Wimbledon-Blog: Das Wunder Schüttler
Der Applaus auf Court 1 war vielleicht der größte seiner Karriere. Court 1, 18:27 Uhr Ortszeit. Die rund 11 000 Zuschauer auf den Rängen stehen. Rainer Schüttler ballt die Faust, schlägt den Ball in den blauen Himmel. Er umarmt seinen Viertelfinal-Gegner Arnaud Clement am Netz. Er kritzelt noch ein paar Autogramme auf überdimensionale Filzkugeln und verlässt mit geschulterter Tasche die Arena. Rainer Schüttler im Halbfinale des bedeutendsten Turniers der Welt, mit Becker und Stich erst der dritte Deutsche in der Open Ära damit hätte niemand gerechnet. Selbst Sue Barker bei der BBC ist völlig aus dem Häuschen. Was für eine Story. Boris (gemeint war Boris Becker) hat uns erzählt, Schüttler wollte schon am Anfang des Jahres aufhören.
Auch wenn die Information nicht stimmt, die Schüttler-Geschichte ist trotzdem fantastisch. Und das Match gegen Clement das Sahnehäubchen ein Drama in vier Akten. Am Mittwoch beginnen die beiden, brechen ihr Match abends beim Stand von 1:1 in Sätzen ab. Am nächsten Tag um 13:07 Uhr gehts weiter, der zweite Akt. Schüttler liegt schnell 1:4 zurück, aber er kommt wieder heran, gewinnt den Satz im verrücktesten Tiebreak des Turniers. Er führt 6:0! Dann verliert er sechs Punkte in Folge! Anschließend serviert Clement einen Doppelfehler, und Schüttler siegt 8:6. Zwischenstand: 6:3, 5:7, 7:6.Die Achterbahnfahrt geht weiter
Im vierten Satz führt Schüttler 4:1, hat drei Breakbälle zum 5:1, aber er nutzt sie nicht und die Achterbahnfahrt geht weiter. Schüttler kassiert selbst ein Break, flucht, schimpft, wirft den Schläger und verliert den Satz im Tiebreak. Im fünften Satz kassiert er das Break zum 0:2. Der Anfang vom Ende? Er holt sich das Break zurück. Es tröpfelt. Bei 1:2 und 40:0 bei eigenem Aufschlag wird der Regen stärker Abbruch. Der dritte Akt scheint der letzte zu sein. Schüttler wirkt nervös, macht viele Fehler. Bei 5:4 und 30:40 hat Clement Matchball. Und ausgerechnet da gelingt Schüttler ein Vorhand-Winner. Es folgen Break und Rebreak. Bei 6:6 und 15:40 im fünften Satz sind die Regenwolken zurück über dem Court 1. Es donnert, als würde eine höhere Macht Regie führen. Clement schafft noch den Ausgleich Deuce dann prasselt der Regen.
Statt Cordoba: Halbfinale in Wimbledon
Nach 75 Minuten Pause beginnt der vierte Akt bei Sonnenschein und blauem Himmel. Er dauert acht Minuten. Es sind Minuten für die Ewigkeit. Schüttler nimmt Clement den Aufschlag ab 7:6. Er führt 40:15, hat zwei Matchbälle. Der erste ein Rahmentreffer. Dann der zweite ein Rückhand-Slice ins Aus. Dann zwei Aufschlagwinner, und das Spiel ist aus, aus, aus.
Ach ja, ursprünglich wollte Schüttler in der zweiten Wimbledon-Woche ein Challenger-Turnier in Cordoba spielen. Aber er steht im Halbfinale von Wimbledon.
Blog-Archiv:
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