French Open 2024: Tränen, Enttäuschungen & Beleidigungen
Die ersten drei Tage der French Open 2024 sind vorüber und alle Erstrunden-Partien wurden gespielt. Auch in diesem Jahr gab es bereits zum Auftakt viele Emotionen, spannende Matches, Unterbrechungen und Debütanten. tennis MAGAZIN blickt auf die Geschichten der ersten Runde in Paris.
French Open 2024: Abschied zweier Legenden?
Es vergeht nahezu kein Jahr, in dem es keinen Spieler gibt, der ein letztes Mal in Roland Garros aufschlägt. Bei dieser Ausgabe der French Open war es jedoch besonders emotional. Schließlich war es der vermutlich letzte Auftritt von zwei der größten Spieler, die jemals einen Tennisschläger in die Hand genommen haben. Die Rede ist von Andy Murray und natürlich von Rafael Nadal. Beide hatten ein spektakuläres Los für die erste Runde erhalten.
Andy Murray vs. Stan Wawrinka
Der Brite musste schon in der Abendsession des ersten Turniertages ran. Sein Gegner war eine weitere Legende des Tennissports: Stan Wawrinka. Murray gab erst vergangene Woche beim 250er-ATP in Genf sein Comeback nach fast zwei Monaten Verletzungspause. Seine bis dahin letzte Partie absolvierte er beim Masters-Turnier in Miami Ende März. Demzufolge hatte der 37-Jährige zur Vorbereitung auf die French Open nur ein Spiel unter Wettkampfbedingungen, das er gegen Yannick Hanfmann verlor.
In Paris unterlag Murray am Sonntagabend auf dem Court Philippe-Chatrier mit 4:6, 4:6, 2:6 gegen Stan Wawrinka. In allen drei Sätzen schaffte der Schweizer ein frühes Break, wohingegen Murray über die ganze Partie kein einziger Spielgewinn beim Aufschlag seines Gegners gelang. Trotzdem war es in den ersten beiden Sätzen eine weitgehend ausgeglichene Partie. Im dritten Durchgang war Murray sichtbar erschöpft und seinem Gegenüber gelang ein weiteres Break. Nach zwei Stunden und 19 Minuten entschied der 39-jährige Wawrinka das Duell der dreifachen Grand Slam-Sieger für sich. Für Murray, der im Februar Andeutungen bezüglich seines Karriereendes machte, war es damit der wohl letzte Auftritt bei den French Open.
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Rafael Nadal vs. Alexander Zverev
Während die Partie zwischen Murray und Wawrinka in erster Linie aufgrund des Legendenstatus so spektakulär war, trug bei Zverev und Nadal auch die spielerische Komponente zu einem überragenden Match bei. Nadal bereitete sich nach einer rund 14-monatigen Verletzungspause in Barcelona, Madrid und Rom auf die French Open vor, jedoch wenig erfolgreich.
Obwohl der 37-Jährige für seine Verhältnisse eher verhalten in das Match gegen Zverev startete, war es von Beginn an eine hochklassige Partie. Nachdem Zverev den ersten Satz mit 6:3 für sich entschied, nahm das Match an Fahrt auf. Im zweiten Durchgang erreichte die beste Erstrunden-Begegnung sowohl spielerisch als auch im Aspekt der Spannung ihren Höhepunkt. Zverev gelang fast erneut das frühe Break, was Nadal jedoch abwehren konnte. Anschließend drehte der Spanier auf und begeisterte das Publikum wie zu seinen besten Zeiten. Schlussendlich verlor er dennoch den Satz im Tie-Break gegen einen noch stärkeren Zverev, der auch im dritten Satz nicht lockerließ und nach rund drei Stunden das Match für sich entschied.
