Tennis Europe 12 & Under Festival: Ein großes Fest
Beim 12 & Under Festival von Tennis Europe trafen sich Europas beste Jugendliche zum großen Saisonfinale. Schauplatz: die Rafa Nadal Academy auf Mallorca.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 1-2/2023
Das Strahlen in den Gesichtern, das Leuchten in den Augen: Es ist nicht zu übersehen. Als die insgesamt 64 Junioren und Juniorinnen bei der Eröffnungszeremonie der zweiten Ausgabe des 12 & Under Festival von Tennis Europe mit ihren jeweiligen Teams auf das Podest inmitten des Centre Courts in der Rafa Nadal Academy auf Mallorca aufgerufen werden, fühlen sie sich wie kleine Stars. Mittendrin fünf deutsche Nachwuchshoffnungen: Johann Nagel-Heyer (TTK Sachsenwald), Samuel Gampenrieder (TC Penzberg), Miko Koeppen (Großflottbeker THGC) bei den Jungs sowie Ida Wobker (Osnabrücker TC) und Isabella Angelina Abendroth (TC BW Dresden Blasewitz) bei den Mädchen – allesamt Jahrgang 2010. „Das war cool, aufgerufen zu werden. Es ist unglaublich, Deutschland zu repräsentieren. Es ist das große Turnier, auf das jeder Zwölfjährige, der bei Tennis Europe spielt, hinarbeitet“, schwärmt Gampenrieder.
Ein Festival der Völkerverständigung
Wer hier dabei ist, gehört zur Crème de la Crème in Europa – jeweils 32 Starter bei den Jungs und Mädchen aus insgesamt 29 Ländern. „Es ist super, sich mit den Besten Europas zu messen. Hier gibt es keine schwachen Spieler“, urteilt der Zwölfjährige.
Das 12 & Under Festival ist viel mehr als nur ein Jugendturnier. „Es sind die Side-Events, die das Turnier abrunden und ihm den besonderen Flair geben“, sagt Guido Fratzke, Bundestrainer für Ausbildung und Training im DTB. Was er meint: Neben dem Turnier und der Chance, gegen die besten Europäer zu spielen und mit ihnen unter Topbedingungen zu trainieren, wird den Jugendlichen viel geboten: feierliche Eröffnungszeremonie, eine Players Party mit sportlichen Aktivitäten, Besuch im Rafael Nadal-Museum und die Tennis Europe Junior School, die den Spielern und Spielerinnen viel Wissenswertes für den Weg zum Profi vermittelt. Es ist ein großes Fest, ein Festival der Völkerverständigung.
„Wir als Trainer und Trainerinnen erinnern daran, dass die Kids so ein Event wertschätzen sollen, was sie hier die gesamte Woche bekommen. Ganz viele Jugendliche sehnen sich nach sowas“, erzählt Carolin Daniels, Nachwuchstrainerin am DTB-Bundesstützpunkt in Kamen.
Hindernisse akzeptieren
Die ehemalige Profispielerin ist neben Guido Fratzke als Betreuerin für das deutsche Team dabei. Es hätte keinen besseren Rahmen geben können für dieses Saisonabschlussturnier der Youngsters als hier in Manacor. Dem Ort, an dem Rafael Nadal etliche Schweißtropfen vergoss als Basis für neue Heldentaten wie in diesem Jahr mit seinem Comeback-Sieg bei den Australian Open. „Die Anlage ist schön, die Plätze sind super. Es macht großen Spaß“, sagt Johann Nagel-Heyer über die Rafa Nadal Academy, in der neben der sportlichen Höchstleistung vor allem die Wertevermittlung und der Sportsgeist im Fokus stehen.
„Es geht nicht nur ums Gewinnen. Es geht darum, dass man sich verbessert. Ihr werdet immer wieder vor Hindernissen stehen. Akzeptiert diese“, gibt Marc Gorriz, der Cheftrainer der Akademie, den Spielern und Spielerinnen bei der Eröffnungszeremonie mit auf den Weg. Die Aura von Rafael Nadal spürt man auf der gesamten Anlage, unter anderem auf den Plätzen, die mit einer Lebensweisheit des Rekord-Grand-Slam-Sieger verziert sind. „Ich arbeite immer mit einem Ziel. Das Ziel ist es, sich als Spieler und Person zu verbessern“, steht etwa auf Court 2.
