Lena Klenke: „Steffi Graf und Andre Agassi sind supercool“
Ab dem 29. Juni läuft auf Prime Video der Film „Perfect Match”, in dem der Beginn der Liebesbeziehung von Steffi Graf und Andre Agassi nacherzählt wird. Wir sprachen mit den beiden Hauptdarstellern Lena Klenke und Toby Sebastian.
Frau Klenke, Mister Sebastian, Sie sind beide vielbeschäftigte Schauspieler, die in den unterschiedlichsten Genres unterwegs sind. Wird man nach dem Dreh eines Tennisfilms automatisch zum großen Tennisfan?
Lena Klenke: Natürlich, was denn sonst? (lacht)
Toby Sebastian: Es gab gar keine andere Möglichkeit. (lacht)
OK, dann wissen sie ja auch bestimmt, welches große Turnier in ein paar Tagen beginnt?
Toby Sebastian: Mmh, gerade war Paris …
Lena Klenke: Wimbledon, oder?
Toby Sebastian: Klar, es muss Wimbledon sein.
Richtig! Aber jetzt mal im Ernst: Welche Verbindungen haben Sie zum Tennis?
Lena Klenke: Ich habe vor dem Film niemals in meinem Leben Tennis gespielt. Es war komplett neu für mich. Außerdem bin ich Linkshänderin, Steffi spielt aber mit rechts. Ich musste also als Linkshänderin lernen, Tennis mit rechts zu spielen. Das war die totale Verwirrung für mein Gehirn. Mein Trainer gab mir dann den Tipp, mit beiden Händen Tennis zu lernen, damit ich auch mal ein Erfolgserlebnis habe. Es war schwierig, bis alles wirklich zusammenpasste. Mir wurde aber schnell bewusst, warum viele Menschen Tennis so faszinierend finden. Dieses Gefühl, alles da draußen auf dem Platz zu geben, ist wunderbar.
Ich habe vor dem Film niemals in meinem Leben Tennis gespielt
Toby Sebastian: Ich habe als kleiner Junge mal ein paar Trainingsstunden bekommen. Richtig gut wurde ich nicht, aber Tennis habe ich immer gerne mit Freunden oder der Familie gespielt. Auch auf meinem eher bescheidenen Niveau machen mir die körperlichen und geistige Elemente dieses Sports viel Spaß. Es hat etwas von Eskapismus, wenn man mit seinem Schläger auf dem Court steht und alles um sich herum vergisst, weil man den nächsten Ball erwischen und gut zurückspielen will.
Der Film wurde schon im Spätsommer 2023 fertiggestellt. Haben Sie seitdem mal wieder Tennis gespielt?
Lena Klenke: Ich brauchte vom Tennis erst mal eine kleine Pause nach dem Dreh. Aber jetzt spiele ich manchmal mit meinem Freund.
Schlagen Sie ihn?
Lena Klenke: Nein, ich bin nicht gut genug. Mein Freund wundert sich immer: ‚Lena, du bist die beste Tennisspielerin der Welt in einem Film gewesen und dann spielst du so?‘ Ich muss ihm dann erklären, dass ich Tennis so lernen musste, wie es Steffi Graf damals spielte. Das ist schon schwer genug. Gleichzeitig spielt aber noch kaum jemand heute so. Ihr Rückhand-Slice etwa ist mittlerweile aus der Mode gekommen.
Toby Sebastian: Ich kenne das auch, dass Spielpartner plötzlich viel mehr von einem erwarten, nur weil man für ein paar Wochen in die Rolle eines großen Tennisstars geschlüpft ist. Ich habe während der Dreharbeiten mal in Spanien Tennis gespielt und da riefen auch alle: ‚Oh, jetzt kommt der große Agassi!‘ Das ist natürlich Blödsinn. Allen war von Beginn an klar, dass ich niemals so spielen werde wie Agassi. Wie auch? Aber ich hatte den Ehrgeiz, zum Beispiel seine Bewegungen oder seine Sprintgeschwindigkeit zumindest annährend so wie seine nachzuahmen.
Spielen Sie jetzt noch viel Tennis, Mister Sebastian?
Toby Sebastian: Ja, erst gestern habe ich noch mit meinem Vater gespielt, zum ersten Mal mit ihm nach langer Zeit. Da war auch dieser Elefant im Raum … oh, nein, da stand der Elefant auf dem Platz! Jedenfalls meinte mein Vater nach ein paar Ballwechseln: ‚Dafür, dass du Andre Agassi gespielt hast, hätte ich dich stärker erwartet!‘
Angesichts Ihrer – mit Verlaub – eher überschaubaren Tenniskünste sind die reinen Tennisspielszenen von „Perfect Match“ ziemlich gut geworden. Wie passt das zusammen?