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Nach dem Spiel richtete Nadal emotionale Worte an die Fans: „Ich hoffe, Euch wiederzusehen, aber ich weiß es nicht“, sagte er den Tränen nahe. Eine Rückkehr nach Paris in 2025 schloss er zwar nicht zu 100 Prozent aus, deutete aber an, dass es wohl seine letzte Partie in seinem Tenniswohnzimmer war. Der Spanier legte eine unvergleichliche Karriere auf dem Sand von Roland Garros hin: 19 Teilnahmen, 122 Siege, vier Niederlagen und 14 Titel sprechen eine eindeutige Sprache. Vorausgesetzt, dass sie eine Wildcard erhalten, werden Murray und Nadal bei den Olympischen Spielen wohl ein letztes Mal in Paris aufschlagen.
French Open 2024: Deutscher Debütant begeistert
Vor zwei Wochen war der Name Henri Squire wohl den Wenigsten ein Begriff. Schließlich hat er auf der regulären ATP-Tour noch nicht eine Partie gespielt. Lediglich eingefleischten Tennisfans, die auch die ATP-Challenger-Tour verfolgen, könnten schonmal vom 23-Jährigen gehört haben. Nachdem er in den vergangenen Jahren zwei Halbfinals erreichte, holte er sich vor zwei Monaten in Hamburg seinen ersten Turniersieg bei einem Challenger.
Nun trat Squire also erstmals in der Qualifikation eines Grand Slam-Turnieres an, wo er alle drei Partien für sich entscheiden konnte. In der ersten Runde des Hauptfeldes musste der Duisburger gegen Max Purcell direkt über die volle Distanz gehen. Nachdem er zu Beginn der Partie dort weitermachte, wo er in der Quali aufgehört hatte, führte er schnell mit zwei Sätzen (6:2, 6:2). Allerdings bewies sein australischer Kontrahent Comeback-Qualitäten und glich in Sätzen aus. Anschließend entwickelte sich der entscheidende dritte Satz zu einem echten Tenniskrimi und wurde erst im Match-Tiebreak entschieden. Nachdem Squire ganze sechs Matchbälle abwehrte, verwandelte er schließlich selbst seine dritte Chance auf den Spielgewinn. Am Ende stand ein 6:2, 6:2, 3:6, 4:6, 7:6(10) auf der Anzeigetafel. In Runde zwei trifft Squire nun auf Felix Auger-Aliassime.
Nach der Partie gegen Max Purcell traf tennis MAGAZIN den Duisburger zum Gespräch. Darin erzählte er seine Gedanken zum Debüt, seine Zuversicht bezüglich kommender Aufgaben und vieles mehr.
Gemischte Gefühle aus deutscher Sicht: Herren überzeugend, Damen unglücklich
Nachdem sich Eva Lys, Jule Niemeier und Henri Squire über die Qualifikation ins Hauptfeld der French Open spielten, gingen insgesamt 13 Teilnehmer (sieben Herren, sechs Damen) aus Deutschland an den Start. Was sich bereits am Sonntag andeutete, setzte sich auch an den zwei darauffolgenden Tagen fort: Die Männer sind erfolgreich, die Frauen eher weniger.
Zunächst setzten sich Daniel Altmaier und Maximilian Marterer am Sonntag durch. Die Art und Weise hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während Altmaier gegen den Serben Laslo Djere nach über fünf Stunden Spielzeit mit 7:5, 6:4, 6:7(6), 5:7, 7:6(6) erfolgreich war, machte Marterer kurzen Prozess. Gegen den Australier Jordan Thompson siegte der Nürnberger mit 6:3, 6:2, 6:0. Am Montag folgten im Herrenwettbewerb gleich vier Partien mit deutscher Beteiligung. Wie bereits erwähnt setzten sich Alexander Zverev und Henri Squire durch. Darüber hinaus waren Yannick Hanfmann und Dominik Koepfer im Einsatz, jedoch ohne Erfolg. Hanfmann war als einziger Deutscher chancenlos und unterlag mit 3:6, 3:6, 4:6 gegen Francisco Cerundolo. Koepfer hingegen verlor nach langem Kampf mit 3:6, 4:6, 7:5, 3:6 gegen die Nummer fünf der Setzliste, Daniil Medvedev.
