In diesen Tagen ist gerne vom „Geist von Stuttgart“ die Rede. Von den Tagen als Becker & Co. im Ländle zum zweiten Mal den Davis Cup gewannen. 1989 war’s. 21 Jahre später ist zwar alles viel kleiner – beim Doppel zwischen den Deutschen Andi Beck und Christopher Kas und den Südafrikanern Wesley Moodie und Rik de Voest waren rund 1500 Fans auf dem Stuttgarter Weissenhof – aber die Euphorie ist dennoch groß.
Stuttgart soll so etwas wie die deutsche Davis Cup-Hauptstadt werden. Der Österreicher Edwin Weindorfer hat sich mit seiner Agentur „emotion“ für zwei Jahre die Vorgriffsrechte zur Ausrichtung der deutschen Davis Cup-Heimspiele gesichert. Und der Deutsche Tennis Bund unterstützt die Stuttgarter. „Die Sportanlagen sind optimal. Wir können uns gut vorstellen, Stuttgart längerfristig mit dem Davis Cup zu beauftragen“, sagte DTB-Präsident Georg von Waldenfels, bevor er am Freitag zurück nach München reiste.
Heimspiel 2011 in Stuttgart?
Zumindest die Premiere glückte. Ach was: Sie hätte nicht besser ausfallen können. Ein 3:0 gegen Südafrika, nur zwei Satzverluste (im Einzel bei Florian Mayer und im Doppel beim 6:4, 3:6, 6:3, 6:4 gegen die Südafrikaner Moodie und de Voest). Und die entscheidende Meldung: Deutschland bleibt erstklassig. Am Mittwoch findet die Auslosung für 2011 in London statt. Die Chance auf ein Heimspiel für die ungesetzten Deutschen gegen einen hochkarätigen Gegner ist ziemlich groß. Weil die Deutschen in den letzten Jahren zu den großen Nationen meist reisen mussten.
Alles super? Na ja. Unter dem Strich muss man attestieren, die Südafrikaner waren zu schwach – in den Einzeln gegen Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer. Aber auch im Doppel. Zwar stellte Wesley Moodie, er verlor nicht ein einziges Mal sein Service, unter Beweis, dass er einer der besten Doppelspieler der Welt ist. Sein Partner Rik de Voest aber enttäuschte. Er war nominiert worden, weil sich der stärker eingeschätzte Jeff Coetzee am Morgen vor der Partie eine Adduktorenzerrung zuzog.
Doch bei aller Euphorie: Wäre der Gegner besser gewesen, ist fraglich, ob die Leistung von „Local Hero“ Andreas Beck gereicht hätte. Kaum zu glauben, welch leichte Volleys Beck verschlug. So machte er es seinem Partner Kas oft schwer, seinen Aufschlag durchzubringen. So gut Beck zum Teil von hinten spielte, seinen Auftritt am Netz kann man nur mit „mangelhaft“ bewerten.
Souveräne Leistung von Christopher Kas
Was Beck später auch bestätigte. Unsicher sei er gewesen, er habe nicht gewusst, wo er stehen müsse. Immer wieder habe er Patrik Kühnen um Rat gefragt. Und auch Kas. Der Trostberger ist in jedem Fall ein Gewinner von Stuttgart. Einer, der unter Druck nicht verkrampft. Das hatte er schon in Toulon gegen Frankreich unter Beweis gestellt. Es war erst sein zweiter Auftritt im Doppel für Deutschland. Er wirkte wie ein Routinier. Seine Position fürs nächste Jahr scheint gestärkt – vielleicht ja auch in einem möglichen Doppel mit Philipp Petzschner.
Eine „geschlossene Mannschaftsleistung“ attestierte Teamchef Kühnen. Womit er wohl Recht hat. Viel mehr wird von den Tagen in Stuttgart auch nicht hängen bleiben. 2011 wird der Auftaktgegner in jedem Fall um ein Vielfaches stärker sein. Den Veranstalter Edwin Weindorfer wird es freuen. „Dieses Duell ist ja nicht das attraktivste, ermöglicht uns aber, in den kommenden Jahren interessante Veranstaltungen durchzuführen“, sagte er. Vielleicht ja schon im März 2001. Es würde in jedem Fall interessanter werden.