Hamburg Open: Zoff bei Zverev und Fils
Das diesjährige Finale am Hamburger Rothenbaum war ein historisches. Nach drei Stunden und 33 Minuten verpasste Lokalmatador Alexander Zverev die Titelverteidigung in seiner Heimatstadt gegen den Franzosen Arthur Fils. Im Laufe des Matches kam es dabei immer wieder zu Spannungen.
Der kühle Handschlag von Alexander Zverev nach dem verlorenen Finale sagte einiges über dessen Gemütszustand aus. Er würdigte seinen Gegner keines Blickes, gab dem Stuhlschiedsrichter die Hand und setzte sich auf seine Bank. Auch bei der anschließenden Siegerehrung waren dem 27-Jährigen Enttäuschung und Verärgerung noch deutlich anzumerken. So hielt sich die Gratulation an seinen Gegner in Grenzen. „Du hast den Sieg verdient. Genieß den Moment.“ Mehr brachte Zverev nicht raus.
WHAT. A. MATCH 🥵
The moment Arthur Fils defeated Zverev for the biggest win of his career and his FIRST ATP 500 title!#HamburgOpen pic.twitter.com/BjX3etT3Q5
— Tennis TV (@TennisTV) July 21, 2024
Der Grund dafür findet sich am Ende des dritten Satzes. Beim Stand von 5:5 und Breakball Zverev servierte Fils plötzlich von unten. Geplagt von Krämpfen habe er in dem Moment nicht normal servieren können, erklärte der Franzose später. Zwar trudelte der Aufschlag knapp ins Aus, den Punkt machte Fils später trotzdem über einen „normalen“ zweiten Aufschlag. Insgesamt vereitelte er 21 von 22 Breakchancen seines Gegners. Noch nie hatte Zverev über zwei Gewinnsätze so viel Chancen verspielt. Beim darauffolgenden Seitenwechsel baute sich der Franzose dann vor dem auf seiner Bank sitzenden Zverev auf und begann mit ihm zu diskutieren. Stuhlschiedsrichter Timo Janzen musste den 20-Jährigen schließlich auf seine eigene Bank beordern.
In der Pressekonferenz nach dem Finale darauf angesprochen wollte sich Zverev nicht zu der Situation äußern, versicherte aber, dass ihn der Aufschlag von unten nicht gestört habe: „Er kann machen, was er will. Ich stand vier Meter hinter der Grundlinie, da ergibt ein Aufschlag von unten durchaus Sinn.“ Turniersieger Fils hingegen sah die Situation anders: „Sascha war verärgert wegen meines Aufschlags. Ehrlich gesagt, habe ich nicht ganz verstanden, warum er sauer war.“
Kein Wasser für Fils & Handtuch-Drama
Schon im Vorfeld dieser Szene hatte sich vor allem der Franzose immer wieder beschwert und diskutierte zum Teil länger mit dem Stuhlschiedsrichter. Zum einen dauerte es wohl zu lange, bis er frisches Wasser bekam. Die Wasserstation neben seiner Bank war nicht mit Strom versorgt. Eine Unachtsamkeit, die gerade bei dem schwülen Wetter nicht hätte passieren dürfen.
Zum anderen monierte Fils immer wieder darüber, dass ihm sein Handtuch von den Ballkindern nicht schnell genug gebracht wurde. Hygienebedingt war das Ballpersonal seit der Corona-Pandemie nicht mehr dafür verantwortlich, den Spielern ihr Handtuch zwischen den Ballwechseln zu reichen. Nach Wimbledon änderte sich diese Regelung allerdings wieder. Eine durchaus umstrittene Entscheidung.
Auch Zverev fiel der drückenden Hitze während des ersten Satzes zum Opfer. Der Blutzuckerspiegel des Diabetikers sauste in den Keller und er setzte sich Mitten im Aufschlagspiel auf die Bank und musste behandelt werden. „Mir ist super schlecht. Ich habe das Gefühl, ich muss mich übergeben“, entgegnete er gegenüber Turnierarzt Dr. Volker Carrero. Ein paar Gramm Elektrolyte später konnte der amtierende Olympiasieger dann weiterspielen. Sein Knie, welches einen Turnierstart zu Beginn fraglich gemacht hatte, bereitete ihm indes keine Probleme.
Versöhnliches Ende eines hitzigen Matches
Auch wenn die Stimmung zwischen den beiden merklich angeheizt war, gab es zum Ende doch noch eine schöne Szene. Die Konkurrenten bekamen jeweils eine Flasche Champagner in die Hand gedrückt. Zverev zögerte kurz, ließ dann den Korken knallen und spritzte Fils mit dem Schaumwein ab.
Einen vernünftigen Handschlag gab es daraufhin ebenfalls noch. Der Turniersieg ließ den Franzosen auf Rang 20 in der Weltrangliste vorrücken. Beinahe wäre es allerdings gar nicht zum größten Erfolg seiner Karriere gekommen. Eigentlich wollte Fils im Vorfeld von Olympia nämlich mit seinen Freunden Urlaub in Cannes machen. Seine Familie hatte in daraufhin überzeugt, doch lieber in Hamburg anzutreten. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellte.
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