Die Leiden des Dominic Thiem
Dominic Thiem hat bei den French Open seinen ersten Grand-Slam-Hauptfeldsieg seit mehr als zwei Jahren knapp verpasst. Der Österreicher gab offen zu, dass er erst seit Kurzem wieder zu hundert Prozent wie ein Profi arbeitet.
Es herrschte großer Andrang auf Platz 6 im Stade Roland Garros beim Erstrundenmatch zwischen Dominic Thiem und Pedro Cachin. Die Warteschlange war einige Meter lang. Die meisten Zuschauer warteten vergeblich auf Einlass. Zu klein war der Platz für die tennishungrige Masse. Der Name Dominic Thiem: Er zieht immer noch, vor allem hier in Roland Garros, auch wenn der Österreicher derzeit nur noch auf Platz 92 im ATP-Ranking steht. Immerhin ist Thiem zweimaliger Finalist bei den French Open sowie Grand-Slam-Champion. 2020 gewann er die US Open. Der Sprung auf Platz eins war nicht allzu weit entfernt. Doch vom Tennishimmel ging es in Windeseile in die Tennishölle. Der Titel bei den US Open war mehr Fluch als Segen für den Österreicher. Waren es früher die großen Arenen, in denen er spielte, sind es auf der großen Bühne mittlerweile nur noch die Nebenplätze.
Das große Loch nach dem US-Open-Sieg
Eine hartnäckige Handgelenksverletzung sowie Knieprobleme warfen Thiem massiv zurück. Hinzukamen mentale Probleme nach dem US-Open-Sieg. „Ich bin in ein Loch gefallen. Ich bin 15 Jahre dem großen Ziel hinterhergelaufen, ohne nach links oder nach rechts zu schauen. Wenn man sein ganzes Leben seinem ganz großen Ziel hinterherläuft, ihm alles unterordnet und es dann erreicht, ist es eine Weile nicht mehr so, wie es vorher war. Das ist normal. Das Problem im Tennis ist, dass es so schnelllebig ist und Woche für Woche weitergeht“, gab Thiem im Jahr 2021 im Interview mit dem Standard offen zu. War der Österreicher bis Anfang 2021 der Eine unter Vielen, ist er inzwischen nur noch einer unter Vielen.
Um wieder der Eine unter Vielen zu werden, braucht es vor allem eines: Geduld, viel harte Arbeit und immer wieder Erfolgserlebnisse. Von diesen Erfolgserlebnissen hatte Thiem in den letzten Wochen einige wenige, die ihn immerhin zurück in die Top 100 geführt haben. Doch das Selbstverständnis von Thiem als Grand-Slam-Champion und ehemalige Nummer drei der Welt ist ein anderes. Von dem Spieler früherer Tage war Thiem auf Court 6 in Roland Garros meilenweit entfernt – zumindest zwei Sätze lang.
Dominic Thiem: „Ich habe meine Einstellung geändert”
Dass er nicht in drei Sätzen verlor, lag zum einen am Gegner Cachin, zum anderen an der Willenskraft von Thiem, der sich, auch als Cachin zum Match servierte, nicht in sein Schicksal fügte und weiterkämpfte. Als er den Satzausgleich schaffte und spätestens hier die kompletten Zuschauer hinter sich hatte, sah es nach dem ersten Grand-Slam-Hauptfeldsieg des Österreichers seit den Australian Open 2021 aus. Im fünften Satz die Ernüchterung: zu viele Fehler, vor allem mit der Vorhand. Wieder das Aus in Runde eins bei einem großen Turnier – 3:6, 2:6, 7:6, 6:4, 2:6.
„Ich habe mich heute nicht belohnt“, sagte Thiem und sprach offen darüber, dass er seit sechs Wochen wieder wie ein Profi arbeitet. „Sechs Wochen sind aber nicht genug, um bei einem Grand-Slam-Turnier gut zu spielen.“ Wie ist es also gemeint, dass der frühere Vollblutprofi Thiem, einer der härtesten Arbeiter auf der ATP-Tour, seit sechs Wochen wieder wie ein Profi arbeitet? „Ich habe meine Perspektive und meine Einstellung zum Tennisspiel geändert. Ich habe gedacht, dass ich hundert Prozent gegeben habe, dies aber nicht wirklich getan“, gab Thiem zu. Man merkt ihm an, dass er unter der Situation der letzten Jahre leidet.
Dominic Thiem: „Eine der schmerzhaftesten Niederlagen seit einiger Zeit”
Nach dem US-Open-Titel, den er während der Corona-Pandemie nicht wirklich auskosten konnte, keimte bei Thiem die Sinnfrage auf. „Ich habe anderthalb Jahre nicht zu hundert Prozent gut meine Arbeit gemacht. Ich hatte mein großes Ziel erreicht, den Grand-Slam-Sieg. Dann kam die Frage: Warum jeden Tag den ganzen Aufwand betreiben? Dieser Drive ist jetzt wieder da“, erzählte Thiem. Die Fünfsatzniederlage gegen den Argentinier Cachin war deshalb „einer der schmerzhaften Niederlagen seit einiger Zeit“.
Was den 29-Jährigen etwas hemmt, ist, dass er die gezeigten Trainingsleistungen gegen Topspieler wie Andrey Rublev und Jannik Sinner, in denen er auf Augenhöhe ist, nicht in die Matches transportieren kann. „Ich weiß, wo ich stehe, doch tief drinnen ist trotzdem eine sehr hohe Erwartungshaltung. Tief drinnen will ich viel und will ich immer mehr. Das passt noch nicht ganz zusammen: die Erwartungshaltung und mein Tennis.“ Dominic Thiem steckt derzeit fest in der Tennishölle. Ziel ist, wieder den Tennishimmel zu erreichen. Daran glaubt er ganz fest.Yeezys – Jordans, Musee-jacquemart-andre News, Jordan Essentials Statement Hoodie – release dates & nike. | womens air jordan 6 barely rose dh9696 100 release date