Mit viel Geduld
Was nicht nur Nadal, sondern alle Profis immer wieder vor, während und nach den Matches benötigen: Geduld. Es ist Dienstagmorgen, der zweite Turniertag. Um 9 Uhr sollen die Matches von Johann Nagel-Heyer und Ida Wobker auf den Courts 2 und 3 beginnen. Die Sonne strahlt, es sind knapp 20 Grad, doch der Filzball fliegt nicht. Die hohe Luftfeuchtigkeit in der Nacht macht den Wettkampf auf den Hartplätzen zu gefährlich. Mit Hochdruckstaubsaugern werden die feuchten Stellen auf den Plätzen getrocknet. Es ist Geduld gefragt – wie so oft als Tennisspieler.
Mit knapp dreistündiger Verspätung kann der Turniertag starten. „Ich musste das Warm-up immer wieder neu starten. Das war nervig“, sagt Nagel-Heyer. Die Jugendlichen schiedsen ihre Matches selbst. Turnierbeobachter sitzen zwar am Seitenrand, greifen aber nur bei strittigen Entscheidungen ein. Und solche gibt es auf dem Hartplatz einige. „Manche schummeln. Man darf sich davon nicht irritieren lassen und muss sein Spiel weiterspielen“, sagt Gampenrieder. Strittig wird es beim Match zwischen Nagel-Heyer und dem Franzosen Quentin Dodin. Der Deutsche führt 6:1, 4:3, schlägt eine Rückhand auf die Linie zum Spielgewinn. Doch sein Gegner gibt den Ball aus. Es wird lange diskutiert zwischen den beiden Jungs und der Schiedsrichterin. „Ich finde es wichtig, dass alles auf Englisch stattfindet, dass sich die Spieler früh an den Profialltag gewöhnen – auch bei Diskussionen mit den Schiedsrichtern“, sagt Carolin Daniels.
Gold wert für die Entwicklung
All die Diskussionen um den strittigen Ballwechsel bringen Nagel-Heyer nichts. Der Franzose Dodin bekommt den Punktgewinn ohne Wiederholung zugesprochen – eine klare Fehlentscheidung. Nagel-Heyer verliert den Faden und schließlich auch die Partie im Match-Tiebreak. „Der Match-Tiebreak ist doof. Da ist viel Glücksache dabei“, sagt er später geknickt. Ausgeschieden ist der Zwölfjährige jedoch nicht. Durch das Gruppenformat mit drei Matches plus einem Doppelturnier haben alle Jungs und Mädchen garantiert vier Spiele. „Die Stimmung ist super. Es ist kein Event, das jeder für sich spielt. Man spürt, dass alle für Deutschland spielen und sich gegenseitig unterstützen“, sagt Daniels, die auch 2021 bei der Premiere des 12 & Under Festival auf Mallorca als Betreuerin dabei war.
Nagel-Heyer qualifiziert sich trotz der Niederlage als Gruppensieger für das Viertelfinale, genauso wie Ida Wobker. Beide erreichen später noch das Halbfinale. Ein toller Erfolg für die beiden Youngsters und den Deutschen Tennis Bund. Für Bundestrainer Fratzke sind internationale Turniere wie das 12 & Under Festival Gold wert für die spielerische und persönliche Entwicklung der Jugendlichen. „Man ruht sich schnell darauf aus, wenn man der Beste in seinem Verband oder in seinem Land ist.
Bei solchen Turnieren ist es gut zu sehen, dass es noch bessere Spieler gibt, die vielleicht noch härter arbeiten“, sagt Fratzke. Hart arbeiten will auch Heyer-Nagel, um sich seinen Traum vom Tennisprofi zu erfüllen. Sein Vorbild: Casper Ruud. Eine gute Wahl. Der Norweger hat sich mit viel Arbeitsethos, auch durch das intensive Training an der Rafa Nadal Academy, in die absolute Weltspitze gespielt. Ob man beim 12 & Under Festival auf Mallorca einige potentielle Grand Slam- Sieger- und Siegerinnen der Zukunft gesehen hat? Könnte gut sein. Es wird spannend, den Weg von Johann, Ida & Co. weiter zu beobachten.
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