Der Tag der Deutschen in Wimbledon
Es sind nicht die Amerikaner, auch nicht die Franzosen. Und die Australier schon mal gar nicht. Nein, es sind die Deutschen, die mit vier Akteuren in der zweiten Woche von Wimbledon die meisten Profis stellen. Man kann sagen: Deutschland ist die beste Nation bei diesem Wimbledon-Turnier 2012. Auch wenn das natürlich nur eine Momentaufnahme ist und sich schon im Viertelfinale ein anderes Bild ergeben kann. Aber heute, dieser Montag der zweiten Turnierwoche, ist der Tag der Deutschen.
1995 mit Graf, Huber, Becker und Mronz
1995 standen zum letzten Mal vier deutsche Tennisprofis in der Runde der letzten 16 von Wimbledon. Steffi Graf schlug damals Ines Gorrochategui und holte am Ende den Titel. Anke Huber unterlag der späteren Finalistin Aranxta Sanchez-Vicario. Bei den Herren standen Boris Becker und Alexander Mronz im Achtelfinale. Mronz geriet damals in die Schlagzeilen, weil sein Drittrunden-Gegner Jeff Tarango nach einem Disput mit Stuhlschiedsrichter Bruno Rebeau einfach aufhörte zu spielen. Danach ohrfeigte Tarangos Gattin Rebeau. Von Tarango selbst ist der Satz zu Rebeau überliefert: Du bist der korrupteste Funktionär in diesem Sport. Mronz schied in der nächsten Runde aus (gegen Andre Agassi). Becker dagegen bezwang im Achtelfinale Dick Norman (der übrigens auch 2012 in Wimbledon spielt, Doppel allerdings nur), drang im Anschluss bis ins Finale vor und verlor dort gegen Pete Sampras.
2012 von möglichen Finalteilnahmen oder gar Titeln zu sprechen, wäre vermessen. Dennoch lohnt sich ein intensiverer Blick auf die vier Partien mit deutscher Beteiligung:Kerber Clijsters
2. Match Court No. 3
Von allen deutschen Startern in Wimbledon erweckte Kerber den bisher solidesten Eindruck. Sie gab noch keinen Satz ab, spielte wenn es mal eng wurde wie im Match gegen Makarova ihr bestes Tennis und wirkt sehr gefestigt. Es ist ihr anzumerken, dass sie extrem viel Selbstvertrauen besitzt und sich hier einiges zutraut eine Folge der 43 Siege, die sie bisher in dieser Saison verbuchte. Keine andere Spielerin gewann 2012 öfter. Gegen Clijsters, die sich auf ihrer Abschiedstournee befindet und nach den US Open endgültig aufhört, braucht sich Kerber nicht zu verstecken. So wie viele andere Spielerinnen ist auch Clijsters von der Entwicklung ihrer deutschen Gegnerin beeindruckt: Sie eine echte Kämpferin geworden und ist als Linkshänderin immer gefährlich.
Siegchancen: 55 Prozent leichte Vorteile bei Angie
Lisicki Sharapova
1. Match Court No. 1
Dass Sabine Lisicki nach vier Erstrundenpleiten im Vorfeld vom Wimbledon-Turnier überhaupt das Achtelfinale erreicht hat, ist schon als Erfolg zu bewerten. Die Vorjahres-Halbfinalistin hat ihre Form zwar stabilisiert, aber das Level vom letzten Jahr noch lange nicht erreicht. In der zweiten Runde gegen Bojana Jovanvoski zitterte sie sich zu einem 3:6, 6:2, 8:6-Sieg. Auch gegen Sloane Stephens in der dritten Runde wirkte Lisicki nicht besonders sicher. Aber: Die drei Siege in Wimbledon werden ihr Auftrieb geben. Und gegen Maria Sharapova, gegen die sie 2011 im Halbfinale verlor, hat sie nichts verlieren. Sie kann befreit aufspielen. Das könnte ihr helfen, sich zu steigern.
Siegchancen: 20 Prozent gegen die Nummer 1 der Welt ist Bine nur Außenseiterin.
Mayer Gasquet
3. Match Court No. 3
Zum ersten Mal seit acht Jahren hat Florian Mayer die zweite Runde eines Grand Slam-Turniers erreicht. 2004 rückte er in Wimbledon sogar bis ins Viertelfinale vor. Im Turnierverlauf zeigte Mayer echte Kämpferqualitäten, die ihm sonst oft genug schon abgesprochen wurden. Gegen Philipp Petzschner in der zweiten Runde holte er einen 0:2-Satzrückstand auf, in der dritten Runde gegen den polnischen Nobody Jerzy Janowicz wehrte er zwei Matchbälle ab. Trotz dieser Erfolgserlebnisse: Gegen Gasquet, Halbfinalist in Wimbledon 2007, wird es nicht reichen, wenn nur die kämpferische Einstellung stimmt. Mayer muss spielerisch zulegen, um den starken Franzosen in Bedrängnis zu bringen. Allerdings: Gasquet hat eine gewisse Achtelfinal-Schwäche. Schon 13-mal stand er bei Grand Slam-Turnieren in der Runde der letzten 16, nur eine dieser Partien konnte er bislang gewinnen (eben 2007 in Wimbledon).
Siegchancen: 40 Prozent Gasquet ist in überzeugender Form, Flo muss unbedingt zulegen.
Kohlschreiber Baker
3. Match Court No. 12
Zweites Achtelfinale bei einem Grand Slam-Turnier 2012 (nach Melbourne), erstmals in Wimbledon unter den letzten 16 und ein eindrucksvoller Sieg gegen den Nadal-Bezwinger Rosol in der dritten Runde (nur fünf leichte Fehler) lassen Kohlschreiber optimistisch auf das Match gegen den US-Qualifikanten Brian Baker blicken. Ähnlich wie gegen Rosol, als die Tenniswelt eigentlich nur auf den Tschechen wegen dessen Sensationssieg achtete, wird auch Kohlschreibers nächster Gegner Brian Baker viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Baker legt derzeit das Comeback des Jahres ab, nachdem seine Karriere eigentlich wegen etlicher Verletzungen schon zu Ende war. Innerhalb weniger Wochen konnte er sich bis auf Platz 126 im Ranking vorarbeiten. Für Kohlschreiber ist diese Auslosung eine Riesenchance auch wenn Baker einen kleinen Lauf hat.
Siegchancen: 51 Prozent es könnte knapp werden, aber Kohli ist leicht favorisiert.
Tim Böseler
Wimbledon 2012:
– Florian Mayer: Die Rückkehr des Grashüpfers
– Rosols Sensationsieg: Ein Abend für die Ewigkeit
– Annika Beck: Kontrollierter Aufstieg einer Musterschülerin
– Philipp Kohlschreiber: Geglückte Revanche im deutschen Duell
– Florian Mayer: Lieber Kitzbühel statt Olympia
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