Oscar Otte: „Man muss bei 100 Prozent sein“
Hinter Oscar Otte liegen einige schwere Monate. 2022 stand er noch unter den Top 50, aktuell belegt er Platz 230. In diesem Jahr musste er sich über die Quali ins Hauptfeld von Wimbledon kämpfen. Im Interview mit tennis MAGAZIN spricht er über sein Erstrunden-Match gegen Dominik Koepfer und darüber, was ihn 2023 so zurückgeworfen hat.
Wie fühlst du dich nach der überstandenen Qualifikation?
Es ist ein sehr gutes Gefühl. Es ist schon etwas her, dass ich mehrere Matches am Stück gewonnen habe. Deswegen war es gut, Quali zu spielen und einfach mal ein paar Partien zu bekommen. Ich glaube, dass mir das für die nächsten Wochen hilft.
Was ist anders, wenn du durch die Quali gehen musst, als wenn du gleich im Hauptfeld stehst?
Es hilft, ein paar Matches auf Rasen zu haben. Ich habe vorher in Stuttgart und Halle gespielt. Da hatte ich nicht so viele Partien. In Halle waren es ein paar mehr, weil ich mit Jan-Lennart Struff ins Doppel-Halbfinale kam. Ich finde, die Quali in Wimbledon ist am schwersten, weil die letzte Runde Best-of-Five ist. Die zweite Runde und das Quali-Finale waren relativ eng. Es hat mir in der letzten Zeit ein bisschen gefehlt, die engen Matches zu gewinnen. Es ist von meiner Leistung, vom Tennis und vom Kopf her echt wichtig – auch im Bezug aufs Hauptfeld und die hoffentlich nächsten Matches.
Wenn man in Wimbledon die Quali schafft, kommt jemand auf den Platz. Wie kann man sich das vorstellen?
Genau, das ist in Roehampten bei allen Qualifikanten so. Dann kommt einer von den Player Relations und man bekommt eine Art grüne Schatulle, auf der steht: „Glückwunsch zur Qualifikation. Willkommen im Hauptfeld.“ Es ist ein Dankeschön vom Turnier. Es sieht aus wie eine Postkarte, ist aber aus Metall. Wenn man direkt im Hauptfeld ist, ist das auch so. Hier gibt es eine „Gift Suite“, wo man Spielergeschenke abholen kann.
Oscar Otte über Match gegen Koepfer: „Es ist nie cool“
In der ersten Runde triffst du auf Dominik Koepfer. Wie ist es, gegen einen Deutschen auf dem Platz zu stehen?
(lacht). Das hatte ich letztes Jahr auch. Da habe ich gegen Peter Gojowczyk gespielt. Es ist blöd. Ich habe auch schon mit Domi geschrieben. Im Endeffekt haben wir beide gesagt, dass es besser ist, beim Grand Slam in der ersten Runde gegeneinander zu spielen, als in der ersten Runde beim Challenger oder Future. Es ist nie cool. Ich glaube trotzdem, dass es ein gutes Match wird. Ich habe Domi länger nicht gesehen, er war lange verletzt und ist viel in Amerika unterwegs. Ein bisschen Distanz ist da. Ich verstehe mich super mit ihm, aber es wäre noch mal was anderes, wenn ich gegen Struffi (Anm. d. Red. Jan-Lennard Struff) spielen würde. Ich glaube, es wird ein normales Match werden.
MD-Auslosung @Wimbledon
🇩🇪 1R🚹
Altmaier – Vukic
Koepfer – Otte (Q)
Zverev – Brouwer
Hanfmann – Fritz
Marterer (Q) – Gojo🚺
Korpatsch (LL) – Zhao
Friedsam – Parks
Niemeier – Muchova
Maria – Cirstea#Wimbledon— tennis MAGAZIN (@tennismagazin) June 30, 2023
Wie stellst du dich auf dein Match ein und welche Erwartungen hast du?
Erwartungen war so ein Thema in den letzten Monaten, gerade nach dem guten Jahr 2022. Klar, die Erwartungen sind immer hoch. Ich will ein gutes Match haben. Ich bin gut vorbereitet, weil ich drei gute Matches auf Rasen hatte. Am Samstag habe ich mit Maxi Marterer trainiert, bewusst mit einem Linkshänder. Derjenige der am Montag die bessere Tagesform haben wird, wird das Match für sich entscheiden. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich entspannt ins Match gehe, aber auf Rasen ist alles so eng. Das sieht man in jeder Runde, egal, bei welchem Match, es sind immer enge Ergebnisse. Nuancen werden das Match entscheiden.
Oscar Otte: „80 Prozent reichen nicht“
Die vergangenen Wochen waren nicht so einfach für dich. Woran lag es?
Das ist eine gute Frage. Wenn ich das 100-prozentig wüsste, hätte mir das geholfen. Anfang des Jahres habe ich mich eigentlich gut gefühlt, ich war gut vorbereitet. Das Tennis hat aber irgendwie nicht gepasst. Dann hatte ich über ein paar Wochen einen Rückschlag, weil ich mit meinem Knie Probleme hatte – mit dem Knie, an dem ich mich 2022 operieren lassen habe. Das ist mittlerweile wieder in Ordnung. Ich hatte viele gute Partien, auch enge Matches gegen gute Spieler, in denen ich geführt habe. Aber ich habe den Sack nicht zubekommen. Ich glaube, wenn da ein oder zwei Partien in meine Richtung gegangen wären, dann wäre mein Selbstbewusstsein ein bisschen höher gewesen. Es war einfach schwierig.
