US Open Stories: Juniors & Oldies
Ob aus dem Thailänder Kittipong Wachiramanowong eines Tages ein ganz Großer wird? Zumindest hätten die Medien dann ein Problem bei diesem Namen. Oder was ist mit Takanyi Garanganga? Gehört ihm die Zukunft? Schwer zu sagen, ob diese Jungs irgendwann einmal zur Weltspitze im Herrentennis gehören werden. Prognosen sind bei den Junioren, die in der zweiten Woche der US Open ihren Sieger ermitteln, problematisch. Viele ehemalige Sieger der Juniorenkonkurrenzen haben zwar längst bei den Herren ihren Durchbruch geschafft. Andy Roddick (2000), Richard Gasquet (2002), Jo-Wilfried Tsonga (2003) oder Andy Murray (2004) etwa, der heute zum ersten Mal nach seinem Sieg über Juan-Martin del Potro in das Halbfinale eines Grand Slam-Turniers einzog, haben sich in der Weltspitze etabliert. Die Juniorensieger der letzten Jahre lassen aber auf sich warten. Ryan Sweeting (2005), Dusan Lojda (2006) oder Ricardas Berankis (2007) basteln noch an der Profikarriere.
„Angriff aus Asien“
Jetzt, wenn die Profis nur noch auf den großen Courts spielen, bevölkern die Juniorenspieler die Nebenplätze. Was auffällt: Die Felder werden immer internationaler. Noch vor zehn Jahren gab es fast nur Europäer, US-Amerikaner, Australier und einige Südamerikaner in den Nachwuchskonkurrenzen. 2008 fallen vor allem die vielen Asiaten auf. Die Entwicklungsarbeit des internationalen Tennisverbandes zahlt sich langsam aus, sagt Peter Pfannkoch, Junioren-Bundestrainer. Jahrelang wurde vor allem nach Asien Geld und Know-How geschickt. Es war klar, dass die Länder dort irgendwann gute Spieler haben werden. Was noch vor gar nicht allzu langer Zeit als Invasion aus dem Osten mit etlichen Talenten aus Russland und den ehemaligen Ostblockstaaten begann, könnte sich bald zum Angriff aus Asien ausweiten. Tennis wird immer globaler. Das Juniorentennis ist dafür ein guter Indikator, hat Pfannkoch festgestellt.
Er ist in diesem Jahr mit vier deutschen Talenten in New York. So viele waren schon lange nicht mehr bei einem Grand Slam-Turnier dabei. Ein gutes Zeichen, findet Pfannkoch. Mit Cedric-Marcel Stebe hat sich einer von ihnen in die Runde der letzten 16 gekämpft. Dominik Schulz, erst 16 Jahre alt und als großes deutsches Talent gehandelt, kam über die Qualifikation ins Hauptfeld und kassierte heute in der zweiten Runde eine Lehrstunde: 1:6, 1:6 gegen den an eins gesetzten Tsung Hua Yang aus Taiwan wieder ein Asiat. Richard Becker und das einzige deutsche Mädchen, Linda Berlinecke, verloren in der ersten Runde.
Beschauliches Tempo der Oldies
Gemeinsam mit den zumeist unbekannten Nachwuchsakteuren tauchen auf den Nebenplätzen aber auch alte Berühmtheiten plötzlich wieder auf. Champions Invitational nennt sich das Turnier für die Oldies, an dem zum Beispiel Mats Wilander, Pat Cash, Jana Novotna oder Martina Navratilova teilnehmen. Über den sportlichen Wert dieser Veranstaltung kann man streiten. Über den Unterhaltungsfaktor nicht. Selbst wenn Andres Gomez und Iva Majoli, die mal irgendwann in ihrer Karriere die French Open gewannen, im Mixed gegen US-Beauty Mary-Joe Fernandez und Wimbledon-Finalist Malivai Washington antreten, sind die Tribünen voll. Auf dem Court wird der Ball im beschaulichen Tempo hin und her gespielt, die Seitenwechsel werden zum Plausch unterm Sonnenschirm genutzt.
Nur einen Platz weiter kämpfen zwei Junioren in brütender Hitze ums Weiterkommen im Turnier. Ihre Köpfe sind knallrot, sie stöhnen laut bei jedem Schlag. Fans bleiben hier kaum stehen. Dabei könnten sie eventuell einen ganz großen Spieler für die Zukunft verpassen.
Tim Böseler, Redakteur, berichtet täglich in seinem Blog „US Open Stories“ aus New York City
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