Lediglich eine deutsche Dame siegreich
Bei den Damen lief es aus deutscher Sicht überhaupt nicht. Tatjana Maria verlor am Sonntag mit 2:6, 3:6 ziemlich glatt. Deutlich umkämpfter ging es in den anderen drei Partien mit deutscher Beteiligung zu. Sowohl Qualifikantin Eva Lys als auch Laura Siegemund und Jule Niemeier konnten den ersten Satz für sich entscheiden. Schlussendlich konnte jedoch keine der drei Damen ihr Spiel gewinnen. Besonders eng war es bei Lys, die es mit der französischen Lokalmatadorin Caroline Garcia aufnahm. Nach einem 6:4 im ersten Satz ging der zweite Durchgang knapp mit 5:7 an die ehemalige Nummer vier der Welt, die dann auch den dritten Satz mit 2:6 für sich entschied. Am Dienstag kamen mit Angelique Kerber und Tamara Korpatsch die letzten beiden Damen zum Einsatz. Kerber unterlag Arantxa Rus mit 4:6, 3:6. Korpatsch hingegen schaffte als einzige deutsche ihre Auftakthürde. Im Match-Tiebreak setzte sie sich gegen Ashlyn Krueger durch.
French Open 2024: Top-5 Stars dominant weiter
Anders als in den vergangenen Jahren, haben die Topstars problemlos die erste Runde überstanden. Besonders die Damen ließen keine Zweifel aufkommen und dominierten über die komplette Partie. Iga Swiatek (6:1, 6:2 vs. Leolia Jeanjean), Aryna Sabalenka (6:1, 6:2 vs. Erika Andreeva) und Coco Gauff (6:1, 6:1 vs. Julia Avdeeva) gaben allesamt maximal drei Spiele ab. Genauso stark präsentierten sich Elena Rybakina (6:2, 6:3 vs. Greet Minnen) und Marketa Vondrousova (6:1, 6:3 vs. Rebeka Masarova).
Bei den Herren sieht die Bilanz ähnlich aus. Die Top-4 sind ebenfalls ohne Satzverlust in die zweite Runde eingezogen. Im Gegensatz zu den Damen, waren die Sätze jedoch deutlich umkämpfter. Titelverteidiger Novak Djokovic schlug Pierre-Hugues Herbert mit 6:4, 7:6(3), 6:4, Jannik Sinner bezwang Christopher Eubanks 6:3, 6:3, 6:4 und Alexander Zverev setzte sich wie bereits erwähnt gegen Rafael Nadal durch (6:3, 7:6(5), 6:3). Am schnellsten gewann Carlos Alcaraz, der J.J. Wolf beim 6:1, 6:2, 6:1 keine Chance ließ. Daniil Medvedev verlor als einziger Top-5-Spieler einen Satz. Schlussendlich stand aber auch bei ihm ein ungefährdeter Sieg gegen Dominik Koepfer zu Buche (6:3, 6:4, 5:7, 6:3). Aus den jeweiligen Top-Ten der Weltrangliste unterlag lediglich Maria Sakkari in Runde eins. Die Griechen verlor gegen die Französin Varvara Grachea mit 6:3, 4:6, 3:6.
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Durchwachsene Bilanz der Franzosen beim Heimspiel in Paris
Zahlreiche Teilnehmer der diesjährigen French Open kommen wenig überraschend aus Frankreich. Alleine sechs Damen und sechs Herren französischer Herkunft erhielten eine Wildcard für das Hauptfeld. Insgesamt gingen 17 Franzosen angeführt von Ugo Humbert und elf Französinnen mit Caroline Garcia als Bestplatzierte an den Start. Allerdings verlief die erste Runde für die heimischen Spieler nicht wirklich erfolgreich. Bei den Damen setzte es aus französischer Sicht vier Siege und sieben Niederlagen, während bei den Herren nur fünf der 17 Spieler ihr Match für sich entscheiden konnten. Trotz der lauten Unterstützung des heimischen Publikums, ist die Bilanz der Franzosen demnach ausbaufähig. Der weitere Turnierverlauf wird zeigen, ob jemandem mit den Fans im Rücken ein tieferer Run gelingt.