Lena Klenke: Oh, das wird unseren Regisseur Florian Gallenberger freuen! Denn sein wichtiges Anliegen war: Wenn er einen Tennisfilm macht, dann nur mit richtig guten Tennisszenen. Er selbst war ein vielversprechender Spieler früher, beinahe wäre es sogar Tennisprofi geworden. Deswegen waren ihm die Tennisszenen auch so wichtig. Und damit die auch wirklich gut aussehen, hat er uns Doubles besorgt. Er musste also für mich eine Spielerin finden, die so aussieht wie Steffi, mir ähnelt und dazu noch ordentlich spielt. Mein Double war dann etwas größer als ich, aber kleiner als Steffi. Das konnte man gut durch die Kameraperspektiven kompensieren. Die Gesichter wurden bei Nahaufnahmen dann im Nachgang digital ersetzt. Ich selbst lernte bestimmte Choreographien auf dem Platz, also exakte Schrittfolgen, die denen von Steffi entsprachen. Das war mehr wie ein Tennistanz.
Ich lernte exakte Schrittfolgen, die denen von Steffi entsprachen
Steffis Beinarbeit ist bis heute kaum erreicht. Wir schwer fielen Ihnen diese Tennistänze?
Lena Klenke: Natürlich war auch das eine Herausforderung, aber ich konnte diese Bewegungen lernen. Ich selbst bin eine Läuferin, hatte also ganz gute Voraussetzungen. Dennoch musste ich die Choreographien ständig wiederholen, auch um diese Leichtigkeit und Schnelligkeit von Steffi Graf zumindest in Ansätzen auf den Platz zu kriegen.
Was wussten Sie vor dem Film über die Hauptfiguren Steffi Graf und Andre Agassi?
Lena Klenke: Als ich aufwuchs, ging Steffis Karriere gerade zu Ende. Ich habe also den ganzen Rummel um ihre Person damals nicht mitbekommen. Aber das war auch gut so für die Vorbereitung auf den Film, weil ich mir so mein eigenes Bild von ihr machen konnte. Ich habe alles über sie gelesen, was ich finden konnte. Und je besser ich sie kennenlernte, desto mehr wurde mir klar, was für eine fantastische Frau Steffi Graf ist. Wie sie mit all den krassen Situationen, die ihr Leben auch abseits des Sports ausmachten, umging, nötigt mir größten Respekt ab.
Toby Sebastian: Mir war klar, dass Agassi eine Stilikone war und als Bad Boy der Tennisszene galt. Aber ich kannte die Person hinter der Fassade nicht. Erst als ich seine Biografie „Open“ las, erfuhr ich, wie sensibel er ist und wie sehr ihn sein öffentliches Image auch belastete. Es hat mir imponiert, wie er mit diesem Zwiespalt während seiner Karriere umgegangen ist, welche inneren Kämpfe er ausfochten musste.
Was denken sie, wer von Ihnen ähnelt in seiner Rolle mehr dem Original?
Lena Klenke: Mit den Tennis-Outfits von damals, den langen Haaren und dem akkuraten Make-Up kommt Toby dem Original schon sehr nah. Mir hat es geholfen, dass ich eine Nasen-Prothese bekam. An jedem Drehtag wurde mir eine größere Nase ins Gesicht geklebt.
Es hat mir geholfen, dass ich eine Nasen-Prothese bekam
Ihre Nase war also zu klein im Vergleich zu der von Steffi Graf?
Lena Klenke: Genau, deswegen die Nasen-Prothese.
Toby Sebastian: Wenn Lena mit dieser Kunstnase vor mir stand, dachte ich wirklich, dass ich Steffi Graf ins Gesicht schaue.
Lena Klenke: Es hat uns beiden geholfen, dass wir durch die ganze Maskerade buchstäblich in unsere Rollen schlüpfen konnten. Wir haben uns quasi verkleidet und bekamen dadurch das Gefühl, den Charakteren etwas näher zu kommen.
„Perfect Match“ ist ein Spielfilm und keine Sport-Doku. War Ihnen beim Spielen immer klar, ob sich die Szene gerade wirklich so zutragen hat oder ob das nur reine Fiktion ist?
Lena Klenke: Nun, niemand weiß, wie sie genau zueinanderfanden. Das haben Steffi und Andre immer für sich behalten. Aber es gibt eben die offiziellen Termine, die Turniere, die Gala-Dinners, bei denen sie sich nachweislich begegnet sind. Was sie dort aber genau zueinander gesagt haben, wissen wir nicht. Das hat sich unser Regisseur ausgedacht, der auch das Drehbuch zum Film geschrieben hat.
