Preisgeld beim neuen „Six Kings Slam“: Sechs Millionen Dollar für den Sieger
Neue Details rund um den „Six Kings Slam“ offenbaren: Das Preisgeld ist exorbitant groß und die Veranstalter in Saudi-Arabien werden voraussichtlich einen Trick anwenden, um die teilnehmenden Profis vor Sanktionen durch die ATP-Tour zu schützen.
Als gestern die Nachricht publik wurde, dass im Oktober 2024 ein Showturnier in Saudi-Arabien mitten in der laufenden ATP-Saison mit sechs hochkarätigen Spielern stattfindet, war die Verwunderung groß. Wie soll das funktionieren? Dürfen das die Profis überhaupt? Und für wie viel Geld bekommen sie für ihre Dienste im saudischen Königreich?
Ein Artikel im Telegraph von Tennis-Journalist Simon Briggs förderte nun einige Antworten zu Tage und lieferte darüberhinaus pikante Details zum sogenannten „Six Kings Slam“, an dem Novak Djokovic, Rafael Nadal, Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Daniil Medvedev und Holger Rune teilnehmen werden.
Wann findet der „Six Kings Slam“ genau statt?
Offiziell ist nur die Rede davon, dass das Showturnier in Riad, bei dem es keine Weltranglistenpunkte gibt, weil es nicht zur ATP-Tour zählt, im Oktober 2024 über die Bühne gehen soll. Ein festes Datum ließen die Verantwortlichen in Saudi-Arabien bislang offen. Ein Blick in den ATP-Kalender zeigt aber, dass nur die Woche vom 14. bis 20. Oktober in Frage kommen kann. Denn nur dann ist es für ATP-Profis aus den Top 30 überhaupt möglich, an Showkämpfen teilzunehmen.
Hintergrund dafür ist, dass es eine ATP-Regel für die Top 30-Spieler gibt: Sie dürfen nicht an Showkämpfen teilnehmen, wenn gleichzeitig ATP-Turniere der 1000er- oder 500er-Kategorie laufen. Weil nun Anfang Oktober das 1000er-Turnier in Shanghai, ab dem 21.10. die 500er von Wien und Basel sowie ab dem 28.10 das 1000er von Paris-Bercy fest terminiert sind, bleibt nur die Woche vom 14. bis 20. Oktober übrig. Dann werden „nur“ die drei 250er-Turniere von Almaty in Kasachstan, Stockholm und Antwerpen ausgetragen.
Ursprünglich sollte das Showevent angeblich schon im Februar 2024 stattfinden. Weil die Hüftverletzung von Nadal zu Beginn der Saison aber wieder aufbrach, sahen sich die Macher dazu gezwungen, den Termin des „Six Kings Slam“ zu verschieben. Während der Australian Open soll es dazu etliche Treffen mit den Spielerberatern hinter den Kulissen gegeben haben. Schließlich einigte man sich allem Anschein nach auf die Woche ab dem 14. Oktober 2024. Was Nadal anbetrifft: Er wurde Mitte Januar zum Tennis-Botschafter Saudi-Arabiens ernannt.
In welchem Format wird der „Six Kings Slam“ ausgerichtet?
Das ist derzeit noch nicht sicher. Interessant in dem Zusammenhang ist aber eine verschärfte ATP-Regel, die besagt, dass ATP-Spieler während der laufenden Saison nicht an „inoffiziellen Veranstaltungen“ teilnehmen dürfen, die „drei oder mehr aufeinanderfolgende Tage“ dauern. Die Regel bezieht sich auf neue Showevents, nicht auf etablierte Formate wie den „Ultimate Tennis Showdown“. Halten sich die Spitzenspieler nicht daran, verlieren sie ihren Platin-Status, über den sie Zugang zum Bonuspool am Jahresende sowie zu späteren Rentenbeiträgen bekommen. Der Bonuspool ist eine Art Gewinnbeteiligung für die Profis an den Profiten der Turniere und umfasste 2023 die Rekordsumme von 33,5 Millionen US-Dollar, die unter den Spielern nach einem bestimmten Schlüssel am Ende der Saison aufgeteilt wurde.
Die Veranstalter in Saudi-Arabien umgehen diese Regel nun voraussichtlich dadurch, dass nach zwei Spieltagen ein Ruhetag eingelegt wird. Dadurch ist gewährleistet, dass die Profis eben nicht an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei einer Veranstaltung außerhalb der ATP-Tour auf dem Platz stehen und damit ihren Platin-Status behalten.
Was verdienen die Spieler beim „Six Kings Slam“?
Wie zu vermuten war, wird das Preisgeld äußerst üppig ausfallen. Der Champion des „Six Kings Slam“ soll sechs Millionen US-Dollar kassieren. Nur zum Vergleich: Jannik Sinner bekam als Australian Opem-Champion 2024 zwei Millionen US-Dollar Preisgeld. Als Carlos Alcaraz 2023 in Wimbledon triumphierte, erhielt er drei Millionen US-Dollar. Die Siegprämie in Saudi-Arabien ist also mehr als doppelt so hoch wie das Preisgeld für einen Grand Slam-Sieg in Wimbledon. Schon jetzt steht damit fest: Es wäre die höchste Preisgeldsumme, die jemals im Herrentennis ausgezahlt wurde.
Hinzukommt noch eine Antrittsprämie, die für jeden der sechs Spieler gleich hoch ausfallen soll: 1,5 Millionen US-Dollar. Der Sieger wird also in einer Woche insgesamt 7,5 Millionen US-Dollar verdienen.
Ältere Leser könnten nun Parallelen zum „Grand Slam Cup“ vermuten und würden damit gar nicht so falsch liegen. Dieses höchst umstrittene Turnier fand in den 90er-Jahren in München statt. Sportlichen Wert hatte es keinen, Weltranglistenpunkte wurden nicht vergeben – dafür aber jede Menge Geld. Jeder der 16 Spieler erhielt 100.000 US-Dollar Antrittsprämie, der Gewinner bekam zwei Millionen Dollar. Hatte dieser in der Saison bereits einen Grand Slam-Titel geholt, gab es noch eine Million oben drauf. Das waren vor rund 30 Jahren unglaubliche hohe Beträge. Heute sind sie im Tennisbusiness normal geworden. Jetzt sorgen die Saudis mit ihren horrenden Geldsummen im Tennis – und im Sport allgemein – für Verwunderung und teils auch für blankes Entsetzen.
Was plant Saudi-Arabien als nächstes im Profitennis?
Noch im Februar soll verkündet werden, wo die WTA-Finals ab 2024 ausgetragen werden. Auch wenn zu Beginn des Monats noch vier Kandidaten gab, spricht mittlerweile vieles dafür, dass das Saisonabschlussturnier der Damen nach Saudi-Arabien ziehen wird. Die US-Website The Athletic vermeldete kürzlich, dass die WTA und Saudi-Arabien kurz vor der Einigung stehen würden.
Darüber hinaus gibt es weitere Vertragsverhandlungen zwischen ATP/WTA und Saudi-Arabien. Im Raum steht etwa, dass der milliardenschwere Staatsfond der Saudis (der Public Investment Fund, kurz PIF) die Namensrechte an den Ranglisten der jeweiligen Tour erwirbt. Außerdem sollen weitere Exhibitions in der Planung sein. Eines davon soll schon in der nächsten Off-Season in Saudi-Arabien an den Start gehen.
All die Bemühungen zeigen vor allem eins: Saudi-Arabien will mit aller Macht und mit all seinen finanziellen Mittel zu einem unverzichtbaren Standort der globalen Tennistour werden.