Au revoir, Alize!
Auch Alize Cornet verlor ihre Erstrunden-Partie. Bei ihrem letzten Auftritt in Roland Garros musste sie sich mit 2:6, 1:6 gegen Qinwen Zheng geschlagen geben. Die 34-Jährige war seit 2005 bei jeder Ausgabe der French Open mit von der Partie. Nach insgesamt 69 aufeinanderfolgenden Grand Slam-Teilnahmen, sechs Titeln auf der WTA-Tour und Rang elf als beste Platzierung in der Weltrangliste, beendet die Französin nun ihre Karriere.
French Open 2024: 15 Erstrunden-Matches über fünf Sätze
Bereits in der ersten Runde gab es zahlreiche Spiele, die über die volle Distanz gingen – insgesamt 15 Stück, also fast jede vierte Partie der Herren (bei den Damen wird bis zwei Gewinnsätze gespielt). Dabei gelang es zwei Spielern, einen 0:2 Satzrückstand in einen Sieg umzuwandeln: den beiden Österreichern Filip Misolic und Sebastian Ofner. Außerdem waren mit Daniel Altmaier und Henri Squire, die beide in den Match-Tiebreak gehen mussten, zwei deutsche Spieler an einer Partie über fünf Sätze beteiligt. Gleichzeitig waren es auch die einzigen beiden Partien, die im entscheidenden fünften Satz in den Tie-Break gingen.
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Regnerisches Wetter in Paris
Wie so oft im Tennis, wird der Spielplan auch bei den French Open aufgrund des Wetters durcheinander gewürfelt. Nachdem es bereits am Montag zu einer zwischenzeitlichen Regenpause kam, viel die Verzögerung am Dienstag deutlich größer aus. Abgesehen von den Plätzen, die über ein Dach verfügen, mussten die Spiele lange Zeit ausgesetzt werden. Erst nach knapp fünf Stunden konnte auch auf den Nebenplätzen wieder Tennis gespielt werden. Allerdings wurden alle am Dienstag angesetzten Doppelpartien abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
French Open: Ausraster ohne Disqualifikation
In Paris gab es nicht nur in positiver Hinsicht Emotionen. In der Partie zwischen Sebastian Ofner und Terence Atmane verlor der zweitgenannte im vierten Satz nicht nur über das Spiel die Kontrolle. Nachdem er bereits mit zwei Sätzen vorne lag, deutete alles auf den Satzausgleich hin, als Atmane einen Ball ins Publikum schmetterte. Dabei traf er eine Frau am Arm, die anschließend sichtlich Schmerzen hatte. Obwohl viele Fans und auch sein Gegner eine Disqualifikation forderten, durfte der Franzose weiterspielen. Schlussendlich verlor er die Partie gegen Ofner.
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Ärger bei David Goffin
Eine ähnlich unschöne Situation ereignete sich zwischen dem Belgier David Goffin und dem Franzosen Giovanni Mpetshi Perricard. Wie so oft unterstützte das heimische Publikum seinen Landsmann. Allerdings kam es dabei nicht nur zu Anfeuerungsrufen für Perricard, sondern auch zu Beleidigungen gegenüber Goffin. „Wenn man 3,5 Stunden lang beleidigt wird, muss man die Öffentlichkeit ein wenig verärgern. Das geht zu weit. Das ist völlige Respektlosigkeit“, sagte Goffin im Anschluss an die Partie, die er in fünf Sätzen für sich entschied.