Toby Sebastian: Es ist aber auch kein normaler fiktionaler Film, weil sich eben ihre Begegnungen tatsächlich zugetragen haben und sie, wie wir alle wissen, bis heute ein Paar sind. In Agassis Biografie gibt es zudem viele Hinweise auf Steffi, die wir natürlich für den Film nutzen konnten. Das ist schon eine sehr speziell erzählte Story.
Mal ein Beispiel: Zu Beginn des Films wird eine gemeinsame Pressekonferenz von Steffi und Andre 1991 in Roland Garros gezeigt, die es aber nie gegeben hat.
Lena Klenke: Ja, das wussten wir beim Drehen. Die Szene ist wichtig für den Film, weil sie verdeutlicht, wie die beiden vor den Medien funktionierten. Andre dachte zu der Zeit, dass Steffi ein „Roboter“ sei, so schreibt er es ja auch in seinem Buch. Von Steffi wissen wir es nicht genau, wie sie damals Andre einschätzte. Vielleicht dachte sie ja wirklich, dass er ein „Clown“ sei. Es ist danach spannend zu sehen, wie sich die beiden von diesem Punkt an langsam immer näherkommen.
Steffi Graf ist eine deutsche Sportikone. Wie schwer ist es, jemanden wie sie zu spielen?
Lena Klenke: Ich spürte schon mehr Druck beim Drehen, weil sie eine lebende Legende ist. Steffi Graf ist noch so präsent bei vielen Menschen. Gefühlt jeder hat seine eigene Erinnerung an sie und jeder glaubt, sie zu kennen. Wenn ich eine große Berühmtheit spiele, muss ich mich davon freimachen und meinen eigenen Zugang zu dieser Person finden.
Toby Sebastian: So bin ich meine Rolle auch angegangen. Natürlich weiß man, dass die Person, die man gerade spielt, von Millionen Menschen da draußen verehrt wird. Aber das darf man nicht an sich herankommen lassen. Ich habe versucht, Andre so zu spielen, wie ich es für richtig gehalten habe.
Wie blicken Sie jetzt, nach all dem, was Sie über Steffi und Andre erfahren haben, auf dieses Paar?
Lena Klenke: Ich empfinde große Bewunderung, vor allem für Steffi. Wie sie jetzt lebt, wie sie sich einfach aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und ihr Ding macht, finde ich supercool.
Toby Sebastian: Sie sind ein supercooles Paar, ganz einfach.
Lena Klenke: Es gibt genügend Promis, die sich zu jeder Kleinigkeit äußern und bei jedem noch so unbedeutenden Event auftauchen. Das brauchen die beiden anscheinend gar nicht.
Gab es ein Feedback der beiden zu „Perfect Match“?
Lena Klenke: Sie erfuhren von dem Film und bekamen auch das Drehbuch zugeschickt. Die einzige Resonanz, die bei uns ankam, kam von Steffi: ‚Viel Glück mit dem Film‘.
Das ist Lena Klenke
Die Schauspielerin Lena Klenke kam 1995 in Berlin zur Welt und gab schon als 13-Jährige im Film „Das letzte Schweigen“ ihr Debüt, ein nach dem Abitur begonnenes Soziologie-Studium brach sie ab. Klenke hatte mit der Kinotrilogie „Fack ju Göhte“ ihren Durchbruch – als depressive Schülerin Laura Schnabelstedt spielte sie im ersten Teil nur eine Nebenrolle, der Charakter wurde aber in den Fortsetzungen zu einer Hauptfigur. 2023 spielte sie in dem viel beachteten ARD-Film „Flunkyball“ die Hauptrolle. Zuletzt war Klenke in den hoch gelobten Serien „How To Sell Drugs Online Fast“, „Die Zweiflers“ und „Das Fest der Liebe“ zu sehen. Die 28-Jährige lebt in München.
Das ist Toby Sebastian
Der englische Schauspieler und Musiker Toby Sebastian wurde 1992 in Oxford geboren, wuchs aber größtenteils in Andalusien auf. Er hat drei Schwestern. Eine von ihnen, Florence Pugh, ist ebenfalls eine bekannte Schauspielerin. Auch die beiden anderen Schwestern, Arabella und Rafaela, haben schauspielerische Ambitionen. 2015 übernahm Sebastian die Rolle des Trystane Martell in der Fernsehserie „Game of Thrones“, die er für zwei Jahre innehatte. Dadurch wurde er einem globalen Publikum bekannt. 2017 war er in dem Film „The Music of Silence“ in der Hauptrolle zu sehen. In der italienischen Filmbiografie wird das Leben des Sängers Andrea Bocelli nachgestellt. 2018 war er in einer zentralen Rolle im Film „Burning Speed – Sieg um jeden Preis“ an der Seite von John Travolta zu sehen. Der 32-Jährige hat außerdem schon eine Reihe von Musikveröffentlichungen herausgebracht.