Neuer Austragungsort gesucht: Kein WTA-Turnier im Hamburger Stadtpark
Ab dem 20. Juli 2024 sollte das WTA-Turnier von Hamburg eigentlich im Stadtpark der Hansestadt stattfinden. Doch nun erweist sich der Austragungsort als ungeeignet. Die Veranstalter suchen aktuell fieberhaft nach einer Alternativlösung.
Die Mitglieder das THC Horn-Hamm erfuhren es am Montagabend zuerst: Die Hamburg European Open, ein WTA-Turnier der 250er-Kategorie, wird nicht wie ursprünglich geplant vom 20. bis 26. Juli auf ihrer Anlage inmitten des Hamburger Stadtparks stattfinden. Das schrieb der Vorstand des Vereins in einer Rundmail, die tennis MAGAZIN vorliegt. „Uns sind nicht alle Hintergründe für die Absage im Stadtpark bekannt (…), informieren euch aber in Absprache mit der Veranstalterin”, heißt es in dem Schreiben.
Mit der Veranstalterin ist Sandra Reichel gemeint. Die Österreicherin hatte mir ihrer Agentur MatchMaker fünf Jahre lang (von 2019 bis 2023) erfolgreich das Herrenturnier am Rothenbaum ausgerichtet. 2021 holte Reichel ein Damenturnier zurück nach Hamburg, sodass sogar ein „combined event” entstand. Als sich aber der Deutsche Tennis Bund, dem die Turnierlizenz des ATP-Events gehört, dafür entschied, ab 2024 mit einem neuen Veranstalter (die Agentur Tennium) das Herrenturnier durchzuführen, blieb Reichel „nur” das Damenturnier. Früh signalisierte sie aber, mit ihrem WTA-Turnier in der Hansestadt bleiben zu wollen. Allerdings zunächst nicht mehr im Rothenbaum-Stadion, sondern an einem anderen Standort.
Kein „Boutique-Turnier” im Hamburger Stadtpark
Im November 2023 präsentierte Reichel schließlich ihre Pläne für das eigenständige Hamburger WTA-Turnier und sprach von einem Turnier mit „charmantem Boutique-Charakter”. Man werde das Event auf der idyllisch gelegenen Anlage des THC Horn-Hamm im Stadtpark ausrichten. Es war die Rede von einem temporären Centre Court für bis zu 2.000 Fans. „Wir sind mitten im Grünen, und die Stars werden hautnah zu erleben sein wie bei kaum einem anderen Turnier weltweit. Ich freue mich auf eine unglaublich familiäre Atmosphäre”, frohlockte Reichel.
Diese Pläne haben sich nun zerschlagen, wie Reichel auf Anfrage von tennis MAGAZIN in einem Statement bestätigt. „Der enge Turnierkalender im Olympiajahr und die Aufsplittung zwischen Damen- und Herrenturnier haben in diesem Jahr kein WTA-250-Turnier an gewohnter Spielstätte im Rothenbaum-Stadion zugelassen. Auch die im Übergangsjahr 2024 vorgesehene Ausweich-Location auf der Tennisanlage im Hamburger Stadtpark hat sich kurzfristig zerschlagen. Der zentrale Grund sind die am Halbfinal- und Finaltag bestätigten zwei Konzerte eines Rappers auf der Freilichtbühne im Stadtpark, die bereits ausverkauft sind. Die Auswirkungen durch den Konzertbetrieb sind aus Sicht des Veranstalterteams und der Frauenprofitennisorganisation WTA so immens, dass sich das Turnier nicht mit der Qualität durchführen lässt, die wir für die Spielerinnen und die Fans gewährleisten müssen. Wir arbeiten derzeit intensiv an einer Alternativlösung; wir wollen zeitnah eine neue Austragungsstätte bekanntgeben.”
Sandra Reichel über WTA-Turnier in Hamburg: „Es ist derzeit alles offen”
Zum Verständnis: Die Tennisanlage vom THC Horn-Hamm liegt in unmittelbarer Nähe zu einer Freilichtbühne, auf der im Sommer regelmäßig größere Konzerte der „Stadtpark Open Air”-Serie mit bis zu 4.000 Besuchern stattfinden. Bei den angesprochenen Konzerten am Halbfinal- und Finaltag handelt es sich übrigens um Auftritte des Berliner Rappers Finch. „Einer der Faktoren ist der Lärmpegel inklusive der Soundchecks, der genau in die Richtung geht, in der der Center Court geplant war. Aber auch die Logistik und Sicherheitskomponenten mit zwei Besucherströmen bei zwei unmittelbar benachbarten Veranstaltungen spielen eine Rolle. Dabei mussten auch die Schlechtwetter-Szenarien einkalkuliert werden”, erklärt Reichel.
Wie es nun weitergeht, ist momentan noch unklar. „Es ist derzeit alles offen, wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung. Wir sind zuversichtlich, dass unser Turnier stattfinden kann”, beteuert Reichel. Gesucht wird also ein neuer Austragungsort. Ob dieser weiterhin in Hamburg liegen wird, ist ungewiss. Selbst für die erfahrene Turniermacherin Sandra Reichel ist das eine riesige Herausforderung. Es muss nun eine Location gefunden werden, an der innerhalb von zehn Wochen das Setting für ein WTA-Turnier entsteht.