der gestrige Sieg des deutschen Teams nun eine gewisse Davis Cup-Euphorie in Hamburg auslösen wird. Am Freitag steht gegen Belgien die zweite deutsche Partie auf dem Programm. Dann sicherlich vor mehr als 2.000 Fans. Darüber würde sich nicht nur „Struffi“ freuen.Air Jordan 4 Retro Off – CV9388 – White Sail – 100 – Jordan Brand quietly slipped in a new rendition of the low-top | Sneaker Petun & Release Dates – FitforhealthShops – Sandals INBLU VO173F01 Cobalt Blue