Mail aus Paris Ein Date mit Ana
Felix Grewe, aus Paris
Preisfrage: Wie lange dauert es, um vom Haupteingang der Tennisanlage in Roland Garros zum Pressezentrum zu gelangen? Die Antwort: fast eine halbe Stunde wenn man zum ersten Mal hier ist. Die Ordner an den vielen Eingängen zu den Plätzen können nicht helfen. Der erste sagt links, der zweite rechts. Der dritte sagt gar nichts, er kann kein Englisch. Es fällt aber auch schwer, sich darauf zu konzentrieren, dieses verdammte Pressezentrum zu finden. Die Atmosphäre auf der Anlage ist für einen Paris-Neuling zu beeindruckend. Menschenmassen schieben sich hier durch die Gänge, schwitzend, bei fast 30 Grad. Das Treiben erinnert an ein Volksfest. Mehr als Schritttempo ist nicht drin. Auf dem berühmten Place des Mousquetaires tummeln sich hunderte Fans und verfolgen die Partie auf Court 1 auf einer Großbildleinwand. Fernando Verdasco spielt gerade gegen Steve Darcis.
Dann endlich. Im Gang unter dem Court Philippe Chartrier versteckt sich der Bereich für die Journalisten. Drinnen geht alles ganz schnell. Nach drei Minuten baumelt die Akkreditierung am Hals. In welcher Größe möchten Sie Ihr T-Shirt, Monsieur, fragt die Dame am Empfang. Oh, es gibt es T-Shirt. Weiß nicht, in M oder L. Was meinen Sie? Nehmen Sie M. Alles klar, passt.
Ein klassisches Fettnäpchen
Gute zwei Stunden später. Es wird zum ersten Mal dienstlich. Ana Ivanovic hat gerade ihre Pressekonferenz gegeben. Jetzt kommt sie zum Gespräch mit tennis MAGAZIN. Wir fläzen uns in die gemütlichen Sessel in der sogenannten One-on-One-Ecke, wo die Einzelgespräche geführt werden. Ana ist bester Laune, klar, sie hat ihre Erstrundenpartie 6:1, 6:1 gegen eine recht unbekannte Spanierin (Lara Arruabarrena-Vecino) gewonnen. Sie spricht über ihre harten letzten Jahre, darüber, dass sie sich in einem Teufelskreis befand, ihr Selbstvertrauen völlig verlor, als es nach dem ersten großen Titel bei den French Open 2008 nicht mehr rund lief. Sie erzählt von ihren Zielen für die kommenden Monate, von ihren Träumen und von der Arbeit mit Nigel Sears, ihrem Coach. Sie verrät Marotten und Rituale, plaudert über serbische Musik. Über den dritten Platz ihres Landes beim Eurovision Song Contest einen Tag zuvor freut sie sich riesig. Und sie gesteht, dass sie manchmal lieber ein anderes Image als das eines Glamour-Girls hätte. Zwischendurch lacht sie herzhaft. Was für ein entspanntes Gespräch wenn doch alle Profis so angenehm wären. Nur ganz am Ende wird sie etwas schüchtern, bei der Frage, was Tennisspielerinnen an Golfprofis so faszinierend fänden. Eine Anspielung auf ihre Liaison mit Adam Scott und die Beziehung von Kollegin Caroline Wozniacki zu Rory McIlroy. Weiß ich nicht, ist ihre knappe Antwort. Drei Minuten später, das Aufnahmegerät ist schon ausgeschaltet, folgt die Auflösung: Ich bin übrigens nicht mehr mit dem Golfer zusammen. Oh je, das klassische Fettnäpfchen. Ist aber nicht schlimm. Als Wiedergutmachung bekommt sie unser April-Heft gezeigt, die Ausgabe, in der wir den Inhalt ihrer Tasche vorstellten. Als sie das Foto sieht ist sie begeistert. Das war doch bei den US Open, erinnert sie sich. Darf ich das Heft behalten? Na klar, du darfst.
Übrigens: Das Interview mit Ivanovic lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben.
Vier Deutsche in Runde zwei
Und sportlich? Da überzeugten am ersten Tag vier Deutsche. Neben Angelique Kerber (6:3, 6:4 gegen Shuai Zheng), Cedrik Marcel Stebe (Aufgabe des Gegners bei 3:6, 0:2) und Michael Berrer (6:7, 4:6, 6:2, 6:2, 6:3 gegen Jürgen Melzer) steht auch Dinah Pfizenmaier in Runde zwei. Was für eine Geschichte! Die 20-Jährige spielt zum ersten Mal bei einem Grand Slam-Turnier selbst an einem solchen Junioren-Event hat sie noch nie teilgenommen kämpfte sich durch die Qualifikation und trifft in der nächsten Runde auf die Nummer eins der Weltrangliste Victoria Azarenka. Das kommt mir wie ein Traum vor, sagte sie bei der Pressekonferenz eine gute halbe Stunde nach ihrem Sieg. Heute, am Montag, sind acht weitere Deutsche im Einsatz.
Die Partien im Überblick:
Tobias Kamke Roger Federer, Paul-Henri Mathieu Björn Phau, Lauren Davis Mona Barthel, Filippo Volandri Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber Matthew Ebden, Sabine Lisicki Bathanie Mattek-Sands, Philipp Petzschner Malek Jaziri, Benjamin Becker Jesse Levine.
Unwahrscheinlich, dass die Bilanz aus deutscher Sicht am Ende des Tages genauso gut ausfällt, wie gestern. Dafür war der Weg ins Pressezentrum heute wesentlich einfacher.
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