Tennis – Rolex Monte Carlo 2024 – ATP, Tennis Herren – Sumit Nagal – Inde TENNIS – Rolex Monte Carlo 2024 – MC – 08/04/2

Sumit Nagal vollbrachte eine historische Leistung in Monte Carlo: Er gewann als erster Inder ein Match in Monta Carlo. Bild: Imago

Erster Inder mit einem Sieg in Monte Carlo – wer ist Sumit Nagal?

Sumit Nagal schaffte mit seinem Erstrundensieg in Monte Carlo Historisches. Er gewann als erster Inder ein Match bei einem 1000er-Turnier auf Sand. tennis MAGAZIN stellt den 26-Jährigen genauer vor.

Sumit Nagal ist nach 42 Jahren überhaupt erst der dritte Inder, der im Hauptfeld von Monte Carlo steht. Bisher gelang dies nur Vijay Amritraj (1977) und Ramesh Krishnan (1982). Im Gegensatz zu seinen beiden Landsmännern schaffte es Nagal nun als erster Inder, ein Match in Monte Carlo zu gewinnen. Und nicht nur das. Er ist auch der erste Vertreter seines Landes, welcher überhaupt ein Match bei einem Masters 1000er-Turnier auf Sand gewinnen konnte. Ein Meilenstein, gerade für die indische Tennisgeschichte. Nagal schlug im Fürstentum Matteo Arnaldi mit 5:7, 6:2, 6:4.

 

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Der Weg zu diesem Erfolg war für den 26-Jährigen alles andere als leicht. Geboren in der nordwestindischen Stadt Jhajjar wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Seine Familie hatte nicht das Geld, um ihm professionelles Tennistraining zu finanzieren. Bei einer Talentsichtung wurde er dann vom ehemaligen Weltranglistenersten im Doppel, Mahesh Bhupathi, unter Tausenden ausgewählt und durfte fortan an dessen Akademie trainieren. Nur so brachte er sich überhaupt in die Startposition für eine Profikarriere.

Sumit Nagal: Weg Richtung Top 100 & Zoff mit Davis Cup-Team

Nach seiner Juniorenzeit spielte Nagal ab 2015 zunächst auf der ITF-Tour. Ab 2016 war er dann auch Teil der indischen Davis Cup-Mannschaft. Hier sorgte er ein Jahr später für einen Eklat. Damals noch als Ersatzspieler brachte er nicht nur unerlaubt seine Freundin mit ins Spielerhotel, er soll zudem eine morgendliche Trainingssession aufgrund eines Katers ausgelassen haben. Anscheinend hatte er die Minibar auf seinem Hotelzimmer leergetrunken. Er bestritt die Vorwürfe zwar, flog aber dennoch vorerst aus der Mannschaft.

Im Anschluss mangelte es an konstanten Leistungen. 2020 kratzte er zwischenzeitlich an den Top 100, doch die fehlende Konstanz warf ihn wieder zurück. Eine Hüftverletzung inklusive Operation setzte ihn zwischen 2021 und 2022 außer Gefecht. Auch Coronainfektionen stoppten in mehrfach. Erst ab 2023 konnte er sich von alldem wirklich erholen.

Sumit Nagal: Durchbruch 2024

Unter anderem zwei Erfolge bei Challenger-Turnieren brachten ihn zum Ende des Jahres 2023 unter die besten 150 Spieler der Welt. 2024 startete sehr vielversprechend für Nagal. Bei den Australian Open spielte er sich durch die Qualifikation und traf dann in der ersten Runde auf Top 20-Spieler Alexander Bublik. Diesen räumte er überraschend klar in drei Sätzen aus dem Weg und stand somit zum ersten Mal seit den US Open 2020 wieder in der zweiten Runde eines Majors. Den Sprung in die Top 100 schaffte er dann nur wenig später durch den Erfolg beim Challenger in Chennai/Indien.

Sumit Nagal: Leben in Deutschland & finanzielle Probleme

Der Inder lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Genauer genommen im niedersächsischen Peine. Hierzulande hat er auch seine Liebe für die rote Asche entdeckt. Während seiner Jugendkarriere trainierte er unter anderem and der „Alexander Waske Tennis-University“ in Hessen.

In der Vergangenheit plagten ihn immer wieder finanzielle Probleme. Im September 2023 sprach er darüber mit der indischen Nachrichtenagentur PTI: „Wenn ich auf mein Bankkonto schaue, sind da nur 900 Euro. Genauso viel, wie zu Beginn des Jahres. Allein die Kosten für den Trainer liegen zwischen 100.000 und 120.000 Euro pro Saison.“

Zur Veranschaulichung: 2023 spielte er nur knapp 90.000 Euro Preisegeld ein. Obwohl er der beste Spieler des Landes ist, bekommt er vom indischen Tennisverband keine Unterstützung. Nur durch die Hilfen der MAHA Tennis Foundation und der Indian Oil Corporation (IOCL) kann er sich über Wasser halten. „Ich muss alles, was ich an Geld einnehme, sofort wieder ausgeben“, sagte er damals. Die ersten drei Monate konnte er 2023 nicht mal an seinem standardmäßigen Trainingsort, der Nansel Tennis Academy in Peine, trainieren. Es fehlte schlichtweg das Geld, um sämtliche Kosten zu decken.

Sumit Nagal: „Fehlende Förderung, fehlerhaftes System“

Der 26-jährige betonte immer wieder die fehlenden Möglichkeiten für Tennisspieler, aber auch andere Sportler aus Indien. „Es fehlt an Förderung, das System ist fehlerhaft. Wir haben ähnliches Potential wie China. Aber warum gewinnen die zum Beispiel bei Olympia 38 Goldmedaillen und Indien nur fünf bis sechs? Wir sind 1,4 Milliarden Menschen. Es fehlt einfach eine klare Linie, damit wir das Top Level erreichen können.“

In puncto Tennis läuft es dabei für die Inder aktuell gar nicht so schlecht. Rohan Bopanna steht mit 44 Jahren auf Platz eins der Doppelrangliste und hat zusammen mit Matthew Ebden sowohl die Australian Open als auch das Masters in Miami gewonnen. Sumit Nagal steht zum ersten Mal in seiner Karriere in den Top 100 und hat in Monte Carlo gegen Holger Rune erstmalig die Chance, in das Achtelfinale bei einem 1000er-Turnier einzuziehen.