Man spielt Woche für Woche auf höchstem Niveau, bei den größten Turnieren. Die Gegner sind immer richtig gut, weil sie meist in den Top 50 stehen. Es reicht nicht, wenn man nicht bei 100 Prozent ist, sondern nur bei 80 Prozent. Da hat meine Match-Praxis gefehlt. Im vergangenen Jahr hatte ich noch diese Selbstverständlichkeit, weil ich so viele Matches hatte und in einem Turnier-Rhythmus war. Ich bin immer relativ weit gekommen. Das hat zu Beginn dieses Jahres gefehlt, ich bin nicht in den Flow gekommen. Klar, ich habe viele Punkte verloren und bin extrem im Ranking gefallen. Das sollte in der zweiten Jahreshälfte deutlich besser werden.
Oscar Otte: „Wenn man mit der Brechstange rangeht, geht es nach hinten los“
Denkst du, dass Druck und Erwartungshaltung von dir oder von anderen eine Rolle gespielt haben?
Ja, vor allem von mir selbst. Meine Familie, Freunde und Trainer haben noch nie Druck gemacht. Ich werde jetzt 30 Jahre alt, wenn mir da einer sagt, wie ich zu spielen oder performen habe, dann würde dem schon eher mal den Vogel zeigen (lacht). Ich kann es nur so formulieren: Letztes Jahr ist so gut gelaufen, ich habe so hoch gestanden, dann hat man die Erwartung an sich selbst, dass man da schnell wieder hinkommen möchte und da auch eigentlich hingehört. Wenn man da mit der Brechstange rangeht, bei mir zumindest, geht das nach hinten los.
Denkst du, dass die Wimbledon-Quali für dich ein Knackpunkt sein könnte, dass es jetzt wieder in die andere Richtung dreht?
Definitiv. Es hat mir geholfen, drei Matches am Stück zu gewinnen. Ich habe das nach der zweiten Quali-Runde nachgeschaut: Seit Oktober 2022 habe ich das erste Mal zwei Einzel am Stück gewonnen. Das tat für den Kopf gut. Das ist jetzt das letzte Rasenturnier, danach geht es wieder auf Asche und Hartplatz weiter. Das sollte mir aber auch für diese Beläge Selbstvertrauen geben. Ich muss nicht wieder bei null anfangen, aber die nächsten Wochen werden anders aussehen. Ich spiele mehr Challenger. Die Tennis-Bundesliga fängt wieder an, da werde ich auch viel Matchpraxis sammeln. Es war gut, dass ich durch die Quali gehen musste, ich hatte wieder Spaß auf dem Platz. Das hilft immer.
Oscar Otte: „Habe nie den Spaß verloren“
Wenn du das so sagst: Hast du in den vergangenen Wochen den Spaß verloren?
Auf keinen Fall. Mir macht es natürlich Spaß, Woche für Woche zu spielen. Aber es ist einfach schwer und nervig, wenn man so viel investiert, aber es trotzdem nicht gut läuft. Ein halbes Jahr ist es jetzt nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Dann ist es ein bisschen zäher, als wenn es super läuft.
Du musst jetzt häufiger durch die Qualifikation gehen oder Challenger-Turniere spielen. Wie verändert das deinen Alltag? Wie ist die Umstellung von den ATP-Turnieren auf die Challenger-Ebene?
Von der Planung oder vom Alltag her gibt es keinen Unterschied. Klar, die Turniere sind kleiner, vielleicht nicht so gut organisiert und die Hotels nicht so schön, aber das macht mir nichts aus. Ich habe das jahrelang gemacht. 2022 war ich nur auf der ATP-Tour, das war echt schön und das hatte ich mir verdient. Ich weiß, was mich erwartet und was auf mich zukommt.
Oscar Otte: „Spiele nur mit jemandem Doppel, mit dem ich mich echt gut verstehe“
In Halle hast du an der Seite von Struffi gut im Doppel gespielt. Könntest du dir vorstellen, da in der Zukunft einen größeren Fokus drauf zu setzen?
Nein. Wenn ich jede Woche Einzel und Doppel spielen würde, würde das Einzel darunter leiden, weil man zu viel Energie verliert. Wenn es mal in eine Woche reinpasst, dann gerne. Eigentlich spiele ich nur gerne mit jemandem Doppel, mit dem ich mich echt gut verstehe. Wenn mich irgendwer fragt, ob wir Doppel spielen, dann mache ich das meistens nicht. Aber wenn es ein guter Freund ist und das von der Planung reinpasst, nehme ich das mit.
Wie planst du deine kommenden Wochen und Monate?
Ich werde in der nächsten Zeit viel Bundesliga spielen (Anm. d. Red. beim TC Bredeney) und bei den ein oder anderen Challenger-Turnieren in Deutschland antreten. Ziel ist es aber, in der Quali bei den US Open dabei zu sein. Mit meinem aktuellen Ranking von 230, ist das ein bisschen auf der Kante. Aber ich verliere keine Punkte, weil ich vergangenes Jahr verletzugsbedingt einige Turniere verpasst habe. Deswegen peile ich die Quali in New York an.
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