Federer: „Habe das irgendwann erwartet“
Es war bereits spät in der Nacht zum Samstag, als die offiziellen Verpflichtungen erledigt waren und sich die Augen von Roger Federer doch noch mit Tränen füllten. Oft hatte man ihn schon so gesehen, bislang allerdings nur nach großen Siegen wie nach seinem ersten in Wimbledon und in Australien vor zwei Jahren. Nach dem Halbfinal-Aus bei den Australian Open in Melbourne aber brach sich die Enttäuschung über eine schwere Niederlage Bahn. Zum ersten Mal seit den French Open 2005 findet am Sonntag (3.30 Uhr MEZ) ein Grand-Slam-Finale ohne den Schweizer statt.
„Es ist mir völlig egal, wer gewinnt“, sagte der 26-Jährige, „ich werde auch nicht versuchen, es mir anzusehen.“ Federers Bezwinger Novak Djokovic (Serbien) und der Franzose Jo-Wilfried Tsonga, der bereits am Donnerstag noch überraschender den Weltraglistenzweiten Rafael Nadal eliminiert hatte, ermitteln den Sieger. Auf jeden Fall wird ein neuer Spieler seinen Namen in die illustre Liste der Grand-Slam-Champions eintragen. „Es ist doch super für das Tennis, dass es neue Gesichter, neue Sieger gibt“, sagte Djokovic.
Federer von seinem „Monster“ befreit
Von den letzten zehn Grand-Slam-Finals gewann Federer acht und unterlag nur in Paris zweimal Nadal. „Ich habe ein Monster geschaffen“, sagte der Baseler, „von mir wird erwartet, dass ich jedes Turnier gewinne.“ Von diesem „Monster“ hat ihn Djokovic nun befreit. „Es ist sehr schwer, Woche für Woche zu versuchen zu gewinnen“, sagte der Weltranglistenerste, „immer trifft man auf Spieler, die heiß sind, Siegesserien haben oder einen überraschen.“
Den Druck spürt er schon länger, aber außer Nadal waren die Jungen noch nicht reif genug für den Meister. Im Endspiel der US-Open konnte Djokovic in den ersten beiden Sätzen sieben Satzbälle nicht nutzen. „Ich habe immer gesagt, dass da eine starke Gruppe hinter mir steht. Berdych, Baghdatis, die Jungs können alle spielen“, weiß Federer, „es kommt darauf an, es in den Majors zu tun. Rafa hat es schon geschafft, jetzt Novak. Ich habe das irgendwann erwartet.“
Jetzt ist es passiert bei diesen Australian Open, die eine Abfolge von überraschenden Ergebnissen und das Establishment ins Wackeln brachten. Der Sieg von Philipp Kohlschreiber gegen Andy Roddick gehörte dazu, das frühe Aus von Nikolai Dawydenko, die überragende Leistung von Janko Tipsarevic, der Federer an die Grenze zwang und dabei Top-Ten-Potenzial andeutete.
Das alles wurde getoppt von dem Höhenflug des „Tennis-Ali“ Tsonga und der allgemeinen Anerkennung von Djokovic als absoluten Weltklassemann. Wenn nicht alles täuscht, kann der Serbe irgendwann Federers Nachfolger als Nummer eins werden. Mit erst 20 Jahren hat er seit den French Open nacheinander bei allen vier Grand Slams mindestens das Halbfinale erreicht.
„Djokovic hat fantastisch gespielt“
„Djokovic hat fantastisch gespielt“, erkannte Federer an, „und wenn es drauf ankam, hat er die Nerven behalten und spielte seine besten Schläge.“ Diese Fähigkeit hatte sonst immer den Schweizer ausgezeichnet, das vor allem war der Unterschied. Seit Freitagnacht in Melbourne scheint wieder Normalität eingekehrt im Tennis, Federer wird weiter große Turniere gewinnen, aber andere auch. Das „Monster“ ist bezwungen.
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