Florian Mayer: Lieber Kitzbühel statt Olympia
Es ist Wimbledon-Zeit in London. Jedes Jahr aufs Neue ein Highlight, es ist eben DAS größte und bedeutendste Turnier überhaupt. Aber 2012 stimmt das so nicht mehr. Nur ein paar Wochen später, Ende Juli, überschattet nämlich ein anderes Londoner Sport-Großereignis die Rasenspiele an der Church Road: die Olympischen Spiele. Die Tennisprofis werden dann wieder in Wimbledon auflaufen. Die Times taufte die ungewöhnliche Konstellation schon auf den hübschen Namen Wimblympics.
2012 bekommt Wimbledon also hausgemachte Konkurrenz und viele Spieler wissen nicht so recht, was ihnen jetzt eigentlich wichtiger ist. Wimbledon? Olympia? Ach, schwierig. Geläufigste Lösung des Zwiespalts: Ist beides verdammt wichtig. Und Olympia ist, wenn man es genau nimmt, vielleicht dann doch einen Tick spezieller. Gibt es eben nur alle vier Jahre.
Ein x-beliebiges Wald-und-Wiesen-Turnier?
Der deutsche Profi Florian Mayer bildet da eine Ausnahme. Ihm sind die Olympischen Spiele ziemlich egal. Klar, er sagt das nicht so. Er formuliert es diplomatischer: Sie passen nicht in meine Turnierplanung. Und weiter: Ich kann nicht mehr etliche Wochen am Stück spielen. Ich werde bald 30 Jahre alt und muss auf meinen Körper achten. Es sind Sätze, die man nicht auf Anhieb versteht. Weil sie so klingen, als würde er über ein x-beliebiges Wald-und-Wiesen-Turnier sprechen. Am liebsten würde man Florian Mayer bei seiner gleichmütig aufgesagten Olympia-Absage einmal kräftig durchschütteln, um ihn dann zu fragen, ob er überhaupt wisse, worum es geht. Hallo, Olympia! Der Traum eines jeden Sportlers. Oder etwa nicht?
Aber Mayer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Es ist fast so wie bei seinen Matches. Mit einer stoischen Gelassenheit erklärt er, dass er lieber mit voller Kraft die 1000er-Masters-Turniere in den USA spielen will, die nach dem Olympischen Tennisturnier im Terminplan stehen. Ich bin da letztes Jahr jeweils in der ersten Runde gescheitert. 2012 kann ich also einige Punkte dort gewinnen für die Weltrangliste, sagt er ohne den Anflug von Zweifeln. Davor noch Olympia wäre mir einfach zu viel. Und warum nicht auf die großen ATP-Turniere in den USA verzichten? Da wäre ich ja schön blöd, antwortet er.
Seine Planung setzt andere Schwerpunkte. Etwa auf die alpine Jetset-Hochburg Kitzbühel. Auch dort spielt Mayer lieber als in London. Nämlich direkt in der Vorwoche des Olympischen Wettbewerbs. Warum er denn nicht auf den Start bei dem vergleichsweise unbedeutenden ATP 250er-Turnier verzichtet? Dann könnte er doch ausgeruht in London antreten. Ach ne, antwortet Mayer, ich spiele halt auch gerne auf Sand.
Klare Entscheidung gegen Olympia
Es bringt nichts. Florian Mayer hat seine Entscheidung getroffen. Gegen Olympia. Und deshalb hat ihn der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) auch erst gar nicht für eine Olympia-Nominierung vorgeschlagen. Wovon andere Sportler, inklusive etlicher Tennisspieler, träumen, passt Florian Mayer nicht in den Kram.
Ach ja: In Wimbledon, also beim ganz normalen Tennisturnier, hat Florian Mayer die erste Runde gewonnen, 7:6, 6:2, 6:3-Sieg über Dmitri Tursunov. Nächster Gegner ist Philipp Petzschner. Der ist zwar vom DOSB vorgeschlagen worden für eine Olympia-Nominierung im Herrendoppel (mit Christopher Kas), traut der ganzen Sache aber nicht so recht. Seit Wochen hat sich niemand bei mir gemeldet. Dass mich der DOSB für norminierungswürdig hält, hat mir ein Freund am Telefon erzählt. Der hatte das im Videotext gelesen. Vorsichtshalber hat Petzschner beim parallel zum Olympischen Tennisturnier laufenden ATP-Event in Washington gemeldet. Aber klar: Olympia zu spielen, wäre ein Traum.
Tim Böseler, Wimbledon
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