Champagner, Feuerwerk und deutsche Pleiten
Es gibt Dinge, die sollte man nicht verpassen bei den US Open. Die Eröffnungszeremonie gehört dazu. Großes Kino. Der rote Teppich wird ausgerollt im pickepackevollen Arthur Ashe Stadium. In den Logen sitzen Damen in Cocktailkleidern und Herren in feinen Anzügen, schlürfen Champagner aus Gläsern oder trinken etwas unfein Bier aus Plastikbechern. Ein laues Lüftchen weht. Die amerikanische Hymne wird gesungen. Als sie zu Ende ist, erhellt um Punkt 20 Uhr ein Feuerwerk den Himmel über Queens. Wirklich schön!
Die Ouvertüre für ein zweiwöchiges Spektakel? Zumindest aus deutscher Sicht ist die Freude nach dem ersten Tag etwas getrübt. Florian Mayer verliert gegen den Ami mit dem wunderbaren Namen Jack Sock. Nach 0:2-Sätzen muss er aufgeben, weil ihm schwindelig ist. Julia Görges unterliegt der Tchechin Kristyna Pliskova, die ihre ersten US Open spielt und irgendwo um die Nummer 120 rangiert. Sie habe im zweiten Satz den Faden verloren, sagt Görges. Sabine Lisicki, immer an Position 16 gesetzt, scheidet in drei Sätzen gegen Sorana Cirstea aus. Begründung: eine Bauchmuskelzerrung, die sie schon seit Wimbledon behindert und so habe sie wenig trainieren können schade, schade.
Das alles hätte man noch verschmerzen können, wenn das Comeback von Andrea Petkovic erfolgreich gewesen wäre. Gegen Romina Oprandi das müsste doch eigentlich zu schaffen sein. Oder nicht? Das wird schwer, ahnt Fed Cup-Chefin Barbara Rittner. Sie sitzt in einem XXL-Ledersessel in der Players Lounge. Die Oprandi gibt einem keinen Rhythmus, spielt viele Stopps.
Zwei Stunden später Punkt 4 p.m., wie es hier so schön heißt sitzt Rittner auf Court 11 und es kommt genauso, wie sie vermutet hat. Oprandi spielt Stopps, gibt der Deutschen keinen Rhythmus. Petkovic produziert Fehler über Fehler, schreit, schlägt beim Seitenwechsel wie gestört auf ihre Tasche, tritt wütend auf eine Wasserflasche. Später sagt sie, da sei eine Wut in ihr, die sie kaum kontrollieren kann. Im ersten Satz gewinnt sie nicht einmal ihren Aufschlag 2:6. Aber sie hängt sich rein. Spielt im zweiten Satz etwas besser, phasenweise ansehnlich, auch wenn die Schläge nicht rund wirken. 3:5 liegt Petkovic hinten, wehrt drei Matchbälle ab, schafft das 5:5. Doch kurze Zeit später ist die Partie vorbei 5:7.
Was bleibt als Erkenntnis? Die US Open, vier Monate nach ihrer Sprunggelenkverletzung, kamen für Petkovic zu früh. Es wird lange dauern, bis ich wieder da bin, wo ich war, sagt sie. Klar, sie hat gut trainiert in der Schüttler-Waske-Akademie in Offenbach, auch Matches gespielt, aber den Ernstfall, das weiß Andrea Petkovic, kann man nicht simulieren.
Wir müssen geduldig sein, bei den Australian Open wird sie hoffentlich wieder richtig angreifen können, sagt Petar Popovic, ihr Coach, als er vom Platz geht. Man plaudert noch ein wenig über die kommenden Tage (Sie spielt noch Doppel und Mixed). Dann muss Popovic weiter. Ich muss aufpassen, dass sie in der Umkleidekabine keine Schläger zertrümmert, grinst er.
Andrej Antic aus New York
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