Australian Open: Der Flo ist auf dem Sprung
Florian Mayer ist nicht gerade ein Entertainer, wenn er auf dem Platz steht. Auch wenn einige seiner unnachahmlichen Schläge wie die eingesprungene beidhändige Rückhand oder der ansatzlose Vorhandstopp durchaus Showpotenzial haben. Aber Mayer bleibt in der Regel vor allem eins: sehr ruhig. In seinem Erstrundenmatch bei den Australian Open 2011 gegen Nikolay Davydenko sah das plötzlich anders aus.
Als er bei Satzgleichstand im dritten Durchgang eine 5:3-Führung leichfertig verspielte, zertrümmerte er einen Schläger, fluchte wie wild auf deutsch, bekam zwei Verwarnungen und gewann diesen Satz schließlich noch im Tiebreak. Wenig später hatte er sogar die ganze Partie gewonnen und sorgte damit für die erste große Überraschung in Melbourne. Nach dem verwandelten Matchball ließ er sich rücklings auf den Boden fallen, dann trat er noch voller Euphorie gegen die Netzkante und ließ sich von einer kleinen deutschen Fan-Kolonie feiern. Für Mayers Verhältnisse waren das schon eruptive Emotionsausbrüche.
Mit Spaß bei der Arbeit
Es gibt viele gute Gründe dafür, dass Florian Mayer jetzt so aus sich rauskommt. Der Wichtigste: Flo, wie er von Freunden genannt wird, hat wieder eine Menge Spaß an seiner Arbeit. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit bei einem Profi, der sich 2008 eine dreimonatige Auszeit vom Circuit nahm, weil er einfach keinen Bock mehr auf Tennis hatte. Ich hatte keinen Spaß mehr auf dem Platz, bekannte Mayer letztes Jahr im großen Interview mit TENNIS MAGAZIN. Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei: Der neue Florian Mayer wird nicht wieder in ein Loch fallen, nur weil er ein paar Matches verliert.
Diese Gefahr besteht tatsächlich nicht, weil Mayer derzeit viel zu erfolgreich spielt. In Brisbane (Viertelfinale) und Sydney (Halbfinale) gelang ihm ein vielversprechender Saisonauftakt. Dann folgte der Sieg über Davydenko. Der Russe ist vielleicht nicht mehr so gefährlich wie zu seinen besten Zeiten, als er die Nummer fünf der Welt. Aber er gilt nach wie vor als einer der unangenehmsten Gegner auf der Tour, weil er konstant wie eine Ballmaschine die Kugel reinspielt. Und: Beim Turnier in Doha zu Jahresbeginn kam Davydenko erstmals nach einer langwierigen Verletzung wieder in ein ATP-Finale. Es war mit Sicherheit eines der besten Matches meiner Karriere, schätzte Mayer seinen Sieg über Davydenko ein. Die ganze Begegnung stand auf einem sehr hohen Niveau.
Vorrangiges Ziel: Top 30
Flo ist auf dem Sprung, keine Frage. Er könnte nach den Australian Open sogar die neue deutsche Nummer 1 werden. Derzeit ist er die Nummer 36 der Weltrangliste. Sein ehemaliger Trainingskollege aus der FORMAXX-Tennisbase in Oberhaching, Philipp Kohlschreiber, steht nur einen Platz vor ihm. Das interessiert mich nicht wirklich, beteuert Mayer. Das einzige Ziel, das ich mir gesetzt habe: Ich will mein bestes Ranking mit Platz 33 aus dem Jahr 2004 knacken. Damals stürmte Mayer als Nobody ins Viertelfinale von Wimbledon, sicherte sich einen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Athen und wurde von der ATP als bester Newcomer des Jahres ausgezeichnet. Danach folgte der schleichende Abstieg und Mayer fand sich im Januar 2009 auf Platz 450 in der Rangliste wieder.
Um jetzt in die Top 30 zu kommen, müsste Mayer auch sein nächstes Match in Melbourne gewinnen. Er trifft in der Nacht zum Mittwoch ab 1 Uhr deutscher Zeit auf Kei Nishikori. Der Japaner zog bei den US Open 2008 als 18-Jähriger ins Achtelfinale ein und wird seitdem als nächstes Wunderkind angepriesen. Bisher konnte er die Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Nippons Federer, wie ihn die japanische Presse nennt, hat sich nun mit Brad Gilbert einen erfahrenen Coach in sein Team geholt. Gilbert soll Nishikori für den Angriff auf die Weltspitze in Stellung bringen.
Den nächsten Gegner seines Schützlings schätzt Gilbert gegenüber tennismagazin.de als sehr gefährlich ein. Mayers Bilanz in diesem Jahr ist mit 6:2 erstaunlich gut. Er spielt das beste Tennis seines Lebens im Moment. Tobias Summerer, deutscher Ex-Profi und Coach von Florian Mayer, sieht das anders: Gegen Davydenko war es zwar sehr gut, aber Flo hat auch schon in der Vergangenheit sehr stak gespielt. Das darf man nicht vergessen.
Tim Böselercheap air jordan 11 | how often does nike release jordan 1